Missionshaus St. Augustin

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Missionshaus (2014)
Luftaufnahme (2013)

Das Missionshaus St. Augustin offiziell Missionspriesterseminar St. Augustin (benannt nach dem Heiligen Augustinus von Hippo) ist eine Niederlassung der Steyler Missionare in der Stadt Sankt Augustin, die nach dem Missionshaus benannt ist. Der Campus beherbergt heute die wissenschaftlichen Institute Anthropos-Institut, Steyler Missionswissenschaftliches Institut und Monumenta Serica, sowie die Missionsprokur, die Steyler Bank, das China Zentrum und das Provinzialat der deutschen Provinz SVD. Auf dem Gelände befindet sich zudem das inzwischen geschlossene Museum Haus Völker und Kulturen[1] und befand sich bis April 2021 die Kölner Hochschule für Katholische Theologie des Erzbistums Köln. Sie war bis zum Februar 2020 in Trägerschaft der Steyler Missionare.

Geschichte

Gebäude der Steyler Bank
Völkerkundemuseum
Christusstatue

Das Missionshaus St. Augustin wurde zum Zweck der Aushilfe in der Seelsorge und als Heim für erholungsbedürftige Ordensangehörige gegründet und 1913 bezogen.

Im Ersten Weltkrieg wurde es als Reservelazarett genutzt, wobei Ordensangehörige bei der Pflege Verwundeter halfen. Nach Kriegsende nahmen Besatzungssoldaten das Missionshaus in Beschlag, um sich dort einzuquartieren. Im September 1919 zogen die letzten Soldaten ab, so dass das Gebäude wieder den Steyler Missionaren überlassen war.

Seit September 1919 diente St. Augustin als Novizenhaus, 1925 schlossen sich ein Priesterseminar mit Ordenshochschule an, die Philosophisch-Theologische Hochschule SVD St. Augustin, die 1983 staatlich anerkannt wurde und im Februar 2020 durch das Erzbistum Köln übernommen wurde. Die Hochschule wurde im April 2021 am Standort Sankt Augustin geschlossen und an den Standort Köln-Lindenthal verlagert.[2][3]

Die Nationalsozialisten beschlagnahmten 1941 das Missionshaus und wiesen alle Bewohner aus. In den folgenden Kriegsjahren trafen das Gebäude mehrere Fliegerbomben und beschädigten es sehr. Als das unmittelbare Umland von amerikanischen Truppen erobert war, wurden am 25. März 1945 ungefähr 5.000 Menschen aus den umliegenden Dörfern Menden, Mülldorf und Niederpleis für 24 Stunden in die noch stehenden Räume des Missionshauses evakuiert. Nach Kriegsende diente die Ruine kurzzeitig als Zwischenlager für die Heimkehr französischer Zwangsarbeiter. Bereits 1945 kehrten die ersten Steyler Hausbewohner nach St. Augustin zurück und begannen mit Instandsetzungsarbeiten. Im März 1947 war das Gebäude mit Ausnahme der Kirche wieder instand gesetzt. 1948 konnte auch die Kirche bezogen werden.

1946 nahmen die Steyler Missionare in einem Flügel des Missionshauses ein katholisches Altenheim auf, dessen vorherige Räumlichkeiten teilweise im Krieg zerstört wurden. 1960 zog das Heim in einen eigenen einige hundert Meter entfernten Neubau um – in das heutige CBT-Altenheim St. Monika –, weil die Steyler Missionare Eigenbedarf anmeldeten.[4]

Nach dem Krieg diente St. Augustin wieder zur Ausbildung des Ordensnachwuchses. Schon 1946 empfingen neun Diakone die Priesterweihe.

Im Jahr 1962 zog das Steyler ethnologische Anthropos-Institut aus dem schweizerischen Froideville (Gemeinde Posieux, Kanton Freiburg) nach St. Augustin um. Die Steyler Bank wurde im Jahr 1964 in Sankt Augustin gegründet und hat ihren Sitz auf dem Missionshausgelände.[5] Das sinologische Institut Monumenta Serica zog 1972 von Los Angeles auf den Campus nach Sankt Augustin. Das Völkerkundemuseum Haus Völker und Kulturen wurde 1973 auf dem Gelände eröffnet, das China-Zentrum 1988.

