Artur Phleps

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Artur Phleps (1942)
Artur Phleps (1943)

Artur Martin Phleps (* 29. November 1881 in Birthälm, Österreich-Ungarn; † 21. September 1944 in oder bei Schimand bei Arad ,[1] Banat) war österreich-ungarischer, dann rumänischer und im Zweiten Weltkrieg deutscher Offizier rumäniendeutscher Herkunft. Seit 1941 Angehöriger der Waffen-SS und seit 1943 Korpskommandeur im Rang eines SS-Obergruppenführers und General der Waffen-SS.

Leben

Artur Phleps wurde am 29. November 1881 in Siebenbürgen geboren, als dritter Sohn des Arztes Gustav Phleps und dessen Ehefrau Sofie, geb. Stolz. Einer der Brüder war Hermann Phleps (1877–1964), deutscher Architekt, Kunsthistoriker und Hochschullehrer.

Phleps stieg als Berufsoffizier schnell in der Hierarchie der Armee Österreich-Ungarns auf. Im Ersten Weltkrieg mehrfach ausgezeichnet, schied er 1918 k.u.k. Oberstleutnant des Generalstabes aus dem aktiven Heer Österreich-Ungarns aus. 1919 wurde Phleps, als seine Heimat Siebenbürgen an Rumänien fiel, von der neuen rumänischen Armee übernommen, und war bei der Reorganisierung der rumänischen Armee und den in Siebenbürgen verbliebenen Teilen der österreichisch-ungarischen Armee der nationalen Armee von Rumänien maßgeblich beteiligt. Phleps diente als Referent an der Militärakademie in Bukarest und erhielt 1940 seine Ernennung zum kommandierenden königlichen General de divizie (Generalleutnant) der rumänischen Armee der rumänischen Gebirgstruppe.

Der erfolgreiche rumänische Offizier nahm 1941 mit fast 60 Jahren seinen Abschied, um zur deutschen Wehrmacht überzutreten. Phleps wurde von der Wehrmacht (zunächst unter dem Geburtsnamen der Mutter) am 30. Juni 1941[2] als Oberst Martin Stolz[3] der Waffen-SS als zusätzlicher Offizier dem Stab der SS-Division „Wiking“ zugeteilt. Er erwarb sich das Vertrauen der Divisionsführung. Phleps wurde nach dem Tod Hilmar Wäckerles Kommandeur des Regiments „Westland“, und der Reichsführer SS Heinrich Himmler nahm Artur Phleps in die SS (SS-Nr. 401.214) auf.

Phleps fiel durch seine ausgezeichnete organisatorische Arbeit auf, und die deutsche Wehrmacht wurde so auf ihn aufmerksam. Eberhard von Mackensen, dem die SS-Division „Wiking“ unterstellt war, versuchte Phleps zur Wehrmacht abzuwerben, indem er ihm einen Posten als Divisionskommandeur zusicherte.

Himmler beförderte daraufhin Phleps im Frühjahr 1942 zum SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS und übertrug ihm die Führung der aus volksdeutschen Minderheiten aus Jugoslawien, Ungarn und Rumänien aufgestellten SS-Großverband „Prinz Eugen“. Die Waffen-SS Division sollte auf dem Balkan und dort hauptsächlich in Nordserbien eingesetzt werden. Die Division wurde noch 1942 in 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ umbenannt, die ab 1943 im Zuge der „Banden- und Partisanenbekämpfung“ oftmals grausame Einsätze gegen die serbische Zivilbevölkerung ausführte. Zahlreiche Kriegsverbrechen dieser Division sind dokumentiert.

Für seine Verdienste als Divisionskommandeur wurde Artur Phleps am 21. Juni 1943 zum SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS befördert und erhielt bereits am 4. Juli das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Phleps gab die Divisionsführung der „Prinz Eugen“ ab und wurde mit der Aufstellung des V. SS-Gebirgskorps betraut. Ihm waren damit nicht nur seine eigene Division, sondern auch Heeresteile der Wehrmacht und die 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Handschar“ unterstellt.

Phleps hatte große Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit dem kroatischen Marionettenstaat und äußerte in einem Memorandum an Himmler, in dem er Kritik an der kroatischen Verwaltung übte: Konzentrationslager, Arbeitskolonnen und die Todesstrafe müssen Hand in Hand die Übeltäter fassen, weil der Balkanmensch die milde Hand nicht verträgt. Er muß die Peitsche fühlen.[4]

Phleps nahm an der Gruppenführer-Tagung am 4. Oktober 1943 in Posen teil, bei der Heinrich Himmler die erste Posener Rede hielt.[5]

