Archäologischer Fund

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Als Fund (englisch archeological finding) wird in der Archäologie ein bei einer Ausgrabung (Grabungstechniken) entdeckter beweglicher Gegenstand bezeichnet.

Funde sind im engeren Verständnis, die einzelnen, beweglichen Fundstücke, etwa eine Scherbe, ein komplett erhaltenes Gefäß, ein Stein, ein Altar, Gebrauchsgegenstände, Waffen usw. Im weitesten Sinne, bezeichnet ein Fund allgemein also ein Fundobjekt, also einen Gegenstand.

Artefakte sind ausschließlich die archäologischen Fundstücke, die von Menschen genutzt, modifiziert oder extra hergestellt wurden, etwa ein Stein, der in seiner Rohform als Hammer genutzt wurde, oder ein Lederband, das verwendet wurde, um einen Gegenstand an einem anderen zu befestigen, oder ein komplettes Tongefäß, das als Becher oder Vorratsbehälter verwendet wurde. Der Fundort, an dem ein archäologischer Fund aufgefunden wurde, kann in wissenschaftlich, systematischer Weise in Ausgrabungen an einer Grabungsstätte erfolgt sein oder aber es handelt sich um einen zufälligen Fund. Hierzu müssen die Funde „eingemessen“ werden, das heißt, die exakten geographischen Koordinaten sind zu bestimmen und zu dokumentieren.

Einmessung des Fundes im Begehungshorizont zur Dokumentation
Göttin der Fruchtbarkeit gefunden bei einer Ausgrabung in Blagotin; Fundschilder, Messlatte
Archäologischer Fund (bronzezeitliche Keramiken) nach der Ausgrabung als Museumsexponat (Musée historique de Haguenau)

Fund und Befund

Der Fund ist zu unterscheiden vom Befund; womit der Fundkontext bezeichnet wird. Ein Befund bezeichnet oder beschreibt die im Gelände bzw. bei Ausgrabungen gefundenen Strukturen, etwa Mauern oder Erdverfärbungen von früher vorhandenen Holzsäulen, ein Hausgrundriss oder eine Grabanlage; Befunde sind in der Regel nicht beweglich. Artefakte im engeren archäologischem Sinne sind gewöhnlich einzelne Objekte, die von Menschen genutzt, modifiziert oder extra hergestellt wurden, etwa ein Stein, der in seiner Rohform als Hammer genutzt wurde, oder ein Lederband, das verwendet wurde, um einen Gegenstand an einem anderen zu befestigen, oder ein Tongefäß, das als Becher oder Vorratsbehälter verwendet wurde.

Fund und Fundkontext

Ein Befund bezeichnet also ein nach einer Untersuchung oder Prüfung festgestelltes Ergebnis eines Fundkontextes bzw. die Fundumstände. Für die wissenschaftlichen Archäologen ist dies zumeist bedeutender als das Fundstück selbst. Erst durch die Einbettung des Fundstücks in seinen Kontext gewinnt der Fund seine wissenschaftliche Bedeutung. Bei Grabungen wird zwischen den Archäologischen Funden, also den (potentiell) beweglichen Gegenständen (in der Regel Artefakte), und den Befunden (unbewegliche Strukturen, in der Regel Bodenkonsistenzen (Bodenkunde), in der Regel ein abgegrenzter Kontext) unterschieden.

Hier gehören neben dem Gehalt an organischer Substanz (Humus), dem allgemeinen Bodengefüge und der Konsistenz vor allem die Bodenart (Körnung) und die Farbe zu den wichtigsten Merkmalen bei der Beschreibung und Definition von Bodenhorizonten und -schichten (Stratum, Survey)[1].

Es gilt zu unterscheiden zwischen:

  • Artefakte: von Menschen hergestellte Gegenstände
  • Geofakte: ohne Zutun des Menschen durch Naturkräfte bearbeitete Steine
  • Biofakte: Überreste von Lebewesen, z. B. Tierknochen, Pollen usw.

