BMW-Werk Leipzig
BMW Werk Leipzig
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Rechtsform | Produktionswerk |
Gründung | August 2001 |
Sitz | Leipzig, Deutschland |
Leitung | Petra Peterhaensel (seit 1. Januar 2022) |
Mitarbeiterzahl | zirka 5.400 Beschäftigte auf dem Werksgelände |
Website | www.bmw-werk-leipzig.de |
Das BMW Werk Leipzig ist ein Automobilwerk der Firma BMW, welches am 13. Mai 2005 in Leipzig eröffnet wurde. In dem neuen Werk wird seit März 2005 in Serie produziert. Die Produktionskapazität des Werkes beträgt über 1000 Fahrzeuge täglich, wovon etwa 180 Elektrofahrzeuge sind.[1]
Werksstruktur
Die Werkstruktur zeichnet sich dadurch aus, dass die drei Haupt-Produktionshallen (Karosseriebau, Lackiererei und Montage) sich um ein zentrales Verwaltungs-, Kommunikations- und Dienstleistungsgebäude (Zentralgebäude) herum gruppieren. Hierdurch sind die Produktionsbereiche auf kurzen Wegen miteinander vernetzt. Eine weitere Besonderheit ist die patentierte und in der Branche bisher einzigartige Fingerstruktur (auch Kammstruktur) der Montagehalle. Diese ermöglicht es, die Logistikwege sehr kurz zu halten und bei Bedarf durch Verlängerung einzelner Finger weitere Produktionsschritte flexibel einzufügen, ohne dabei die laufende Produktion unterbrechen zu müssen.
Geschichte
Die Ausschreibung
Im Rahmen der laufenden Produkt- und Marktoffensive des Unternehmens ist die Zahl der produzierten Fahrzeuge bei BMW in den letzten Jahren kontinuierlich auf über 1,3 Millionen Pkw pro Jahr gestiegen (2005).[2] Um die benötigten zusätzlichen Produktionskapazitäten aufbauen zu können, wurde ab Mitte 2000 in Europa ein Standort für ein neues Werk gesucht. Nach einem umfassenden Auswahlprozess erhielt Leipzig am 18. Juli 2001 den Zuschlag. Für Leipzig sprachen neben den preiswerten Arbeitskräften und der ebenen Geländeflächen für ein neues Werk, vor allem die in der Region Chemnitz-Zwickau beheimatete gute industrielle Zulieferindustrie für den Automobilbau und die dort verfügbaren qualifizierten und motivierten Mitarbeiter. Zuletzt waren außer Leipzig noch Augsburg, Schwerin, Arras (Nordfrankreich) und Kolín (Tschechien) im Rennen, auch Leipzigs Nachbarstadt Halle hatte sich beworben.
Bauphase
Im August 2001 begann inoffiziell die über drei Jahre dauernde Bauphase. Das 208 Hektar große Grundstück musste zuerst geebnet werden, dazu wurden fast vier Millionen Kubikmeter Erdreich bewegt. Zeitgleich begann der Anschluss an die vorhandene Infrastruktur Leipzigs, etwa mit dem Ausbau des Autobahnanschlusses Leipzig-Messegelände. Der erste Spatenstich am 7. Mai 2002 markierte den offiziellen Baubeginn und gleichzeitig den Beginn des Hochbaus. Nachdem am 29. April 2003 die Produktionshallen fast vollständig errichtet waren, wurde der Grundstein des Zentralgebäudes gelegt, und schon im Herbst 2003 konnte mit dem Einbau der Produktionsanlagen begonnen werden. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten insgesamt mehr als 4.000 Menschen auf dieser seinerzeit größten Industriebaustelle Europas.
Im Frühjahr 2004 begann die Begrünung des Geländes und weiterer Ausgleichsflächen im Stadtgebiet Leipzig. Über 2.200 heimische Bäume wurden eingesetzt, mehr als 4.000 Kubikmeter Hecken gepflanzt, fast ein Quadratkilometer Magerrasen mit Wildkräutern ausgesät und ein Feuchtbiotop mit 5.000 Quadratmetern Schilfgürtel angelegt. Insgesamt wurde von Biologen errechnet, dass nach Fertigstellung des Geländes der ökologische Wert des Werkes mit 105 Prozent über dem der sich vorher dort befindenden Wiesen und Äcker lag.