Die fast zehn Meter hohe Christusstatue des Künstlers Fidelis Bentele wurde im Frühling 2009 aufgestellt. Sie steht vor dem Gebäude der Missionsprokur und überblickt die Hangelarer Heide. Ursprünglich stand die Statue auf dem Dach des Prosper-Hospitals in Recklinghausen. Als das Gebäude in den 70er Jahren durch einen Neubau ersetzt wurde, legte man die Statue in den Park des Hospitals, wo sie lagerte, bis die Steyler Missionare Interesse an der Statue anmeldeten.[6]

Museum Haus Völker und Kulturen

Das Haus Völker und Kulturen war ein ethnologisch-wissenschaftliches Museum, das 1973 öffnete. Seine größten Sammlungen stammten aus dem Afrika südlich der Sahara und Papua-Neuguinea. Aus Japan, China, Indonesien und einigen Ländern Südamerikas sind ebenfalls kleinere Sammlungen vorhanden. Besonderes Gewicht wurden auf solche Gegenstände gelegt, die den Menschen in seiner Beziehung zu den übermenschlichen Mächten darstellten. Aus finanziellen Gründen wurde das Museum am 8. März 2021 endgültig geschlossen.[1]

Anthropos-Institut

Das Anthropos-Institut ist ein ethnologisches Institut. Das Institut wurde 1931 von Pater Wilhelm Schmidt SVD im Missionshaus St. Gabriel in Maria Enzersdorf gegründet. Seit 1962 ist es in St. Augustin angesiedelt.[7] Es betreut die Herausgabe der 1906 erstmals erschienen ethnologischen und linguistischen Zeitschrift „Anthropos“. Das Institut will in seinen wissenschaftlichen Arbeiten und Publikationen die Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Kulturen erforschen und darstellen. Die Zeitschrift „Anthropos“ erscheint zweimal jährlich mit durchschnittlich 40 Artikeln, 120 Buchbesprechungen, einer umfangreichen Zeitschriftenschau und einem Neupublikationsverzeichnis. Die Auflage von 800 Exemplaren wird in 60 Länder versandt. Neben der Zeitschrift „Anthropos“ betreut das Institut die Publikation der beiden Schriftenreihen „Collectanea Instituti Anthropos“ und „Studia Instituti Anthropos“.[8][9][10][11][12][13]

Hochschulbibliothek

Mit dem Umzug der Steyler Bibliothek aus der österreichischen Niederlassung St. Gabriel nach St. Augustin im September 2010 entstand mit ihrem 250.000 Bücher umfassenden Bestand eine der größten und wertvollsten theologischen Fachbibliotheken Deutschlands. Diese steht nicht nur Ordensangehörigen zur Verfügung, sondern auch Externen.[14][15] Die Bibliothek gehört der Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Theologischer Bibliotheken (AKThB) an.

Klosterfest

Seit 2002 wird auf dem Missionshausgelände etwa alle zwei Jahre das Sankt Augustiner Klosterfest veranstaltet, ein Familienfest mit Kabarett-, Theater-, Musik- und Tanzvorführungen, Ausstellungen, Informationsständen und Aktivitätsangeboten. Laut Veranstalterangaben zog es 2006 rund 13.000 Besucher an,[16] 2008 ebenfalls über 10.000.[17] 2010 wurden 15.000 Besucher vom Veranstalter erwartet.[18][19] Das 6. Klosterfest wurde im Jahr 2013 gefeiert, anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Missionshauses in Sankt Augustin.[20] Das 7. Klosterfest fand am 11. und 12. Juni 2016 statt.[21]

