Anneliese von Ribbentrop

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Annelies von Ribbentrop (* 12. Januar 1896 in Mainz; † 5. Oktober 1973 in Wuppertal) war die Ehefrau des Kriegsverbrechers Joachim von Ribbentrop und veröffentlichte nach seinem Tod dessen Aufzeichnungen.

Leben

Anna Elisabeth Henkell war eine Tochter des Unternehmers Otto Henkell, Inhaber der Henkell & Co. Sektkellerei, und dessen Frau Katharina geborene Michel, genannt Käthe. Anna Elisabeth wurde, und so ist dann auch der Gebrauch ihres Vornamens geblieben, Annelies genannt. In Biebrich bei Wiesbaden wuchs sie auf. Bei einem Tennisspiel lernte sie Joachim Ribbentrop, ehemaliger Oberleutnant und Mitglied der Militärmission in Konstantinopel, kennen und ging mit ihm am 5. Juli 1920 in Wiesbaden die Ehe ein. Sie lebten in Berlin-Dahlem und hatten fünf gemeinsame Kinder. Ihr Haus in Berlin-Dahlem wurde bereits in den 20er Jahren zu einer Begegnungsstätte politischer und wirtschaftlicher Prominenz. Da sich ihr Mann 1925 von einer entfernten 1884 geadelten Tante, Gertrud von Ribbentrop, adoptieren ließ, führte die Familie ab diesem Zeitpunkt den Familiennamen von Ribbentrop.[1]

Joachim von Ribbentrop hatte Adolf Hitler 1932 kennengelernt und trat am 1. Mai 1932 der NSDAP bei.[2] Seinem Beispiel folgend, vollzog Annelies von Ribbentrop kurze Zeit darauf ebenfalls diesen Schritt. In den Jahren 1932 bis 1933 gehörte Hitler zeitweilig zu den Gästen des Hauses Ribbentrop, da sich Joachim von Ribbentrop nach der Reichstagswahl Juli 1932 angeboten hatte, zwischen Reichskanzler Franz von Papen und Hitler Gespräche zu vermitteln. Mehrfache Geheimgespräche fanden statt, wobei sie z. T. Protokoll führte.[3] Im September 1935 wird Adolf von Ribbentrop geboren, welcher Patensohn von Hitler wird. Die Taufe in der Dahlemer Gemeinde in Berlin wird durch Martin Niemöller verweigert. Annelies beschwerte sich direkt bei Hitler, fand aber einen anderen Taufpfarrer.[4] Am Ende des Krieges suchte Annelies von Ribbentrop kurzzeitig Zuflucht im Rheinland; 1945 wurde sie im Internierungslager Dachau inhaftiert.[5] Joachim von Ribbentrop, der sich in Hamburg einen Unterschlupf gesucht hatte, wurde am 14. Juni 1945 von britischen Militärangehörigen festgenommen.

Annelies von Ribbentrop veröffentlichte die Aufzeichnungen ihres 1946 vom Internationalen Militärtribunal in Nürnberg als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilten und am 16. Oktober hingerichteten Mannes[1] im von Helmut Sündermann geleiteten geschichtsrevisionistischen Druffel-Verlag in Leoni am Starnberger See.[6] Außerdem schrieb sie ein Buch über „die Ursachen des Zweiten Weltkriegs“.[7]

1973 erhielt sie auf dem Jahreskongress der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik (GfP) in Bad Godesberg die Ulrich-von-Hutten-Medaille.

Schriften (Auswahl)

  • Hrsg.: Zwischen London und Moskau. Erinnerungen und letzte Aufzeichnungen. Druffel, Leoni am Starnberger See 1953.
  • Verschwörung gegen den Frieden. Studien zur Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges. Druffel, Leoni am Starnberger See 1962.
  • Deutsch-englische Geheimverbindungen. Britische Dokumente der Jahre 1938 und 1939 im Lichte der Kriegsschuldfrage (= Veröffentlichungen des Institutes für Deutsche Nachkriegsgeschichte, Band 4). Verlag der Deutschen Hochschullehrer-Zeitung, Tübingen 1967.
  • Die Kriegsschuld des Widerstandes. Aus britischen Geheimdokumenten 1938/39 (= Deutsche Argumente, 2). 2. Auflage, Druffel, Leoni am Starnberger See 1975, ISBN 3-8061-0660-6.

Weblinks

  • Anneliese von Ribbentrop im Munzinger-Archiv, abgerufen am Internationales Biographisches Archiv 52/1953 vom 14. Dezember 1953 (Artikelanfang frei abrufbar)

Einzelnachweise

  1. a b Deutsche Biographie: Ribbentrop, Joachim von - Deutsche Biographie. Abgerufen am 12. Juli 2020.
  2. Wolfgang Michalka: Ribbentrop und die Deutsche Weltpolitik 1933–1940. Wilhelm Fink Verlag, München 1980, S. 32 f.
  3. Joachim Petzold: Franz von Papen: ein deutsches Verhängnis. Buchverlag Union, 1995, ISBN 978-3-372-00432-6, S. 153 (google.de [abgerufen am 21. Juni 2020]).
  4. Anna Maria Sigmund: Die Frauen der Nazis. Heyne, 2002, ISBN 978-3-453-86152-7, S. 150, 151 (google.de [abgerufen am 21. Juni 2020]).
  5. Die Berliner Zeitung (herausgegeben in der Sowjetischen Besatzungszone Berlins) meldete am 27. Juni 1945, dass „Anneliese Ribbentrop“ auf einem dänischen Schiff auf dem Weg nach Deutschland erkannt und festgenommen wurde.
  6. RIBBENTROP-MEMOIREN: Erster am Galgen. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1953, S. 9–12 (online16. Dezember 1953).
  7. AUTOREN: ANNELIES VON RIBBENTROP. In: Der Spiegel. Nr. 11, 1962, S. 89 (online14. März 1962).