Anomalodesmata

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Anomalodesmata

Thracia convexa

Systematik
Stamm: Weichtiere (Mollusca)
Unterstamm: Schalenweichtiere (Conchifera)
Klasse: Muscheln (Bivalvia)
Unterklasse: Autolamellibranchiata
Überordnung: Anomalodesmata
Wissenschaftlicher Name
Anomalodesmata
Dall, 1889

Die Anomalodesmata sind eine Großgruppe der Muscheln (Bivalvia), die in den neueren Klassifikationen als Ordnung oder Überordnung innerhalb der Autolamellibranchiata geführt wird. Es handelt sich um eine große, sehr diverse und in vielen Lebensräumen vorkommende Muschelgruppe.

Charakterisierung

Die Gehäuse der meisten Anomalodesmata sind, wie vom Grundbauplan der Muscheln übernommen, gleichklappig. Unter den jüngeren Gruppen besteht jedoch die Tendenz zu schwacher bis starker Ungleichheit der beiden Klappen. Die meisten Anomalodesmata besitzen keine Zähne im Schloss, d. h. die Zähne sind weitgehend reduziert. Andere Gruppen haben zwar einfache Zähne, die jedoch sekundär entstanden sind. Das Ligament liegt ursprünglich extern, kann bei abgeleiteten Formen auch halbintern oder auch intern in einem sog. Lithodesma oder Chondrophor liegen. Chondrophoren scheinen jedoch mehrfach unabhängig voneinander entstanden zu sein. In einigen Gruppen ist das Ligament sogar vollständig reduziert. Die Schalen aller Vertreter der Anomalodesmata sind aragonitisch, und die meisten haben eine prismatisch-perlmuttrige Mikrostruktur (Perlmutter innen, prismatische Schicht außen), die vom organischen Periostrakum überdeckt ist. Einige wenige Gruppen haben unabhängig voneinander homogene Schalenstrukturen entwickelt. Ein weiteres typisches Merkmal der Anomalodesmata sind Spicula auf der Schalenoberfläche, die im Periostrakum verankert sind. Sie werden im Mantel produziert, bevor sie dann in das Periostrakum eingebaut werden. Die Spicula sind oft in Reihen angeordnet und dienen wohl der besseren Verankerung im Sediment. Die überwiegende Mehrzahl der Anomalodesmata sind isomyar, d. h. die beiden Schließmuskeln sind annähernd gleich groß, nur wenige Formen sind anisomyar. Der Fuß ist in der Regel gut entwickelt, die Siphonen können bei grabenden Formen recht groß sein. Die Kiemen sind bei der Mehrzahl der Gruppen eulamellibranchiat. Lediglich eine kleinere Gruppe (Septibranchia) hat die Kiemen zu einem Septum umgebildet.

Lebensweise

Die Anomalodesmata sind ausschließlich marin lebende Muscheln. Gelegentliche Berichte von im Süßwasser lebenden Vertretern haben sich als Irrtum erwiesen. Heutige Vertreter der Anomalodesmata kommen von den Intertidalbereichen bis in die Tiefsee vor. Und auch innerhalb dieses Tiefenbereichs haben sie sich ein breites Spektrum von Lebensräumen erschlossen, vom unterschiedlich tiefen Eingraben in Weichsedimenten bis zum Bohren in Hartsubstraten oder Anheften an Hartsubstraten mittels eines Byssus oder durch Anzementierung. Die meisten Arten ernähren sich "Muschel-typisch" als Filtrierer. Daneben gibt es auch einige Formen, die sich, für Muscheln sehr ungewöhnlich, räuberisch von kleinen Krebstieren ernähren.

Systematik

Die Anomalodesmata werden in den meisten älteren Klassifikationen als Überordnung oder gar als Unterklasse der Muscheln geführt. Nach den neueren Untersuchungen von Harper et al. (2006) ist dies jedoch nicht gerechtfertigt. Die Anomalodesmata werden deshalb von diesen Autoren nur noch als Ordnung betrachtet. Allerdings enthalten die Anomalodesmata zwei gut unterscheidbare Gruppen: die Septibranchia Pelseneer, 1889 und die Familien, die bisher in der Ordnung Pholadomyoida zusammengefasst wurden. Hier wird im Wesentlichen der Untergliederung der MolluscaBase gefolgt, die allerdings auf die Ordnungen Pholadomyoida und Septibranchia verzichtet.[1]

Belege

Literatur

  • Michael Amler, Rudolf Fischer & Nicole Rogalla: Muscheln. Haeckel-Bücherei, Band 5. Enke Verlag, Stuttgart 2000 ISBN 3-13-118391-8.
  • Rüdiger Bieler & Paula M. Mikkelsen: Bivalvia - a look at the Branches. Zoological Journal of the Linnean Society, 148: 223–235, London 2006.
  • Elisabeth M. Harper, Hermann Dreyer & Gerhard Steiner: Reconstructing the Anomalodesmata (Molluusca: Bivalvia): morphology and molecules. Zoological Journal of the Linnean Society, 148: 395–420, London 2006

Einzelnachweise