Andrei Borissowitsch Subow

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Andrei Subow (2008)

Andrei Borissowitsch Subow (russisch Андре́й Бори́сович Зу́бов, wissenschaftliche Transliteration Andrej Borisovič Zubov;16. Januar 1952 in Moskau) ist ein russischer Historiker, Politologe, Theologe und ehemaliger Professor des Staatlichen Moskauer Instituts für Internationale Beziehungen (MGIMO) (2001–2014).

Am 1. März 2014 kritisierte er in einer Kolumne für die Zeitung Wedomosti die Annexion der Krim als „gefährliches Abenteuer“ und verglich Wladimir Putins Vorgehen mit dem Anschluss Österreichs 1938.[1] Das MGIMO kündigte Subow daraufhin.[2] Am 11. April 2014 wurde die Entlassung zurückgenommen, jedoch wurde sein Arbeitsvertrag nicht mehr verlängert und Zubow verließ MGIMO am 30. Juni 2014.

In einem Radiointerview erklärte Subow zu den möglichen Motiven Putins, dass es diesem nicht in erster Linie um die Eroberung fremder Länder gehe, sondern darum, Russen und Ukrainer zu entzweien. Durch die Diskreditierung der Aktivisten des Euromaidan versuche Putin zu verhindern, dass es zu vergleichbaren Protesten in Russland komme.[3]

Unter dem Eindruck von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine seit Februar 2022 verglich Subow das Vorgehen des russischen Präsidenten in einer Stellungnahme mit dem sowjetischen Krieg gegen Finnland 1939/40. Damals sei der Truppenvormarsch der Angreifer nach Einnahme des Grenzgebiets durch die Widerstandskraft der Verteidiger rasch zum Stillstand gekommen. Seinerzeit hätten Stalin und Molotow letztlich doch mit der finnischen Regierung verhandeln müssen, die man bereits für geflohen erklärt hatte. Heute habe der Kreml das erklärte Ziel, den Präsidenten der Ukraine Wolodymyr Selenskyj abzusetzen, bereits kassiert. „Der Plan, siegreich in Charkiw, Mariupol und Odessa einzumarschieren, begrüßt von jubelnden Ukrainern, ist nicht aufgegangen.“ Militärexperten vermerkten erstaunt die geringe Kampfkraft der russischen Armee, ähnlich wie 1939/40 im sowjetisch-finnischen Krieg. Die Isoliertheit Russlands nach der Ukraine-Invasion zeige sich auf internationaler Ebene durch die Verurteilung in der UN-Resolution vom 2. März 2022. Die beispiellosen Sanktionen gegen Russland ließen ein schnelles Zusammenbrechen des russischen Wirtschafts- und Finanzsystems erwarten und trieben das Land in die Zahlungsunfähigkeit. Die gebildete Schicht und machtnahe Eliten in Russland hätten unterdessen verstanden, dass dieser Krieg und nahezu die gesamte Regierungszeit Putins gescheitert seien. Die Politik des „Sammelns russischer Erde“ und der Wiedergeburt Groß-Russlands erlitten gerade ihren Bankrott auf den Feldern der Ukraine. „Nachdem Putin sowohl in diesem Moment in der Ukraine als auch in seiner langjährigen Politik eines bolschewistisch-tschekistischen Reenactments ein vollständiges Debakel erlitten hat, muss er zweifellos zurücktreten. Russland kann nicht von einem politischen Bankrotteur regiert werden. […] Die Alternativen zu einem freiwilligen Rücktritt des Verursachers dieses für das 21. Jahrhundert unerhörten, blutigen Abenteuers sind eine schrecklicher als die andere.“[4]

Fußnoten

  1. Andrei Sobow: Это уже было. In: Wedomosti. 1. März 2014
  2. Friedrich Schmidt: Russland und die Nazi-Vergleiche: 1938 wurde ihm zum Verhängnis. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. März 2014
  3. Claire Bigg: Interview: In Crimea, Putin Has „Lost His Mind“. In: Radio Free Europe/Radio Liberty. 3. März 2014
  4. Andrei Subow: Die Welt hat sich abgewandt. Der Ukraine-Krieg ist ein Fiasko für Russland. Putin muss zurücktreten. In: Der Tagesspiegel, 16. März 2022, S. 19. (Ursprünglich erschienen am 11. März 2022 auf Karenina. Petersburger Dialog online)