Axiale Spondyloarthritis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Axiale spondyloarthritis)
Klassifikation nach ICD-10
M45.- Spondylitis ankylosans

(vorgeschlagene neue Bezeichnung: Axiale Spondyloarthritis (axSpA)[1])

ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Axiale Spondyloarthritis (oft als axSpA abgekürzt) ist eine chronische Autoimmunkrankheit aus der Gruppe der Spondyloarthritiden, welche hauptsächlich das axiale Skelett (Lenden- und Brustwirbelsäule, sowie die Kreuz-Darmbeingelenke) betrifft. Das bekannteste Mitglied der axialen Spondyloarthritis-Familie ist die Krankheit Spondylitis ankylosans, welche im deutschsprachigen Bereich auch als Morbus Bechterew bekannt ist.

Axiale Spondyloarthritis ist ein Sammelbegriff, welcher im Jahr 2009 eingeführt wurde, um eine vielfältige Krankheitsfamilie zu beschreiben, welche viele klinische und genetische Merkmale teilt.[2]

Der Begriff wurde eingeführt, um die folgenden Krankheitsbilder zu vereinen: (1) Weniger ausgeprägte Formen von Spondylitis, (2) frühe Stadien von Morbus Bechterew sowie (3) Morbus Bechterew selbst.

Gründe für den neuen Begriff axiale Spondyloarthritis

Im Jahr 1984 führten gemeinsame Bemühungen dazu, dass spezifische Diagnosekriterien für Morbus Bechterew aufgestellt wurden, welche unter dem Namen Modifizierte New York-Kriterien bekannt wurden.[3] Eines der zentralen Kriterien von New York war, dass die krankheitsbedingte Fusion, Erosion und/oder Bildung von Knochen in der Wirbelsäule oder in den Kreuz-Darmbeingelenken für eine Diagnose radiologisch nachgewiesen werden musste.[4] Auch wenn diese Kriterien zu einer besseren Diagnose von Morbus Bechterew führten, manifestieren sich radiologische Veränderungen aber meist erst mehrere Jahre nachdem die ersten Symptome aufgetreten sind.[4] Um die Zeit zwischen den ersten Symptomen und der Diagnose zu verkürzen, brauchte es neue Kriterien, die die Krankheit bereits frühzeitig erkennen lassen. Im Jahr 2009 wurden die modifizierten New-York-Kriterien durch eine breite Palette von neuen diagnostischen Kriterien erweitert, welche eine Diagnose auf der Grundlage von typischen Spondyloarthritis-Krankheitsmerkmalen etablierten.[2] Dazu gehörten entzündliche Rückenschmerzen, eine Familiengeschichte für axiale Spondyloarthritis, das Ansprechen auf die Behandlung mit nichtsteroidalen, antirheumatischen Medikamenten (NSAR), vorangehende Entzündung/en in den Gelenken, Fersen, Sehnenansätzen oder Augen, Anzeichen einer erhöhten Entzündung (C-reaktives Protein und Blutsenkungsreaktion) und andere typische Spondyloarthritis-Merkmale.[2][5] Sofern diese Kriterien noch immer kein überzeugendes klinisches Bild ergeben, sind der Biomarker HLA-B27 sowie die Magnetresonanztomographie (MRT) zusätzlich mit in die Diagnosestellung einzubeziehen.[2][5] Weil die Krankheit Morbus Bechterew noch immer durch die modifizierten New York-Kriterien von 1984 definiert war, gab es die Notwendigkeit, einen neuen Krankheitsausdruck zu finden, welcher auch die weniger schweren Formen und die frühen Stadien von Morbus Bechterew-Fälle einschließen würde. Dieser Ausdruck wurde in dem Sammelbegriff axiale Spondyloarthritis gefunden.

Nomenklatur

Axiale Spondyloarthritis kann in zwei Klassen unterteilt werden:

  1. Nicht-radiologische axiale Spondyloarthritis (nr-axSpA):
    Dieser Begriff umfasst sowohl das frühe Krankheitsstadium von Morbus Bechterew, in dem noch keine radiologischen Veränderungen sichtbar sind, sowie weniger schwere Formen von Morbus Bechterew.
  2. Radiologische axiale Spondyloarthritis:
    Synonym für Morbus Bechterew. Diese Klasse wird als radiologische axiale Spondyloarthritis bezeichnet, weil die Diagnose auf dem Befund von eindeutigen radiographischen Veränderungen in der Wirbelsäule oder in den Kreuz-Darmbeingelenken basiert.

Weblinks

  • Martin Rudwaleit, Joachim Sieper: Diagnose und Frühdiagnose der Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew), insbes. S. 7f.: Das Konzept der „axialen Spondyloarthritis“. 2005

Einzelnachweise

  1. DIMDI (Memento des Originals vom 5. März 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dimdi.de
  2. a b c d M Rudwaleit, D van der Heijde, R Landewe, J Listing, N Akkoc, J Brandt, J Braun, C T Chou, E Collantes-Estevez, M Dougados, F Huang, J Gu, M A Khan, Y Kirazli, W P Maksymowych, H Mielants, I J Sorensen, S Ozgocmen, E Roussou, R Valle-Onate, U Weber, J Wei, J Sieper: The development of Assessment of SpondyloArthritis international Society classification criteria for axial spondyloarthritis (part II): validation and final selection. In: Annals of the Rheumatic Diseases. 68, Nr. 6, 2009, ISSN 0003-4967, S. 777–783. doi:10.1136/ard.2009.108233.
  3. Sjef Van Der Linden, Hans A. Valkenburg, Arnold Cats: Evaluation of Diagnostic Criteria for Ankylosing Spondylitis. In: Arthritis & Rheumatism. 27, Nr. 4, 1984, ISSN 0004-3591, S. 361–368. doi:10.1002/art.1780270401.
  4. a b Joel D. Taurog, Dan L. Longo, Avneesh Chhabra, Robert A. Colbert: Ankylosing Spondylitis and Axial Spondyloarthritis. In: New England Journal of Medicine. 374, Nr. 26, 2016, ISSN 0028-4793, S. 2563–2574. doi:10.1056/NEJMra1406182.
  5. a b Denis Poddubnyy, Astrid van Tubergen, Robert Landewé, Joachim Sieper, Désirée van der Heijde: Development of an ASAS-endorsed recommendation for the early referral of patients with a suspicion of axial spondyloarthritis. In: Annals of the Rheumatic Diseases. 74, Nr. 8, 2015, ISSN 0003-4967, S. 1483–1487. doi:10.1136/annrheumdis-2014-207151.