Am 8. Juli 2004 wurde das erste komplett montierte Fahrzeug im Werk Leipzig hergestellt, es begann damit der Erprobungsbetrieb, bis am 1. März 2005 das erste Kundenfahrzeug planmäßig vom Band rollte. Bereits am 16. Juni 2006 wurde das 100.000ste Fahrzeug hergestellt, am 3. Juli 2007 bereits das 250.000ste.
Die Gesamtinvestition betrug etwa 1,2 Milliarden Euro. Dieser Betrag enthält neben den Kosten für das Grundstück sämtliche Bauumfänge, Anlagen und technischen Einrichtungen sowie die produktbezogenen Investitionen (zum Beispiel spezielle Roboter oder Werkzeuge) bis zum Beginn der Serienproduktion im Jahr 2005.
Zentralgebäude von Zaha Hadid
Das Zentralgebäude ist das kommunikative Zentrum des Werkes. Hier laufen die wesentlichen Kommunikationsbeziehungen zusammen. Auffällig ist, dass die Karosserien über den Arbeitsplätzen zwischen den Fertigungsbereichen transportiert werden, um den Mitarbeitern und Angestellten das Produkt jederzeit vor Augen zu führen. Das Zentralgebäude wurde von der Londoner Architektin Zaha Hadid entworfen. Sie hatte sich in einem Realisierungswettbewerb, an dem 24 Büros aus aller Welt teilgenommen hatten, durchgesetzt.[3][4]
Das Zentralgebäude wurde unter anderem mit dem Architekturpreis der Stadt Leipzig 2005 und mit dem renommierten Deutschen Architekturpreis 2005 ausgezeichnet. Dieser Preis wird alle zwei Jahre von der E.ON Ruhrgas AG unter der Schirmherrschaft der Bundesarchitektenkammer vergeben.
Presswerk
Am 9. September 2009 wurden ein Presswerk und ein Produktionszentrum zur Fertigung von Türen sowie Front- und Heckklappen eingeweiht.
Produkte
Fahrzeuge
- 2005–2009: BMW 3er Limousine (BMW E90)
- 2007–2012: BMW 1er Dreitürer (BMW E81)
- 2007–2013: BMW 1er Coupé (BMW E82)
- 2008–2013: BMW 1er Cabrio (BMW E88)
- 2009–2015: BMW X1 (BMW E84)
- 2011–2012: BMW 1er M Coupé (BMW E82M)
- 2012–2019: BMW 1er Fünftürer (BMW F20)
- 2013–2020: BMW i8 (BMW I12 und seit 2018 auch I15)[5][6][7]
- 2013–2021: BMW 2er Coupé (BMW F22)
- 2013–heute: BMW i3 (BMW I01): Im Oktober 2020 wurde der 200.000ste i3 hergestellt.[8]
- 2014–2021: BMW 2er Active Tourer (BMW F45)
- 2014–2021: BMW 2er Cabrio (BMW F23)
- 2015–2021: BMW M2 (BMW F87)
- 2019–heute: BMW 1er Fünftürer (BMW F40)
- 2020–heute: BMW 2er Gran Coupé (BMW F44)
- 2021–heute: BMW 2er Active Tourer (BMW U06)
Darüber hinaus wurde im November 2020 die Produktion des Nachfolger des Mini Countryman an das Werk Leipzig vergeben, was dann das erste Werk ist, das sowohl BMW als auch Mini-Fahrzeuge herstellt.[9]
Batteriemodule
Seit Mai 2021 werden auch Akkumodule in Großserie hergestellt, zunächst für den vollelektrischen BMW iX. In diesem Bereich arbeiten 80 Mitarbeiter, Ende des Jahres 2021 sollen es 150 sein.[10][11]
Umwelt- und Naturschutz
Im Mai 2013 wurden vier Windkraftanlagen des Typs Nordex N100 in Betrieb genommen, die den produzierten Strom direkt in das Stromnetz des Werkes einspeisen. Jede der Anlagen hat eine Nennleistung von 2,5 MW, eine Nabenhöhe von 140 Metern und einen Rotordurchmesser von 100 Metern, ist also insgesamt 190 Meter hoch. Betreiber ist die wpd AG, der kalkulierte Jahresstromertrag liegt bei 28 GWh.[12][13] BMW gab 2013 an, dass der Strombedarf für das Montagewerk der elektrischen i-Modelle zu 100 % aus der eigenen Windkraft gedeckt wird.[14]
Seit Oktober 2017 gibt es eine Speicherfarm aus 500 alten und neuen Batterien des BMW i3 zum Ausgleich von Stromschwankungen.[15]
Auf dem Freigelände um das Werk wurden 230 Apfelbäume angepflanzt. Hier wohnen 13 Bienenvölker. Zudem wurden mehrere Singvögelarten auf dem Gelände angesiedelt.
