Bezahnte Glattschnecke

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Bezahnte Glattschnecke

Bezahnte Glattschnecke (Azeca goodalli)

Systematik
Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata)
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Cochlicopoidea
Familie: Azecidae
Gattung: Azeca
Art: Bezahnte Glattschnecke
Wissenschaftlicher Name
Azeca goodalli
(A. Férussac, 1821)

Die Bezahnte Glattschnecke (Azeca goodalli), auch Bezahnte Achatschnecke genannt[1][2], ist eine landlebende Schneckenart aus der Familie der Glattschnecken (Cochlicopidae). Sie ist die einzige Art der Gattung Azeca Fleming, 1828.

Merkmale

Das Gehäuse misst 5–8 mm in der Höhe und 2,4 bis 3 mm in der Breite[3] (5,3 bis 6,8 mm hoch, 2,4 bis 2,7 mm breit[1][2]). Das bauchig-spindelförmige Gehäuse weist 6½ bis 7½ flache Umgänge auf, die durch eine flache, rinnige Naht absetzt sind. Es ist kein Umbilicus ausgebildet. Es ist weißlich, gelblich, gelblichbraun bis rötlich und durchscheinend. Wenn das Tier sich in das Gehäuse zurückgezogen hat, erscheinen die letzten Umgänge durch den dunklen Körper dunkel. Die Oberfläche ist stark glänzend.

Die schief stehende Mündung (in Relation zur Gehäuselängsachse) ist im Umriss birnenförmig. Der innen lippig verdickte, weißliche Mundsaum umzieht die gesamte Mündung; er ist leicht nach innen gebogen, auch basal etwas eingebogen. Die Mündung des letzten Umganges weist innen bis zu sechs Zähne und Falten auf, ein palataler, ein bis drei parietale und ein bis zwei columellare Falten/Zähne.

Im männlichen Teil des Geschlechtsapparates zweigt der Samenleiter (Vas deferens) sehr früh vom Eisamenleiter (Spermovidukt). Der Samenleiter ist vergleichsweise dicke und tritt apikal in den mäßig langen Penis ein. Der Retraktormuskel setzt apikal am Penis an. Der freie Eileiter (Ovidukt) ist sehr lang, die Vagina mäßig lang. Die Spermathek ist nur mäßig groß, der Stiel vergleichsweise kurz und dick. Dadurch reicht die Spermathek nicht bis zur Albumindrüse[4].

Geographische Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise

Die Bezahnte Glattschnecke kommt von Nordspanien, über Frankreich, Belgien bis nach England im Norden und Deutschland im Osten vor (östlichste Vorkommen in Thüringen). Das Vorkommen in Schleswig-Holstein ist wahrscheinlich erloschen[5]. Es handelt sich jedoch nicht um ein zusammen hängendes Verbreitungsgebiet, sondern um jeweils einzelne, isolierte Vorkommen. Fossil kennt man die Art aus Österreich und Tschechien.

Die Art lebt in der Bodenstreu, im feuchten abgeworfenen Laub und im Moos lichter Mischwälder mit niedriger Vegetation, in Gebüschen und Hecken, gewöhnlich mit kalkigem Untergrund und oft auch an felsigen Standorten. Allerdings sollte durch die Vegetation oder Bodenstreu eine Luftfeuchtigkeit von 80 bis 90 % vorhanden sein. Die Tiere sitzen an solchen Standorten an der Unterseite von Steinen oder Totholz.

Systematik und Taxonomie

Das Taxon wurde von André Étienne d’Audebert de Férussac unter dem Namen Helix (Cochlodonta) goodalli erstmals wissenschaftlich beschrieben[6]. Sie ist die Typusart der Gattung Azeca Fleming, 1828. Die Gattung Azeca ist wiederum die Typusgattung der Familie Azecidae Watson, 1920, die von Madeira et al. (2010) als eigenständige Familie aufgefasst wird.

Gefährdung

Durch die sehr lokalen kleinen Vorkommen ist die Art generell gefährdet, die kleinen Populationen können durch Veränderungen der Standorte rasch ausgelöscht werden. In Deutschland gilt die Art als gefährdet[7]. In den einzelnen deutschen Bundesländern sieht die Situation z. T. anders aus. So wird die Art in Bayern bereits als stark gefährdet eingestuft[8].

Belege

Literatur

  • Klaus Bogon: Landschnecken Biologie, Ökologie, Biotopschutz. 404 S., Natur Verlag, Augsburg 1990 ISBN 3-89440-002-1 (S. 96/7)
  • Rosina Fechter und Gerhard Falkner: Weichtiere. 287 S., Mosaik-Verlag, München 1990 (Steinbachs Naturführer 10) ISBN 3-570-03414-3 (S. 140)
  • Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983 ISBN 3-490-17918-8 (S. 83)
  • Philippe Bouchet & Jean-Pierre Rocroi: Part 2. Working classification of the Gastropoda. Malacologia, 47: 239-283, Ann Arbor 2005 ISSN 0076-2997
  • Anatolij A. Schileyko: Treatise on Recent terrestrial pulmonate molluscs, Part 1. Achatinellidae, Amastridae, Orculidae, Strobilopsidae, Spelaeodiscidae, Valloniidae, Cochlicopidae, Pupillidae, Chondrinidae, Pyramidulidae. Ruthenica, Supplement 2(1): 1-127, Moskau 1998 ISSN 0136-0027
  • María J. Madeira, María A. Elejalde, Luis J. Chueca & Benjamín J. Gómez-Moliner: Phylogenetic Position of the Genus Cryptazeca and the Family Azecidae within the System of the Stylommatophora. Malacologia, 52 (1): 163-168 2010.

Einzelnachweise

  1. a b Bogon (1990: S. 96/7)
  2. a b Kerney et al. (1983: S. 83)
  3. AnimalBase – Azeca goodalli
  4. A. E. Boycott: The Genitalia of Azeca tridens and Cochlicopa lubrica. Journal of Conchology, 16: 53-54, 1916 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 53/4)
  5. Vollrath Wiese: Die Landschnecken Deutschlands. 352 S., Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2014 ISBN 978-3-494-01551-4 (S. 50)
  6. Férussac, André Étienne Justin Pascal Joseph François d’Audebard de 1821-1822: Tableaux systématiques des animaux mollusques classés en familles naturelles, dans lesquels on a établi la concordance de tous les systèmes; suivis d'un prodrome général pour tous les mollusques terrestres ou fluviatiles, vivants ou fossiles. i-xlvii, 1-27, 1-110, Paris, Bertrand & London, Sowerby. Online bei Biodiversity Heritage Library
  7. Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands PDF (Memento des Originals vom 1. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bfn.de (nur Liste)
  8. Rote Liste der gefährdeten Tiere Bayerns. PDF

Online

Weblinks

Commons: Azeca goodalli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien