Ausstellung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Ausstellungsbau)
Besucher bei einer Präsentation

Eine Ausstellung (auch Exposition) ist eine dauerhafte oder temporäre öffentliche Präsentation, bei der Ausstellungsobjekte (Exponate) einem Publikum gezeigt werden. Man unterscheidet einerseits Kunstausstellungen und wissenschaftlich orientierte Ausstellungen, die mittels der Exponate Wissen vermitteln,[1] andererseits kommerziell orientierte Ausstellungen der Wirtschaft, bei denen Produkte und Dienstleistungen vorgestellt werden, um den Handel mit diesen Angeboten anzukurbeln.[2]

Ausstellungen in den Bereichen Kunst und Wissenschaft

Ausstellungsarten

Zu den dauerhaften Ausstellungen zählen ständig zur Schau gestellte Sammlungen, beispielsweise aus dem Fundus von Museen. Eine thematisch und zeitlich begrenzte Ausstellung wird als Sonderausstellung bezeichnet; wird diese nach dem Abbau an einem anderen Ort neu aufgebaut, so wird sie Wanderausstellung genannt. Stellt ein Künstler eigene Gemälde in einer kommerziell ausgerichteten Galerie aus, wird die Ausstellung auch als Accrochage (frz. für „Aufhängung“) bezeichnet.

Der Vielfalt der Exponate sind keine Grenzen gesetzt. Unterschieden werden kann beispielsweise nach Themen:

Als Veranstaltungsort kann je nach Art der Ausstellung jede geeignete private oder öffentliche Räumlichkeit dienen. Typische Ausstellungsorte sind unter anderem Museen, Kunsthallen, Galerien, Ausstellungshallen und Ausstellungspaläste, Bibliotheken, Rathäuser und Kirchen.

Ausstellungsgestaltung

Die Gestaltungsarbeit unterteilt sich zum einen in das einheitliche Layouten (siehe Corporate Design) der Druckmedien für die Öffentlichkeitsarbeit (Katalog, Plakat, Folder, Einladungskarte usw.) und zum anderen in die Szenographie. Wichtige Elemente der Ausstellungsgestaltung sind die Räumlichkeiten selbst, die Objekt- und Abteilungsbeschilderung, die Stell- und Trennwände, die Beleuchtung und die Vitrinen.

Als Hilfsmittel der Gestaltung dienen häufig Miniaturmodelle der Ausstellungsräume, an denen sich die Positionierung der maßstabsgerecht verkleinerten Ausstellungsstücke visuell verifizieren lässt. Auch eine Visualisierung durch das Rendern von Ausstellungsansichten ist inzwischen nicht unüblich.

Neue Wege ging das Max-Ernst-Museum in Brühl bei der Gestaltung der Ausstellung THE WORLD OF TIM BURTON (2015), welche sie in Zusammenarbeit mit der Kuratorin Jenny He und Tim Burton Productions organisierte. Die Kontinente übergreifende Gestaltungsarbeit erfolgte mittels eines virtuellen Ausstellungsplaners.[3] In einem 3D-Echtzeit-Modell des Museumsbaus konnten gleichzeitig per Internetverbindung die Ausstellungsstücke positioniert und die Gestaltung sinnlich überprüft werden. Darüber hinaus ermöglicht die Software den Export von Listen mit den Positionen der Exponate, für eine erleichterte Hängung im realen Museum.

