Bank deutscher Länder

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Die Bank deutscher Länder (BdL) wurde am 1. März 1948 per Erlass in Frankfurt am Main gegründet.[1] Vorausgegangen waren lange Querelen zwischen den alliierten Besatzungsmächten und die Errichtung von Landeszentralbanken in der amerikanischen und der französischen Zone. Die britische Auffassung der Notwendigkeit einer einzigen Zentralbank und einer gemeinsamen Geldpolitik für das neu organisierte Deutschland setzte sich durch. Die BdL war damit faktisch eine funktionelle Nachfolgerin der Reichsbank und eine Vorläuferin der Bundesbank.

Aufbau und Aufgaben

Zentrale Aufgabe der Bank war die Währungspolitik in der amerikanischen und britischen Zone. Am 16. Juni 1948 traten die drei Landeszentralbanken der französischen Zone[2][3] rückwirkend zum 25. März der BdL und der Alliierten Bankkommission bei.[4] Bis 1951 unterlag sie den Weisungsbefugnissen der Westalliierten. Danach war sie unabhängig und unterstand auch nicht den Weisungen der damaligen Bundesregierungen (1951 war dies das Kabinett Adenauer I, ab 1953 das Kabinett Adenauer II).

BdL-Organe waren das Direktorium und der Zentralbankrat. Dem Zentralbankrat gehörten die neun Präsidenten der Landeszentralbanken an; diese neun wählten einen Präsidenten. Dieser war dabei aber nicht Präsident einer der Banken. Für wesentliche Entscheidungen war der Zentralbankrat zuständig. Dieser bestimmte wiederum den Präsidenten des Direktoriums und seinen Stellvertreter. Der Direktoriumspräsident bestimmte dann die weiteren Mitglieder des Direktoriums. Die Aufgabe des Direktoriums war die Durchführung der Beschlüsse des Zentralbankrates. Nach der Gründung der Bank deutscher Länder wurde Karl Bernard am 5. Mai 1948 zum Vorsitzenden des Zentralbankrates, Wilhelm Vocke am 20. Mai 1948 zum Präsidenten des Direktoriums gewählt.

Das Grundkapital der BdL war im Besitz der Zentralbanken und hatte – zunächst noch Reichsmark – seit der Währungsreform am 21. Juni 1948 eine Höhe von 100 Millionen DM.[5] Zu Beginn der BdL waren etwa 300 Mitarbeiter beschäftigt. Sitz der BdL war die ehemalige Reichsbankhauptstelle in der Taunusanlage 4 von Frankfurt am Main. 1949 waren hier bereits etwa 1.450 Mitarbeiter beschäftigt.

Durch die Direktiven (48)12 und (48)21 der Alliierten Bankkommission (Juni/Juli 1948) wurde der BdL die mit der finanziellen Abwicklung des Außenhandels zusammenhängenden Aufgaben mit Wirkung ab 1. August 1948 (für die französische Zone im April 1949) übertragen. Damit hatte die BdL die Verwaltung der Devisenbestände und die Durchführung des Devisenzahlungsverkehrs von der früher dafür zuständigen Joint Foreign Exchange Agency (JEFA) übernommen und weitergeführt. In ähnlicher Weise gingen die Geschäfte der ehemaligen Joint Export Import Agency (JEIA) und der Gemeinsamen Außenhandelskasse (GAK) auf die BdL über.

Die Landeszentralbanken waren Einrichtungen der Länder; die Bank deutscher Länder war eine Bundeseinrichtung.

Zum 1. August 1957 wurden die Bank deutscher Länder, die Zentralbanken und die Berliner Zentralbank mit dem Gesetz über die Deutsche Bundesbank durch die Deutsche Bundesbank abgelöst. Die BdL hatte am 31. Juli 1957 Devisen- und Goldbestände in Höhe von 10,105 Milliarden DM.[6]

Münzprägungen

Geprägt wurden 1-Pfennig-Münzen mit den Jahreszahlen 1948 und 1949, 5- und 10-Pfennig-Münzen mit der Jahreszahl 1949 und 50-Pfennig-Münzen mit den Jahreszahlen 1949 und 1950 (geringe Prägezahl von 30000 Stück).[7] Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurden diese Münztypen weitergeprägt, nur die Umschrift änderte sich von „BANK DEUTSCHER LÄNDER“ in „BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND“.

1 Pfennig, 1948

Sonstiges

In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) ließ die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) am 20. Juli 1948 – also etwa einen Monat nach Einführung der D-Mark – die Deutsche Notenbank gründen. Sie war das Ost-Pendant zur BdL. Zum 1. Januar 1968 wurde die Deutsche Notenbank in Staatsbank der DDR umbenannt.

Literatur

  • Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Fünfzig Jahre Deutsche Mark – Notenbank und Währung in Deutschland seit 1948. C.H. Beck, 1998, ISBN 3-406-43659-5.
  • Theo Horstmann: Um das „schlechteste Bankensystem der Welt“. Die interalliierten Auseinandersetzungen über amerikanische Pläne zur Reform des deutschen Bankwesens 1945/46. In: Bankhistorisches Archiv. II (1985) S. 3–27.
  • Theo Horstmann: Kontinuität und Wandel im deutschen Notenbanksystem. Die Bank deutscher Länder als Ergebnis alliierter Besatzungspolitik nach dem 2. Weltkrieg. In: Theo Pirker (Hrsg.): Autonomie und Kontrolle. Beiträge zur Soziologie des Finanz- und Steuerstaates. Berlin 1989, ISBN 3-923024-22-3, S. 135ff.
  • Eckhard Wandel: Die Entstehung der Bank deutscher Länder und die deutsche Währungsreform 1948. Habilitationsschrift. Frankfurt am Main 1979.
  • Theo Pirker (Hrsg.): Die bizonalen Sparkommissare: Öffentliche Finanzkontrolle im Spannungsfeld zwischen Eigen- und Fremdinteresse. Westdeutscher Verlag, 1992, ISBN 3-531-12385-8.

Weblinks

Commons: Bank deutscher Länder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. die drei Westalliierten setzten es in ihren jeweiligen Besatzungszonen separat durch: die USA durch das 'Gesetz Nr. 60' vom 1. März 1948, Großbritannien durch 'Verordnung Nr. 129' vom 1. März 1948 und Frankreich durch 'Verordnung Nr. 203' vom 26. März 1948 (Volltext)
  2. Werner Abelshauser: Deutsche Wirtschaftsgeschichte seit 1945. 2. Auflage. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-51094-6, S. 123.
  3. BT-Drs. 1/4240: § 36
  4. Lothar Gall (1995): Die Deutsche Bank, 1870-1995, S. 488 (online).
  5. Europäische Kommission: Economic and Financial Affairs. – Studie: Michael Cwik: „Das föderalistische Zentralbanksystem in der Bundesrepublik Deutschland vor 1957 (Bank deutscher Länder)…“. (PDF; 3 MB). 15. Mai 1970.
  6. Geschäftsbericht der Deutschen Bundesbank für das Jahr 1957, S. 33.
  7. Arnold/Küthmann/Steinhilber, Großer deutscher Münzkatalog von 1800 bis heute