Claus Adolf Moser

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Claus Adolf Moser, Baron Moser, KCB, CBE (geboren 24. November 1922 in Berlin; gestorben 4. September 2015 in Chur, Schweiz[1]) war ein britischer Statistiker deutscher Herkunft mit vielen Ämtern und Verdiensten im akademischen und öffentlichen Wirken.

Leben

Claus Adolf Mosers Vater Ernst Moser (1885–1957) war Eigentümer der Bank „Ernst Moser & Co.“[2] in Berlin (gegr. 1902, arisiert 1937). Seine Mutter war Lotte Moser, geborene Goldberg, 1897–1976. 1936 floh Moser mit seinen Eltern und seinem 1921 geborenen Bruder Peter Moser nach England. Dort besuchte er die Frensham Heights School und begann ein Studium an der London School of Economics (LSE). Trotz seiner jüdischen Herkunft wurde er 1940 als feindlicher Ausländer in Huyton interniert. Nach vier Monaten wurde er entlassen und diente nachfolgend von 1943 bis 1946 in der Royal Air Force. 1949 heiratete er die Sozialarbeiterin Mary Oxlin, sie hatten drei Kinder.

Er kehrte nach Kriegsende als Assistent, später als Juniorprofessor der Statistik, an die London School of Economics zurück (1946–1955). Von 1955 bis 1961 war er dort Professor ohne Lehrstuhl der Sozialstatistik, 1961 bis 1970 ordentlicher Professor und bis 1975 Gastprofessor für Sozialstatistik. Er rühmte sich damit, ein nicht-mathematischer Statistiker zu sein. Er erklärte, dass das, was ihn am meisten in seinem Leben erschreckt habe, die Anfrage von Maurice Kendall gewesen sei, einen Kurs in Varianzanalyse an der LSE zu geben.

Im Jahr 1965 bewarb er sich um eine Stelle beim Zentralen Statistischen Büro, was mit der Begründung abgelehnt wurde, dass er ein ehemaliger „feindlicher Ausländer“ sei. Das war aber kein Problem mehr, als im Jahr 1967 der Premierminister Harold Wilson ihn zum Direktor des Amtes ernannte. Diese Stelle hatte er bis 1978 inne. 1973 wurde er Knight Commander des Order of the Bath. Seit 1969 war er Mitglied (Fellow) der British Academy.[3]

Er versah eine große Anzahl von Ehrenämtern:

2001 wurde er zum Life Peer mit dem Titel Baron Moser, of Regents Park in the London Borough of Camden erhoben und ins House of Lords aufgenommen.[5] Andere Ehrungen waren:

Die Claus-Moser-Forschungsanstalt

Im Jahr 1997 nahm Moser an der Grundsteinlegung zum Claus Moser Research Centre, einer eigenen Forschungseinrichtung für die Geistes- und Sozialwissenschaften an der Keele University teil.[7] Im Juni 2008 wurde das Gebäude offiziell eröffnet.[8]

Literatur

  • Margit Kraus: Moser, Claus Adolf. In: Harald Hagemann, Claus-Dieter Krohn (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933. Band 2: Leichter–Zweig. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11284-X, S. 472–474.
  • Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur, 1980, S. 509
  • David Bartholomew: Claus Adolf Moser, 1922–2015. In: Biographical Memoirs of Fellows of the British Academy. Band XVI, 2017, S. 171–188 (thebritishacademy.ac.uk [PDF]).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alasdair Steven: British statistician and former Chairman of the Royal Opera House Claus Moser dies. Royal Opera House, 5. September 2015, abgerufen am 5. September 2015.
  2. Die Adresse der Bank war Friedrichstrasse 85, Berlin-Mitte.
  3. Deceased Fellows. British Academy, abgerufen am 9. Juli 2020.
  4. Cliff Davies: Warden Moser 1922 – 2015. Wadham College, UK, 7. September 2015, abgerufen am 7. September 2015.
  5. The London Gazette: Nr. 56259, S. 7687. 29. Juni 2001.
  6. Bundespräsidialamt
  7. The Week At Keele. (Memento vom 15. Juni 2011 im Internet Archive) Keele University, 12. Januar 2007, abgerufen am 7. September 2015 (englisch).
  8. Official Opening of the Claus Moser Research Centre. Mitteilung der Keele University auf Facebook, 17. Juni 2008, abgerufen am 7. September 2015 (englisch).