Wichtig ist aber in der archäologischen Forschung nicht nur der einzelne Fund, sondern vor allem auch dessen Kontext also die genauen Fundumstände: wo genau wurde der Fund gemacht, welche Funde bzw. Artefakte lagen nebeneinander und wie, die Stratigraphie usw. Zur Deutung und Hypothesenbildung der Funde und Befunde ist deshalb der Kontext äußerst wichtig; daher ist eine genaue Dokumentation der Fundumstände unumgänglich.[2]

Archivierung der Funde

Die manuelle Beschriftung von Funden für die museale Archivierung wird vermehrt mittels Tintenstrahldrucker und computergesteuert durchgeführt Die Inventarnummern werden dabei in schwarzer oder weißer Farbe auf die Artefakte aufgetragen.[3]

Weitere Bedeutungen

Die Hauptaufgaben in der wissenschaftlichen Archäologie sind neben den eigentlichen Ausgrabungstätigkeiten, die Dokumentation und Archivierung der Funde und Befunde, die Analyse und kritische Reflexion von erfassten Daten, die Präsentation und Verteilung des Datenmaterials, des aus den Informationen entstandenen Wissens sowie des inner- und interdisziplinären Dialogs (Interdisziplinäre Wissenschaft).

Für Schreg (2013)[4] ist die wesentliche Aufgabe der Archäologie eine vergangene Realität[5] zu rekonstruieren. Die vergangene Realität, die sich durch die Fundformation in der Zeit zur archäologischen Datenbasis durch den Prozess der Ausgrabung entwickelt hat, stellt eine Quelle dar. Dabei ist die Quelle[6][7] und sogleich archäologische Datenbasis die materiellen Überreste, die in ihrer Kenntnis zu einer historischen Rekonstruktion führen und zunächst die Funde bzw. später im Kontext für die Befunde notwendig sind. Als solche sind sie einerseits direkt von der vergangenen Realität abhängig („originäre Vergangenheit“ führt zur Fundformation) und werden damit andererseits grundlegend für eine Rekonstruktion der Vergangenheit („rekonstruierte Vergangenheit“ führt zur historischen Interpretation).[8] Obgleich der Archäologe durch seine Geländetätigkeit aktiv an der Erweiterung der archäologischen Datenbasis mitwirkt, ist diese Datenbasis aber nicht nur den Formationsprozessen der Überlieferung ausgesetzt, sondern kann auch rückwirkend durch moderne Faktoren beeinflusst werden. Aussagen anderer Quellen, multidisziplinärer Forschungsergebnisse, aber auch das eigene gesellschaftliche Umfeld wirken auf die Interpretation der Datenbasis, der historischen Interpretation zurück.

Literatur

  • Johanna Sigl, Claus Vetterling: Grabungsleitfaden. 1. Philipp von Zabern, Mainz/Darmstadt 2012, ISBN 3-8053-4451-1.
  • Alfred Falk: Historisches Ereignis und archäologischer Befund. Zusammenfassung und Schlussbetrachtung. S. 117–119 [9].
  • Ulf F. Ickerodt: Einführung in das Grundproblem des archäologisch-kulturhistorischen Vergleichens und Deutens: Analogien-Bildung in der archäologischen Forschung. Peter Lang, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-59799-6.

Weblinks

  • Methoden in der Archäologie. LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland [10]
  • Basis-Wissen Archäologie: Was ist ein Fund? Was ist ein Befund? [11]
  • Grabungswörterbuch [12]
  • Grabungstechnikerhandbuch. Verband der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland [13]

Einzelnachweise

  1. Bodenkundliche Feldmethoden in der Archäologie (Bodenart und -farbe). Auszug aus: www .grabung–ev . de, GRABUNG e.V. Verein für Grabungstechnik, Archäologie, Bodendenkmalpflege und Nachbargebiet. Erstveröffentlichung in GRABUNG aktuell 14, 2002, abgerufen am 15. April 2018 [1]
  2. Richtlinien zur Dokumentation archäologischer Ausgrabungen. Stand Juli 2014, denkmalpflege.niedersachsen.de [2]
  3. Michael M. Rind: Zur Problematik der Archivierung archäologischer Funde. In: Archäologische Informationen Band 38, 2015, S. 213–218 (Volltext online [3] Auf journals.ub.uni-heidelberg.de)
  4. Rainer Schreg: Von der vergangenen Realität zur rekonstruierten Realität. In: Archäologische Quellenkritik I, 12. Januar 2013 [4]
  5. Rainer Schreg: Bedingungen der archäologischen Datenbasis (Formationsprozess). (Grafik) [5]
  6. Jan Miera: Schematische Darstellung zur archäologischen Quellenkritik 2015 (Grafik) [6]
  7. Jan Miera: Archäologische Quellenkritik. 20. September 2020 [7]
  8. Nach Rainer Schreg: Vergangene Realität und rekonstruierte Realität (Graphik)[8]