ISGUS

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ISGUS GmbH

Rechtsform GmbH
Gründung 1888
Sitz Villingen-Schwenningen, Deutschland
Leitung Stefan Beetz
Mitarbeiterzahl 139[1]
Branche Zeiterfassung
Website www.isgus.de
Stand: 31. Dezember 2018
ISGUS – Westansicht
ISGUS – Südansicht

Die ISGUS GmbH ist ein deutscher Hersteller von Systemlösungen für Zeiterfassung, Zutrittskontrolle, Personaleinsatzplanung sowie Betriebs- und Maschinendatenerfassung. Das Unternehmen gehörte früher (neben der nicht mehr existierenden Württembergischen Uhrenfabrik Bürk Söhne) zu den beiden bedeutendsten deutschen Unternehmen für technische Uhren.[2] Heute entwickelt ISGUS Softwarelösungen, Terminals für Zeit- und Betriebsdatenerfassung, Zutrittsleser und Komponenten. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Villingen-Schwenningen.

ISGUS heute

ISGUS ist ein Systemhaus, das Kunden und Interessenten die ISGUS Software sowohl als Kauflizenz wie auch als Software as a Service (SaaS) im eigenen Rechenzentrum anbietet. Zur Unternehmensgruppe gehören in Deutschland, neben der ISGUS GmbH als Muttergesellschaft folgende Gesellschaften:

Unternehmensgeschichte

ISGUS – Ostansicht mit historischem Schornstein
Isgus Stempeluhr im Stadtarchiv München

Das Unternehmen ist Teil der historischen Schwenninger Uhrenindustrie des 19. und 20. Jahrhunderts, die die Stadt für Jahrzehnte zur „größten Uhrenstadt der Welt“ aufsteigen ließ.[3][4][5] Es ist eines der wenigen dieser Unternehmen, die den Strukturwandel von mechanischen Uhren hin zu elektronischen Zeiterfassungssystemen überstanden haben.

Das Unternehmen wurde 1888 von Jakob Schlenker (1855–1913)[6] gegründet, der (aufgrund seines krausen Haares und der weiten Verbreitung des Namens Schlenker in Schwenningen[7]) den Spitznamen „Grusen“ führte. Dementsprechend firmierte es zunächst als J. Schlenker-Grusen, woraus erst JSGUS und später ISGUS wurde. Diese Abkürzungen fanden bereits als Marken Verwendung, als die Gesellschaft noch J. Schlenker-Grusen hieß.
Schlenker war als Werkmeister in der Württembergischen Uhrenfabrik Bürk in die Produktion von Nachtwächterkontrolluhren eingebunden. Dabei handelte es sich um tragbare Uhren; An bestimmten Stellen der zu kontrollierenden Örtlichkeit waren Schlüssel hinterlegt, die der Nachtwächter bei seinen Rundgängen in der Uhr betätigen musste. Die Uhr dokumentierte daraufhin, ob der Nachtwächter zur vorgegebenen Zeit am richtigen Ort war, ob er also ordnungsgemäß seinen Dienst verrichtete. Nach dem Ablauf des Patents Johannes Bürks baute Schlenker die Uhren im eigenen Betrieb nach. Später kamen verschiedenste eigene Modelle und auch eigene Patente hinzu.[8]

1896 entwickelte Schlenker-Grusen den ersten „Brieftauben-Constatierapparat“.[9] Ab 1908 kamen Arbeitszeit-Kontrollapparate (die Vorläufer der Stempeluhr) hinzu.[10] ISGUS fertigte auch andere Instrumente, etwa Tachometer nach Patenten Otto Schulzes.[11] Der "ISGUS-Tachograph" wurde 1927 in der Automobiltechnischen Zeitschrift als "neuer Kontrollapparat für Kraftfahrzeuge" vorgestellt.[12]

Es wird als soziale Verbesserung angesehen, dass Ausbildungsverträge bei ISGUS ab 1907 "freie Kost und Logis", ab dem 2. Lehrjahr zusätzlich ein "Taschengeld", das ab dem 3. Lehrjahr leistungsbezogen gewährt wurde, vorsah.[13]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch bei J. Schlenker-Grusen Maschinen und andere Werte als Reparation demontiert. Eine "Vorentnahme" beließ den Unternehmen "in der französischen Zone kaum noch Maschinen im Baualter von weniger als neun Jahren". Dies war sehr wenig, weil die Ausstattung sehr modern gewesen war. Später wurden 20 Prozent der verbliebenen Kapazität demontiert.[14]

ISGUS beschäftigte 1963 zwischen 600 und 800 Mitarbeiter.[15]

Der Fabrikkomplex besteht aus mehreren, nacheinander errichteten und erweiterten Gebäuden. Eine ausführliche Beschreibung ist der Dissertation Gerhard Jehles zu entnehmen.[16] In unmittelbarer Nähe befindet sich das denkmalgeschützte ehemalige Wohnhaus Schlenkers, die Villa Schlenker.

