Steterburger Annalen
Als Steterburger Annalen (lateinisch: Annales Stederburgenses) wird die im späten 12. Jahrhundert, wahrscheinlich von Gerhard von Steterburg († 1209), verfasste Gütergeschichte des Stifts Steterburg bezeichnet. Gerhard war seit dem Jahr 1164 Propst des Frauenstifts in Steterburg, einem Teil des heutigen Salzgitter-Thiede, in Niedersachsen.
Beschreibung
Die Chroniken beschreiben Ereignisse zwischen den Jahren 1000 und 1195, dem Todesjahr Heinrichs des Löwen. Teile der Aufzeichnungen wurden von Gerhard selbst verfasst, andere von ihm veranlasst.
Ausführlich berichten die Annalen fast nur über die Gütergeschichte des Stifts. Sie sind aber auch eine der aufschlussreichsten Quellen über das Schicksal Heinrichs des Löwen nach 1177, zum Zeitpunkt des beginnenden Konflikts mit Friedrich I. Barbarossa, allerdings in einseitig welfenfreundlicher[1] Darstellung.
Die Chroniken wurden, gemeinsam mit Abschriften von Urkunden und Auszügen aus weiteren Annalen, in einem Copialbuch des Stifts aus dem 14. Jahrhundert zusammengefasst. Das Copialbuch gehört zum Bestand des Staatsarchivs Wolfenbüttel und wird von der Herzog August Bibliothek um 1316 datiert.
Rezeption
Die Steterburger Annalen sind die einzige Quelle, die das Alter von Heinrich dem Löwen nennt und berichten, dass er 1195 in seinem 66sten Lebensjahr starb. Folglich wurde er um 1129/1130 geboren.[2][3] Dagegen geht die jüngere Forschung davon aus, dass Heinrich erst 1133/1135 geboren wurde.[4][5]
Gottfried Wilhelm Leibniz nutzte die Steterburger Annalen im ersten Band[6] seines Werkes Scriptores rerum Brunsvicensium (1707–1711), eine Quellensammlung zur welfischen und niedersächsischen Geschichte.
Ausgabe
- Annales Stederburgenses. In: Georg Heinrich Pertz u. a. (Hrsg.): Scriptores (in Folio) 16: Annales aevi Suevici. Hannover 1859, S. 197 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
Literatur
- Eduard Winkelmann: Der sächsische Annalist. Verlag Franz Duncker, Berlin 1864.
- Wilhelm Wattenbach: von Steterburg, Gerhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 758 f.
- Horst Eckert: G. W. Leibniz - Scriptores rerum Brunsvicensium. Verlag Vittorio Klostermann, Frankfurt a. M. 1971, ISBN 3-465-00563-5.
Weblinks
- Chronicon Stederburgense im Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“
- Website der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Einzelnachweise
- ↑ Wilhelm Wattenbach: von Steterburg, Gerhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 758 f.
- ↑ Lothar Mikulla: Fürstenopposition gegen die Reichsgewalt im 12. Jahrhundert. Tectum Verlag, Marburg 2003, S. 121.
- ↑ Karl Jordan: Heinrich der Löwe. Eine Biographie. 4. Auflage, München 1996, S. 25.
- ↑ Joachim Ehlers: Heinrich der Löwe. Biographie. München 2008, S. 47 ff.
- ↑ Karin Feldmann: Herzog Welf VI. und sein Sohn − Das Ende des süddeutschen Welfenhauses. Diss., Tübingen 1971, S. 13–15.
- ↑ Gottfried Wilhelm Leibniz: Chronicon Stederburgense, cui inserta Gerhardi Praepositi De Henrici Leonis postremis rebus gestis beatoque ex hac vita excessu historica narratio…. In: Scriptores rerum Brunsvicensium. Band 1, Hannover 1707, S. 849–870 (Latein, uni-duesseldorf.de).