Astrawerke
Astrawerke AG VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt Robotron Ascota AG | |
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Rechtsform | |
Gründung | 1921 |
Auflösung | 1993 |
Auflösungsgrund | Liquidation und Verkauf an IBM |
Sitz | Chemnitz, Deutschland |
Mitarbeiterzahl | 10.386 (Anfang der 1970er) |
Branche | Büromaschinenhersteller |
Die Astrawerke AG in Chemnitz (später VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt bzw. Robotron Ascota AG) war ein bedeutender deutscher Büromaschinenhersteller. Das Unternehmen produzierte vor allem Rechen- und Buchungsmaschinen, später auch Bürocomputer und Anlagen zur elektronischen Datenverarbeitung.
Geschichte
1919 eröffnete John Greve (1880–1967), der zuvor zehn Jahre lang Chefkonstrukteur bei den Wanderer-Werken gewesen war, eine eigene Mechanikerwerkstatt in der Chemnitzer Innenstadt und begann mit der Entwicklung einer neuen Rechenmaschine, der späteren Astra Modell A. 1921 gründete er mit finanzieller Unterstützung des Bankiers Wilhelm Nicolaus Dannhof die Astrawerke AG und begann mit der Produktion. Seit Ende der 1920er Jahre galten die Astrawerke als Marktführer für Buchungsmaschinen in Europa, die Belegschaft stieg von 175 im Jahr 1923 auf über 2.600 im Jahr 1944.[1] Im Zweiten Weltkrieg produzierten die Astrawerke zunehmend auch Rüstungsgüter, beschäftigten Zwangsarbeiter aus dem KZ Flossenbürg und wurden bei Luftangriffen teilweise zerstört.
Nach Kriegsende wurden die Astrawerke zunächst unter Treuhandverwaltung gestellt und 1948 als Volkseigener Betrieb (VEB) verstaatlicht. Firmengründer Greve ging in den Westen und versuchte dort einen Neuanfang mit der Exacta Büromaschinen GmbH in Köln, die 1960 von den mittlerweile in München ansässigen Wanderer-Werken übernommen und 1968 zum industriellen Kern der Nixdorf Computer AG wurde.[2]
Der Chemnitzer Betrieb wurde 1953 vorübergehend mit der Büromaschinenabteilung der früheren Wanderer-Werke zum VEB Büromaschinenwerk Chemnitz zusammengelegt, bereits ein Jahr später aber wieder getrennt und fortan als VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt fortgeführt. 1955 begann die Fertigung der Buchungsmaschine Klasse 170, die bis 1983 über 300.000mal hergestellt und in über 100 Länder exportiert wurde.[1] Nachdem Greve in jahrelangem Rechtsstreit das Recht am Markennamen Astra für sich erstritten hatte,[3] wurden die Chemnitzer Produkte ab 1959 unter dem neuen Markennamen Ascota (aus Astra und Continental, der früheren Wanderer-Büromaschinenmarke) vertrieben.[4]
Anfang der 1970er Jahre erreichte die Belegschaft ihren Höchststand von 10 386 Beschäftigten.[1] Seit 1969 gehörte der Betrieb zum Kombinat Zentronik und nach dessen Auflösung ab 1978 zum Kombinat Robotron. In der Folge wurde die Produktion schrittweise auf Bürocomputer wie den A5120 oder EC 1834, Rechnerkomponenten und Zubehörgeräte wie z. B. Diskettenlaufwerke umgestellt.[3]
Nach der Wende in der DDR wurde das Buchungsmaschinenwerk 1990 in die Robotron Ascota AG umfirmiert und zwischen 1991 und 1993 liquidiert. Ein kleiner Teil des Unternehmens mit ca. 200 Mitarbeitern wurde 1993 vom IBM-Konzern übernommen.
Gebäude und heutige Nutzung
Das Firmengebäude an der Altchemnitzer Straße wurde 1928/29 von dem Chemnitzer Architekten Willy Schönefeld im Stil der vom Bauhaus beeinflussten Neuen Sachlichkeit errichtet und 1937/38 erweitert. Der Komplex besteht aus einem hufeisenförmig angelegten fünf- bis sechsgeschossigen Fertigungstrakt sowie einem vorgelagerten viergeschossigen Verwaltungstrakt mit horizontal gegliederter Putzfassade und markantem Turm. Während ein Teil der rückwärtigen Gebäude in den 1990er Jahren abgerissen wurde, um Freiflächen und Parkplätze zu schaffen, wurde das unter Denkmalschutz stehende Verwaltungsgebäude aufwändig restauriert und dient heute als Dienstsitz der Landesdirektion Sachsen.[5]
Literatur
- Friedrich Naumann: Mit Chemnitz ist zu rechnen. Sächsisches Industriemuseum, Chemnitz 2012, ISBN 978-3-934512-24-5.
Weblinks
- Chronologie der Astrawerke AG auf altes-chemnitz.de
- VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt auf robotrontechnik.de
Einzelnachweise
- ↑ a b c Astra Werke. In: altes-chemnitz.de. 1. Juli 2003, abgerufen am 9. September 2017.
- ↑ Rechner für die Welt | HNF Blog. Abgerufen am 2. November 2020.
- ↑ a b VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt. In: www.robotrontechnik.de. Abgerufen am 9. September 2017.
- ↑ Arnold Betzwieser: Kleine Ausstellung "Historische Bürotechnik". Abgerufen am 9. September 2017.
- ↑ Bernd Kuska: Geschichte | Dienststelle Chemnitz. Abgerufen am 9. September 2017.
Koordinaten: 50° 48′ 58,1″ N, 12° 54′ 59,7″ O