Quellen
- BMW Group: Sustainable Value Report 2005/2006
- Bau Beratung Architektur, Februar 2006, S. 22f
- art, Juli 2005, S. 26ff
- BMW Werk Leipzig
- BMW Deutschland
- BMW Group Site
- BMW Presse Portal
Weblinks
- BMW Deutschland
- BMW-Konzernarchiv
- Foto-Bericht von einer Werksbesichtigung im BMW Werk Leipzig
- Fotos und Produktionsvideos aus dem BMW Werk Leipzig
- Geschichte der ehemaligen BMW Flugmotoren GmbH Eisenach-Dürrerhof
- Linkkatalog zum Thema BMW bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise
- ↑ BMW Group Werk Leipzig. Abgerufen am 14. Oktober 2018.
- ↑ BMW Group: Geschäftsbericht 2005 (Seite 3). (PDF; 2,9 MB) Abgerufen am 14. Oktober 2018.
- ↑ Realisierungswettbewerb für das Zentralgebäude BMW Werk Leipzig, abgerufen am 5. Juli 2019
- ↑ Zentralgebäude des BMW-Werks, Leipzig in: Neu Bau Land. 1990–2007. Architektur und Stadtumbau in den neuen Bundesländern. Architecture and Urban Restructuring in Former East Germany. Edited by: Ernst A. Busche, Oliver G. Hamm, Peter Cachola Schmal. Neu Bau Land. Architektur und Stadtumbau in den neuen Bundesländern. Deutsches Architekturmuseum, Frankfurt a. M. Juni – August 2007. Leipzig, E. A. Seemann, 2007. pp. 130–133, ISBN 978-3-86502-158-8
- ↑ automobil-produktion.de BMW startet Serienproduktion des i8 Roadster. 5. März 2018, abgerufen am 14. Oktober 2018.
- ↑ BMW Group Werk Leipzig beendet Produktion des BMW i8. BMW Group, 11. Juni 2020, abgerufen am 21. Januar 2021.
- ↑ Hier rollt der letzte BMW-i8 in Leipzig vom Band. Produktion.de, 16. Juni 2020, abgerufen am 23. Januar 2021.
- ↑ BMW feiert 200.000 produzierte i3, elektroauto-news.net vom 16. Oktober 2020, abgerufen am 23. Januar 2021.
- ↑ automobil-produktion.de vom 20. November 2020, Nächster Mini Countryman kommt aus Leipzig, abgerufen am 20. April 2021.
- ↑ mdr.de vom 6. Mai 2021, BMW-Werk Leipzig produziert eigene Batteriemodule, abgerufen am 5. Juni 2021.
- ↑ electrive.net vom 23. September 2020, BMW fertigt in Leipzig ab 2021 Batteriemodule in Großserie, abgerufen am 5. Juni 2021.
- ↑ Werkserweiterung bei BMW Leipzig: Windenergieanlage für Elektroautos gebaut. In: Leipziger Volkszeitung, 17. Oktober 2012. Abgerufen am 17. Oktober 2012.
- ↑ wpd AG: Windpark für BMW Werk Leipzig in Betrieb genommen. http://www.nordic-market.de. Abgerufen am 8. Juni 2013.
- ↑ Information auf der i8-Seite 2013, unter Antrieb/ Highlight erleben; abgerufen bei webarchive.org am 14. Oktober 2018.
- ↑ automobil-produktion.de vom 26. Oktober 2017, BMW: Alte i3-Batterien versorgen Leipziger Werk mit Strom mit Bilduntertitel, abgerufen am 14. Oktober 2018.
Koordinaten: 51° 24′ 33″ N, 12° 26′ 40″ O