BKK J. Schlenker-Grusen

Aus dem Unternehmen ging eine eigene Betriebskrankenkasse hervor, die 1904 gegründete BKK J. Schlenker-Grusen.[17] Sie ging 1997 durch Fusion in der Schwenninger Betriebskrankenkasse auf.[18]

Literatur

  • Hans-Heinrich Schmid: "Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850 - 1980 : Firmenadressen, Fertigungsprogramm, Firmenzeichen, Markennamen, Firmengeschichten." (3. erweiterte Auflage 2017); Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Chronometrie e.V.; ISBN 978-3-941539-92-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jahresabschluss zum 31. Dezember 2018 im elektronischen Bundesanzeiger
  2. Der grosse Brockhaus, Band: 11, (Sol - Unj), 16. Aufl. 1957, Wiesbaden, Brockhaus, S. 726.
  3. Bayerische Akademie der Wissenschaften. Historische Kommission (Hrsg.): Maly-Melanchthon Band 16 Neue deutsche Biographie, ISBN 3428001818, ISBN 9783428001811, S. 450 [1]
  4. Annemarie Conradt-Mach: Arbeit und Brot: die Geschichte der Industriearbeiter in Villingen und Schwenningen von 1918 bis 1933, ISBN 3788308699, ISBN 9783788308698, S. 8 ([2])
  5. www.schwarzwaelder-bote.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.schwarzwaelder-bote.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Günther Glaser: Besprechung von „Peter Kurz, 200 Jahre Schwenninger Uhren. 1765-1965“. In: Jahrbuch für Geschichte der oberdeutschen Reichsstädte : Esslinger Studien. Band 15, 1969, ISSN 0341-9924, S. 183.
  7. www.schwarzwaelder-bote.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.schwarzwaelder-bote.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. http://www.kontrolluhren.de/download/nachtwaechter2low.pdf
  9. Huhndorf: Wurzeln des Wohlstands: Bilder und Dokumente südwestdeutscher Wirtschaftsgeschichte, Stuttgart, Theiss, 1984, S. 35.
  10. www.kontrolluhren.de
  11. Harry Niemann, Armin Hermann: Die Entwicklung der Motorisierung im Deutschen Reich und den Nachfolgestaaten: Stuttgarter Tage zur Automobil- und Unternehmensgeschichte: eine Veranstaltung von Mercedes-Benz Classic--das Archiv Band 2 von Gesellschaft für Unternehmensgeschichte, ISBN 3515067264, ISBN 9783515067263, S. 257 ([3])
  12. Hanns Lampe: Ein neuer Kontrollapparat für Kraftfahrzeuge - Der ISGUS-Tachograph, in: Automobiltechnische Zeitschrift, Band 30 (1927), S. 173 ([4])
  13. Annemarie Conradt-Mach: Feinwerktechnik, Arbeitswelt, Arbeiterkultur : ein Beitrag zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Villingens und Schwenningens vor 1914, Neckar-Verlag, 1985, ISBN 3-7883-0845-1, S. 46.
  14. Am Abend der Demontage: sechs Jahre Reparationspolitik; mit Dokumentenanhang, hrsg. vom Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung, Bremen, Trüjen, 1951, S. 51.
  15. Georg Heller: The Structure of the Precision Instrument, Optical Equipment and Watch and Clock Industry, in: The German Economic Review, Bd. 1 1963, S. 280, 285.
  16. Gerhard Jehle: Stätten der Arbeit, Stätten der Verwaltung, Wohnstätten: Die Industriearchitektur in Villingen und Schwenningen bis 1945 (Hochbauten), Diss. Univ. Freiburg i.Br. 2001 ([5] (PDF; 4,0 MB), S. 99ff)
  17. Sylvelyn Hähner-Rombach: Die Betriebskrankenkassen in Baden und Württemberg von der Industrialisierung bis in die Zeit des Nationalsozialismus: eine Chronik, ISBN 3-87407-376-9, S. 229.
  18. Sylvelyn Hähner-Rombach: Die Betriebskrankenkassen in Baden-Württemberg nach 1945: eine Chronik, ISBN 3-87407-323-8, S. 73, 113, 178.

Koordinaten: 48° 3′ 47,5″ N, 8° 31′ 45,7″ O