Interaktive Ausstellungen

Ein interaktives Exponat zur Veranschaulichung des Internets

Zum Ende des 20. Jahrhunderts entwickelte sich das Format der interaktiven Ausstellung (auch: Hands-on-Ausstellung oder Erlebnisausstellung). Dieser Ausstellungstyp ist zum Beispiel in Kindermuseen, Erfahrungsfeldern und Science Centern vorzufinden und will Besucher anregen, mit den Exponaten und untereinander zu interagieren. Auf diese Art können komplexe Themen anschaulich und unterhaltsam vermittelt werden.[4]

Während in klassischen Ausstellungen gesammelte Objekte, zum Beispiel aus den Bereichen Kunst und Wissenschaft, ausgestellt werden, setzen sich interaktive Ausstellungen aus Exponaten zusammen, die speziell für den Zweck der erlebnisorientierten Vermittlung entwickelt und angefertigt werden.[5]

Virtuelle Ausstellungen

Im Zeitalter moderner Online-Medien etablieren sich zunehmend auch sogenannte virtuelle Ausstellungen, bei denen die Exponate in digitaler Form für eine Betrachtung am Bildschirm aufbereitet werden. Der Besuch eines fixen Ortes ist somit nicht mehr nötig; stattdessen können die Ausstellungsgegenstände zeit- und ortsunabhängig betrachtet werden. Redaktionelle Texte und vielfältige Multimedia-Angebote (Bildergalerien, Video- und Audioclips, Blätterkataloge etc.) treten an die Stelle der klassischen Information durch Schautafeln und Vitrinen. Oft sind darüber hinaus interaktive Angebote wie bilinguale Versionen, barrierefreie Zusatzdaten, Zoomfunktionalität oder ein virtuelles Gästebuch etc. verfügbar.

Prototypisch hat die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) ab 2013 mehrere virtuelle Ausstellungen zu unterschiedlichen Aspekten ihres Sammlungsbestandes initiiert:

  • Künste im Exil,[6] veröffentlicht am 18. September 2013, ist ein Internet-Portal über Künstler, die aus politischen Gründen ins Exil flüchteten. Die Ausstellung, die vom Deutschen Exilarchiv 1933–1945 der DNB betreut wird, soll weltweit archivierte Dokumente über Emigration und Exil zusammenführen und so den Interessenten zur Verfügung stellen. Der Schwerpunkt soll zunächst auf der Zeit von 1933 bis 1945 liegen und später auch die Emigration aus der DDR und dem kommunistischen Osteuropa einbeziehen.
  • Die zweite virtuelle Ausstellung Zeichen – Bücher – Netze: Von der Keilschrift zum Binärcode,[7] veröffentlicht am 18. Mai 2014, ist ein mediengeschichtliches Angebot des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der DNB. Sie erzählt in verschiedenen Themenmodulen Kulturgeschichte aus dem Blickwinkel von Schrift und Buch bis zur digitalen Netzwelt und spannt dabei einen zeitlichen Bogen von der Frühgeschichte bis heute.
  • Im Juni 2014 ging unter dem Titel 100 Jahre Erster Weltkrieg[8] zudem eine virtuelle Ausstellung auf der Basis der hauseigenen Weltkriegssammlung der DNB online. Sie soll Mediengeschichte in Verbindung mit dem Krieg erfahrbar machen. Dabei wird stark Bezug auf die Deutsche Bücherei, ihre Sammel- und Ausstellungsaktivitäten sowie einzelne Mediengattungen und Medienwerke genommen.

Ausstellungen der Wirtschaft

Eine Ausstellung in diesem Sinne ist laut der deutschen Gewerbeordnung „eine zeitlich begrenzte Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Ausstellern ein repräsentatives Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige oder Wirtschaftsgebiete ausstellt und vertreibt oder über dieses Angebot zum Zweck der Absatzförderung informiert“.[9] Bei solchen Ausstellungen werden käufliche Produkte und Dienstleistungen der Industrie oder bestimmter Gewerbe vorgestellt. Wenn die Veranstaltung in regelmäßigen Abständen stattfindet, wird sie als Messe bezeichnet.[10]

Gewerbeordnung

Nach der Legaldefinition des § 65 GewO ist eine Ausstellung als Unterart des Marktgewerbes eine zeitlich begrenzte Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Ausstellern ein repräsentatives Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige oder Wirtschaftsgebiete ausstellt und vertreibt oder über dieses Angebot zum Zweck der Absatzförderung informiert. Auf Antrag des Veranstalters kann eine Ausstellung nach § 65 GewO in Verbindung mit § 69 GewO festgesetzt werden. Dies muss beim örtlichen Ordnungs- oder Gewerbeamt beantragt werden. Als Unterlagen sind ein Antrag, Informationen zur Ausstellung, ein Lageplan, ein vorläufiges Ausstellerverzeichnis sowie ein Auszug aus dem Gewerbezentralregister und ein Führungszeugnis zur Vorlage bei einer Behörde einzureichen. Die Festsetzung ist gebührenpflichtig. Auf der Grundlage eines Bescheids genießt der Anbieter Marktfreiheiten.[11]

Siehe auch

Literatur

  • Philipp Aumann, Frank Duerr: Ausstellungen machen. 2. Auflage. UTB Verlag, Stuttgart 2014 (2013), ISBN 978-3-8252-4193-3.
  • Ausstellungsbau. In: Ernst Seidl (Hrsg.): Lexikon der Bautypen. Funktionen und Formen der Architektur. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010572-6.
  • Claudia Fröhlich, Harald Schmid, Birgit Schwelling (Hrsg.): Jahrbuch für Politik und Geschichte, Bd. 4: Geschichte ausstellen, Stuttgart 2013.
  • Susanne Gesser, Martin Handschin, Angela Jannelli, Sibylle Lichtensteiger (Hrsg.): Das partizipative Museum. Zwischen Teilhabe und User Generated Content. Neue Anforderungen an kulturhistorische Ausstellungen (transcript Kultur- und Museumsmanagement). Transcript, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-1726-9.
  • Beatrice Jaschke, Charlotte Martinz-Turek, Nora Sternfeld: Wer spricht? Autorität und Autorschaft in Ausstellungen (= Ausstellungstheorie & Praxis. Bd. 1). Herausgegeben von Schnittpunkt. Turia + Kant, Wien 2005, ISBN 3-85132-418-8.
  • Jeannette Merker, Riklef Rambow (Hrsg.): Architektur als Exponat – Gespräche über das Ausstellen. JOVIS Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-86859-386-0.
  • Rainer Wenrich, Josef Kirmeier, Henrike Bäuerlein, Hannes Obermair (Hrsg.): Zeitgeschichte im Museum. Das 20. und 21. Jahrhundert ausstellen und vermitteln (= Kommunikation, Interaktion und Partizipation. Band 4). kopaed verlagsgmbh, München 2021, ISBN 978-3-96848-020-6.
  • Lambert Wiesing: Das Zeigen von Bildern: Die Aufhebung des Bildes im Museum. In: Lambert Wiesing: Sehen lassen. Die Praxis des Zeigens. 2. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-518-29646-2, Kapitel 4. S. 180–191.

Weblinks

Wiktionary: Ausstellung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Ausstellungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Ausstellung – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Philipp Aumann, Frank Duerr: Ausstellungen machen. UTB Verlag, 2013, 18.
  2. Vgl. Duden Online: Ausstellung.
  3. VEE, für Virtual Exhibition Editor.
  4. Kirsten Marijke Brodel: Museumspädagogik in Kindermuseen und Jugendmuseen: Entstehung, Legitimation und derzeitige Situation. Diplomica Verlag, 2006.
  5. Exhibit Making. In: Exploratorium. Abgerufen am 25. November 2015.
  6. Künste im Exil - Exil-Netzwerk. 23. September 2013, abgerufen am 25. Juni 2022.
  7. Startseite. Abgerufen am 25. Juni 2022.
  8. Startseite. Abgerufen am 25. Juni 2022.
  9. § 65 der GewO.
  10. § 64 GewO - Einzelnorm. Abgerufen am 25. Juni 2022.
  11. Gewerbeordnung. Abgerufen am 25. Juni 2022.