Gorgan

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Gorgan
Der Überwachungsturm der Basidsch-Milizen
Gorgan (Iran)
Gorgan
Basisdaten
Staat: Iran Iran
Provinz: Golestan
Koordinaten: 36° 50′ N, 54° 29′ OKoordinaten: 36° 50′ N, 54° 29′ O
Höhe: 148 m
Fläche: 1,7 km²
Einwohner: 312.323[1] (2012)
Zeitzone: UTC+3:30

Gorgan (persisch گرگان, DMG

Gorgān

) ist die Hauptstadt der iranischen Provinz Golestan und hat laut Schätzung im Jahr 2012 312.323 Einwohner. Gorgan liegt etwa 30 km von der Südostküste des Kaspischen Meeres entfernt.

Geographie

Gorgan liegt ca. 400 km von Teheran entfernt. Ungefähr 150 km östlich von Gorgan befindet sich der Nationalpark Golestan. Die Stadt Gorgan war lange Zeit der Endpunkt der Transiranischen Eisenbahn, bevor sie nach Turkmenistan verlängert wurde. Die Stadt verfügt über einen Flughafen, eine Oper (Talar e Fakhreddin As'ad Gorgani), die Kaserne der 30. iranischen Armee und mehrere Universitäten.

Der Fluss Rud-e Gorgan trocknete im Zuge der wachsenden Industrialisierung der Stadt nach der Islamischen Revolution teilweise aus und wurde verschmutzt.

Name

In späteren Zeiten wurde die Stadt wie folgt genannt: Astara, Astarwa, Satarabad, Astarbad, Astrabad oder Astarabad bis 1937 (=Sternenstadt; Astar, Setare bedeutet Stern). Die arabische Bezeichnung der Stadt ist جرجان 

Dschurdschān

, DMG

Ǧurǧān

. Weitere in der Vergangenheit in Büchern verwendete Namen sind: Waharkaneh, Warganeh, Sadrakart, Sadrakarta, Gorgin, Garjasstan, Varjan und Astareh.

Über den Ursprung des Namens Gorgan (altpersisch 𐎺𐎼𐎣𐎠𐎴 Varkâna, deutsch ‚Wolfsland‘) gibt es unterschiedliche Meinungen. Das Gebiet ist und war stark von Wölfen bevölkert. Zudem soll hier zum ersten Mal ein Tier – der Wolf – als selbstständige Kriegswaffe in großer Zahl abgerichtet worden sein.

Gorgan ist nicht zu verwechseln mit der frühmittelalterlichen Ausgrabungsstätte Gurgan (Ǧurǧān) in der Nähe der Stadt Gonbad-e Qabus, ebenfalls in der Provinz Golestan, und mit der mittelalterlichen Ruinenstadt Gurgandsch (Urganj) weiter nördlich in Turkmenistan (heute Köneürgenç).

Geschichte

Fund aus dem späten 2. Jahrtausend v. Chr., Schah Tepe, Gorgan

In der Nähe der Stadt befinden sich zahlreiche Grabhügel[2][3] aus vorislamischer Zeit. Die Grabhügel wurden während des Bürgerkriegs im Ersten Weltkrieg von den Turkmenen zur Kommunikation über weite Strecken eingesetzt.

Die Stadt war Teil des antiken persischen Reiches. Geschichtlich wird das Gebiet auch Taparistan (arabisierte Version: Tabaristan) genannt. Der griechische Name Hyrkania bezeichnete die gesamte Region im Nordostiran. Das Kaspische Meer wurde von den Griechen auch das Hyrkanische Meer genannt.

Dieser Außenposten war sehr stark den turk-mongolischen Überfällen ausgesetzt und des Öfteren vernichtet worden. Auch die südlich wohnhaften Perser und die Araber sahen in dieser aufsässigen Stadt eine Brutstätte des Widerstandes und bezeichneten die Bewohner als „Wilde“. Die Stadt war eines der Reichszentren des Parthischen Reiches. Hier hielt sich lange Zeit auch die Parsische Religion hartnäckig gegen die Islamisierung, bis die Stadt schließlich zerstört wurde.