Siehe auch

Literatur

  • Verbo Tuo. Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Missionspriesterseminars St. Augustin bei Siegburg/Rheinl. 1913–1963. Hrsg. von den Lektoren in St. Augustin. Steyl 1963.
  • Auf Dein Wort hin. 50 Jahre St. Augustin, Missionsdruckerei Steyl, St. Augustin 1963
  • Rivinius, Karl Josef (Hrsg.): 70 Jahre (1913–1983) Steyler Missionare St. Augustin. St. Augustin 1983, 97 S.
  • Piepke, Joachim G.: Steyler Missionare St. Augustin, Steyler Missionare, Sankt Augustin 1999
  • Ewa Bursch: Kurzführer Haus Völker und Kulturen, Steyler Missionare, Sankt Augustin 1998
  • Bettscheider, Heribert: 80 Jahre Missionspriesterseminar St. Augustin. in: Steyler Missionschronik 1993/94, 155–157.
  • Bettscheider, Heribert: St. Augustin im Dienst der missionarischen Sendung. Steyler Missionschronik 2000, 80.
  • Karl J. Rivinius: Im Dienst der Mission und der Wissenschaft: Zur Entstehungsgeschichte der Zeitschrift Anthropos, Academic Press Fribourg; Auflage: 1 (12. Oktober 2005)
  • Karl J. Rivinius: 100 Jahre Steyler Missionare in Sankt Augustin, Steyler Verlag, Nettetal 2014

Weblinks

Commons: Missionshaus St. Augustin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Rhein-Sieg-Rundschau v. 09.03.21, S. 23, Quentin Bröhl: "Geschlossen nach fast 50 Jahren"
  2. khkt.de: Die KHKT zieht zum SoSe 2021 um, 5. Juni 2020.
  3. Segnung der KHKT durch Kardinal Woelki. 15. April 2021, abgerufen am 5. Mai 2021.
  4. eine Chronik des CBT-Wohnhauses St. Monika, die unter Aktenzeichen SGL 581 im Sankt Augustiner Stadtarchiv einsehbar ist
  5. Ulrike Strauch: Älteste Ethik-Bank Deutschlands - Die Steyler Bank feiert ihr 50-jähriges Bestehen. In: General-Anzeiger (Bonn). 1. April 2014, abgerufen am 2. Mai 2019.
  6. Steyler Mission Deutschland - Christusstatue. Abgerufen am 2. Mai 2019.
  7. Anthropos-Institut der Steyler Missionare unter neuer Leitung in der Kathpress vom 22. Dezember 2017, abgerufen am 22. Dezember 2017.
  8. Anthropos Publications, abgerufen am 12. Januar 2016.
  9. Wilhelm Schmidt: Die Errichtung des "Anthropos-Institutes". In: Anthropos. Band 27, 1932, S. 275–277.
  10. Anton Quack: 100 Years of Anthropos. In: Anthropos. Band 101, 2006, S. 3–7.
  11. Joachim G. Piepke: The Anthropos Institute. In: verbum SVD. Band 46, Nr. 2, 2005, S. 179–192.
  12. Othmar Gächter: The Encounter between Religions and Cultures. 100 Years of Anthropos - International Review of Anthropology and Linguistics. In: verbum SVD. Band 46, Nr. 2, 2005, S. 193–205.
  13. Stanisław Grodź / Sebastian M. Michael / Roger Schroeder (Hrsg.): Giants' Footprints. 90th Anniversary of Anthropos Institute (1931–2021). Academia, Baden-Baden 2021 (Collectanea Instituti Anthropos; 53), ISBN 978-3-98572-014-9.
  14. Kirstin Hirsch: Neue Heimat für alte Bücher-Schätze. In: Rhein-Sieg-Anzeiger. Abgerufen am 27. September 2015.
  15. Antonia Clausen: Sankt Augustin: Ein Bücher-Schatz aus Österreich. In: General-Anzeiger. 20. Oktober 2010, abgerufen am 27. September 2015.
  16. Archivierte Kopie (Memento vom 13. Mai 2008 im Internet Archive)
  17. Die weite Welt im Kloster. In: Rhein-Sieg-Rundschau. Nr. 115, 19. Mai 2008, S. 29.
  18. http://www.augustiner-klosterfest.de/
  19. Dörte Staudt: Klosterfest: Kettenreaktion auf dem Klosterfest. In: Rhein-Sieg-Rundschau. 31. Mai 2010, abgerufen am 25. April 2017.
  20. Klosterfest zum 100-jährigen Bestehen. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 27. Mai 2013, abgerufen am 27. September 2015.
  21. Programm. Steyler Bank, abgerufen am 27. September 2015.

Koordinaten: 50° 46′ 27″ N, 7° 10′ 42″ O