Ab dem September 1944 verschlechterte sich die Lage der deutschen Besatzungsmacht zusehends: Titos Partisanen setzten ihnen in Jugoslawien immer mehr zu, die Rote Armee war auf dem raschen Vormarsch in Richtung Westen und stand bereits in der Nähe der rumänischen Grenze. Im September 1944 war Phleps in seiner rumänischen Heimat als „Höherer SS- und Polizeiführer Siebenbürgen“ (laut Dienstaltersliste der Waffen-SS (Sachstand: 1. Juli 1944)) eingesetzt, als ein Vorstoß der 2. Ukrainischen Front unter Rodion Jakowlewitsch Malinowski nach Ungarn begann: Phleps und seine Adjutanten wollten sich ein Bild von der Lage machen und brachen am 21. September zu einer Aufklärungsfahrt auf. Nahe der im heutigen westrumänischen Banat liegenden Stadt Arad wurden sie jedoch von der Roten Armee überrascht und gefangen genommen. Allerdings war es den Sowjets gar nicht bewusst, wen sie da gefangen hatten.[6] So erschossen sie wohl Phleps und seine Adjutanten um 17.30 Uhr[7] während eines deutschen Luftangriffes.[8]

Für die deutsche Heeresleitung und das SS-Führungshauptamt galt Phleps zunächst als vermisst. Himmler ging schließlich sogar von einer Fahnenflucht Phleps’ aus. Auf Veranlassung Himmlers wurde ein Haftbefehl erteilt. Als man aber im Dorf Schimand bei Arad sein Ritterkreuz und andere ihm gehörende Effekten fand,[2] ging man auch dort von seinem Tod aus, obwohl seine Leiche nie gefunden wurde. Die „Dienstaltersliste der Waffen-SS“ (Stand: 1. Juli 1944) trägt dann auch den handschriftlichen Hinweis „gefallen am 21.9.44“ – dem Tag des Verschwindens Phleps'.

Am 24. November 1944 wurde Artur Phleps postum das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen, das man seinem Sohn, Reinhart Phleps[7] (1917–2001)[9] stellvertretend überreichte, der als Arzt in der Waffen-SS III./SS-Gebirgsjäger-Regiment 14 „Prinz Eugen“ und im „Feldkommando Stab RFSS“ diente.[7]

Das SS-Freiwilligen-Gebirgsregiment 13 erhielt den Ehrennamen „Artur Phleps“ mit Ärmelstreifen verliehen.

Auszeichnungen

Siehe auch

Literatur

  • H. Bergel: Phleps (Stolz) Artur. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 45 f. (Direktlinks auf S. 45, S. 46).
  • Thomas Casagrande: Die volksdeutsche SS-Division "Prinz Eugen". Die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen. Campus Verlag, Frankfurt/Main 2003, ISBN 3-593-37234-7.
  • Paul Milata: Zwischen Hitler, Stalin und Antonescu: Rumäniendeutsche in der Waffen-SS. Böhlau Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-412-13806-6.
  • Andreas Schulz und Dieter Zinke: Deutschlands Generale und Admirale – Teil V: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei 1933-1945, 3. Band, Biblio-Verlag Bissendorf 2008 (ISBN 3-7648-2375-5).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge: Grabstelle in Zimandcuz/Rumänien.
  2. a b Andreas Schulz, Dieter Zinke: Deutschlands Generale und Admirale – Teil V: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei 1933–1945. Biblio-Verlag, Bissendorf 2008, Band 3, S. 501.
  3. laut Personalnachweis „Artur Martin Phleps (gen. Stolz)“, wobei der Name Martin unterstrichen ist. Beim Eintritt in die Waffen-SS war sein Name demnach Martin Stolz.
  4. zitiert nach Klaus Schmider: Auf Umwegen zum Vernichtungskrieg? Der Partisanenkrieg in Jugoslawien, 1941–1944. In: R.D. Müller, H.E. Volkmann (Hrsg. im Auftrag des MGFA): Die Wehrmacht: Mythos und Realität. Oldenbourg, München 1999, ISBN 3-486-56383-1, S. 918.
  5. Romuald Karmakar: Das Himmler-Projekt. DVD, 2000, Berlin, ISBN 3-89848-719-9.
  6. Hagen Berger: Walter Girg: in Hitlers Auftrag hinter den feindlichen Linien : Geheimeinsätze in der Uniform des Gegners : ein Eichenlaubträger zwischen Skorzeny, CIA und BND. Verlag für Wehrwissenschaften, 2014, ISBN 978-3-9816037-1-2, S. 100 ff. (google.de [abgerufen am 8. Juni 2019]).
  7. a b c Andreas Schulz und Dieter Zinke: Deutschlands Generale und Admirale – Teil V: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei 1933–1945, Biblio-Verlag Bissendorf 2008, Band 3, S. 511.
  8. Gordon Williamson: Die Waffen-SS 1933–1945. Ein Handbuch, S. 222.
  9. Bayerisches Zahnärzteblatt vom 17. September 2001, S. 72 (PDF; 28 kB).
  10. a b Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 593.