Außerdem wurden aus Gorgan nach langer Tradition die höchsten Offiziere der altpersischen Großkönige, die Leibgarde, insbesondere die Unsterblichen Garde rekrutiert. Die Frau des persischen Großkönigs Dareios I. stammte ebenfalls aus Gorgan.

Die Stadt zählte gegen Ende des Iran-Irak-Krieges zu den wenigen Städten, in denen als Schulunterrichtsfach Ta‘limāt-e neẓāmī (Militärkunde) eingeführt wurde. Neben dem Koranunterricht zählte Militärkunde zu den Fächern, die über eine Versetzung in die nächste Klasse entschieden. Lehrer mussten in Gorgan auf dem Schießstand in dem Viertel Kuye Golha einen militärischen Auffrischungskurs absolvieren.

Gorgan wurde während des Iran-Irak-Krieges trotz häufiger Androhungen des damaligen irakischen Machthabers Saddam Hussein nur wenige Male tatsächlich das Ziel irakischer Luftangriffe.

Universitäten

In Gorgan gibt es mehrere Universitäten:

  • Universität Gorgan
  • Islamische Asad Universität von Gorgan
  • Medizinische Universität Golestan
    Gonbad-e Qabus, das Mausoleum des Ziyaridenherrschers Qabus (978–1012) in Gorgan
  • Medizinische Universität Gorgan
  • Universität für Agrar-Wissenschaften & Naturquellen

Sehenswürdigkeiten

  • Nahârkhorân-Wald
  • Alangdarreh-Wald
  • Tooskestan
  • Nationalpark Golestan
  • Große Mauer von Gorgan
  • Torang Tappeh in Gorgan (oder Tureng Tepe[4])
  • Gorogh, ein armenischer Vorort von Gorgan mit historischen unterirdischen Behausungen, die als Versteck vor den Türken dienten.
  • Gonbad-e Qabus, ein berühmter mittelalterlicher Grabturm.

Söhne und Töchter der Stadt

  • Fakhr-od-Dīn Ās'ād Gorgānī (unbekannt–wahrscheinlich 1054), Dichter (10. Jahrhundert), Verfasser des Epos Wīs und Ramīn
  • Mohammad Reza Lotfi (1947–2014), Komponist und Sänger
  • Sharif Lotfi, Komponist
  • Isma‘il ibn Hossein Gorgani, königlicher Mediziner
  • Ali Reza Sookhtehsaraey, Weltmeister im Ringen
  • Ayatollah Seyyed Ziaoddin Esterabadi, Islamgelehrter
  • Abd al-Qāhir al-Jurjānī, Grammatiker und Buchgelehrter
  • Abu Sa'id al-Darir al-Jurjani, Astronom und Mathematiker
  • Abu Sahl al-Masihi al-Jurjani (al-Masihi), Mediziner und Lehrer von Avicenna
  • Zayn al-Din al-Jurjani, königlicher Mediziner
  • Fazlallāh Astarābādī (1339/40–1394), Mystiker und Gründer des Hurufismus
  • Rustam Gorgani, Mediziner
  • Mir Damad, islamischer Gelehrter und Philosoph
  • Mirza Mehdi Khan Astarabadi, Ministerpräsident zu Zeiten Nader Schahs
  • Reza Asadi (* 1996), Fußballspieler
  • Parham Maghsoodloo (* 2000), Schachspieler

Weiterführende Literatur

  • M. Y. Kiani: The Islamic City of Gurgan (= Archaeologische Mitteilungen aus Iran. Band 11). Deutsches Archäologisches Institut (Abteilung Teheran), Berlin 1984.
  • M. Y. Kiyani: Jurjān. In: Iran. Band 11, 1983, S. 196.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 29. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bevoelkerungsstatistik.de
  2. Vgl. J. Deshayes: Tureng Tépé. In: Iran. Band 14, 1976, S. 169–171.
  3. Vgl. auch J. Deshayes: Rapport préliminaire sur les troisième et quatrième campagnes de fouille à Tureng Tépé. In: Iranica Antiqua. Band 5, 1965, S. 83–92; und J. Deshbayers: Rapport préliminaire sur la sixième campagne de fouille à Tureng Tépé (1965). In: Iranica Antiqua. Band 6, 1966, S. 1–5.
  4. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 40–53, hier: S. 49.