Gespräche des Konfuzius

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Analekten des Konfuzius)

Die Gespräche oder Analekten des Konfuzius (chinesisch 

論語

 / 

论语

, Pinyin

lún yǔ

), wörtlich etwa: Gesammelte Aussprüche, ist einer der dreizehn Klassiker der kanonischen konfuzianischen chinesischen Literatur. Sie gehören auch zu den Vier Büchern.

Alter

Der Tradition nach wurden die Gespräche von Konfuzius’ Schülern aufgezeichnet. Neuere Studien datieren den Text jedoch in die späte Zeit der Streitenden Reiche (475–221 v. u. Z.) oder sogar in die Westliche Hàn-Zeit (207 v. bis 9 u. Z.).[1]

Die Texte wurden in der Qin-Dynastie im 3. Jahrhundert v. Chr. verboten, Aufzeichnungen fielen der Vernichtung anheim. Eine Rekonstruktion gestaltete sich daher zunächst schwierig. Die Analekten, wie wir sie heute kennen, stammen großteils von Zheng Xuan, der von 127 bis 200 n. Chr. in der Han-Dynastie lebte und auch den ersten Kommentar zum Lun Yu verfasste. Für seine Zusammenstellung des Textes, wofür ursprünglich sogar eine kaiserliche Kommission eingesetzt war, standen ihm im Wesentlichen drei Originaltexte zur Verfügung. Eine 20 Kapitel beinhaltende Fassung stammt aus dem Staate Lu, in dem Konfuzius geboren wurde und die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat. Der Zweite stammt aus Qi, war mit 22 Kapiteln ausführlicher als der Erste und schien aus einer späteren Zeit zu stammen. Der dritte Text gilt als der authentischste und ist zugleich auch der älteste. Der Altes Lun Yu genannte Text mit 21 Kapiteln wurde ungefähr 150 v. Chr. angeblich im noch erhaltenen Wohnhaus Konfuzius’ entdeckt und war in einer alten Schrift abgefasst.[2]

Einfluss auf die chinesische Kultur

Konfuzius hat einen beispiellosen Einfluss auf die chinesische Kultur und Entwicklung ausgeübt. Er war jedoch Praktiker, bemerkte früh, dass seine Lehren zu seiner Zeit nicht anerkannt würden und verließ sich deshalb auf die Ausbildung seiner Schüler. Aus diesem Grund existiert auch kein einziges von Konfuzius’ selbst verfasstes Werk. Konfuzius’ Lehre hat erst nach seinem Tod an Bedeutung gewonnen. Das Lun Yu besteht aus Analekten, Zitaten und Gesprächen des Meisters mit seinen Schülern. Weiter beinhalten sie Kritik an Zeitgenossen, die Beschreibung des konfuzianischen Idealmenschen und Anleitungen zur persönlichen Charakterentwicklung. Sie sind somit eine Zusammenfassung des Konfuzianismus, der auf vier Grundlagen aufbaut:

In der Song-Dynastie wurde das Lun Yu mit dem Werk des Mengzi, dem Buch Mitte und Maß sowie dem Großen Lernen zum klassischen Kanon der Vier Bücher zusammengefasst. Das Ansehen der Gespräche zeigt sich auch in der Vielzahl seiner Kommentatoren, zu denen u. a. Kang Youwei und Zhang Taiyan gehören.[2]

Bedeutung in Deutschland

Auch in Deutschland fanden die durch Richard Wilhelm übersetzten Texte Anklang. Dies hing mit einer aufkeimenden Faszination an asiatischen "Weisheitswerken[3]" im 19. Jahrhundert zusammen.

Authentizität

Neben den strebsamen Schülern des Konfuzius, die mit höchster Akribie versucht haben, die Gedanken ihres Meisters für die Nachwelt zu sichern, gab es einige Versuche, die Lehre zu korrumpieren. Außerdem sind seit Konfuzius’ Tod und der ersten ernsthaften Zusammenfassung der Gespräche mehr als 600 Jahre vergangen, in denen viel Material verlorenging. Es gibt heute noch einige unerklärliche und nicht entschlüsselte Stellen in den Lun Yu, aber dank gründlicher Forschung kann ein Großteil der Gespräche des Meisters als authentisch anerkannt werden.

Literatur

  • Kungfutse: Lun Yü. Gespräche. Aus dem Chinesischen übertragen und herausgegeben von Richard Wilhelm (Diederichs gelbe Reihe: China), Eugen-Diederichs-Verlag, Düsseldorf u. Köln 1980, ISBN 3-424-00622-X.
  • Konfuzius: Gespräche (Lun-yu). Aus dem Chinesischen übersetzt und herausgegeben von Ralf Moritz (Reclams Universal-Bibliothek Band 888), Philipp Reclam jun., Leipzig 1988, ISBN 3-379-00004-3; Neuauflage: Philipp Reclam jun., Stuttgart 1998, ISBN 3-15-009656-1.
  • Wojciech Jan Simson: Die Geschichte der Aussprüche des Konfuzius (Lunyu). Dissertation Universität Zürich, 2002 (Welten Ostasiens Band 10), Lang, Bern u. a. 2006, ISBN 3-03910-967-7.

Weblinks

Wikisource: Lunyu – Quellen und Volltexte (chinesisch)

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Behr: Der gegenwärtige Forschungsstand zur Etymologie von rén 仁 im Überblick. In: Bochumer Jahrbuch zur Ostasienforschung. Jahrbuch 38, 2015, S. 199–224, hier S. 205.
  2. a b Ralf Moritz in: Konfuzius Gespräche, Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1962 (2. Auflage)
  3. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt: Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. 5. Auflage. C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-58283-7, S. 1153.