Cudjoe Lewis

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Cudjoe Lewis (1914 oder früher)
Skizze von Cudjoe Lewis, die die Ereignisse vor und nach seiner Gefangennahme in Tarkar veranschaulichen soll (1914 oder früher) mit Legende

Cudjoe Lewis (* circa 1841 in Benin als Oluale Kossola; † 17. Juli 1935), auch Cudjo Lewis, war ein Yoruba aus Westafrika (dem heutigen Benin), der 1860 versklavt und in die Vereinigten Staaten entführt wurde. Er war der drittletzte Überlebende des zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon seit 52 Jahren verbotenen Atlantischen Sklavenhandels. Nachdem auch der Besitz und nicht nur der Transport von Sklaven aus Afrika in den USA im Jahr 1865 verboten wurde, verbrachte er dort die restlichen 67 Jahre seines Lebens als freier Mann.[1][2]

Leben

Lewis stammte aus dem Stamm der Isha aus dem Volk der Yoruba auf dem Gebiet des heutigen Benin. Als 1860 das benachbarte Königreich Dahomey seine Heimatstadt Tarkar eroberte, wurden er und viele seiner Landsleute gefangen genommen und nach Ouidah als Sklaven verschleppt.

Dort waren sie 21 Tage in einer Barracoon, nämlich einer Baracke, gefangen. Dann wurden sie auf das Schiff Clotilda gebracht, um damit in die USA verschleppt zu werden. Die Fahrt dauerte 45 Tage und endete in Mobile in Alabama. Die Landung fand heimlich bei Dunkelheit statt, dann wurde das Schiff versenkt. Dennoch wurde die Ankunft der gefangenen Afrikaner entdeckt. Trotz der Unrechtmäßigkeit des Sklavenimports wurden er und seine Kameraden verkauft und blieben Sklaven bis zum Ende des Sezessionskriegs 1865.

Zeitzeugenbericht

Barracoon. Die Geschichte des letzten amerikanischen Sklaven (Original: Barracoon. The Story of the Last “Black Cargo”) ist ein Zeitzeugenbericht aus den Jahren 1927 bis 1928 von Zora Neale Hurston, der postum im Jahr 2018 erschienen ist.

Das Buch basiert auf Hurstons Interviews aus den Jahren 1927 bis 1928 mit Cudjoe Lewis.[3]

Nachdem sie das Manuskript 1931 fertiggestellt hatte, fand Hurston keinen Verlag, der bereit gewesen wäre, es herauszugeben, weil es in einer Vernakularsprache geschrieben war und weil es die afrikanische Beteiligung am transatlantischen Sklavenhandel beschrieb.[2] Das Manuskript blieb bis 2003 unveröffentlicht und war ein Teil der Alain Locke Collection am Moorland-Spingarn Research Center der Howard University.[4]

Auszüge des Manuskripts wurden erstmals 2003 in der von Valerie Boyd herausgegebenen Biographie von Zora Neale Hurston mit dem Titel Wrapped in Rainbows: The Life of Zora Neale Hurston veröffentlicht. Das vollständige Buch wurde 2018 publiziert[5] und ein Bestseller. Die erste deutsche Buchausgabe erschien 2020.

Ehe und Kinder

Oluale Kossola heiratete Mitte der 1860er Jahre eine andere Überlebende der Clotilda-Überfahrt, Abile (von den Amerikanern Celia genannt). Die beiden hatten zusammen sechs Kinder, fünf Jungen und ein Mädchen. Alle erhielten von ihnen einen afrikanischen Namen, um ihre Wurzeln zu ehren, und zusätzlich noch einen englischen Namen, wenn der afrikanische für die Amerikaner zu schwer auszusprechen war.

  • Aleck Iyadjemi Lewis
  • Jimmy Ahnonoto Lewis
  • David Adeniah Lewis (kam bei einem Zugunfall ums Leben)
  • Pollee Dahoo Lewis (verschwand spurlos)
  • Cudjo Feïchtan Lewis (1902 von einem schwarzen Deputy erschossen)
  • Celia Eboessi Lewis (starb als 15-Jährige)

Kossula überlebte alle seine Kinder und seine Frau. Nur sein ältester Sohn, ein Gemüsehändler, heiratete und hatte Kinder. Wie bei den Yoruba üblich, lebte er mit seiner Familie auf dem Land seines Vaters in einem eigenen Haus. Nach seinem Tod gewährte Kossula seiner Schwiegertochter Mary Wood Lewis, seinen Enkeln und später auch deren zweitem Ehemann Joe Lewis das Bleiberecht in dem Haus.

Deutsche Ausgabe

  • Zora Neale Hurston: Barracoon. Die Geschichte des letzten amerikanischen Sklaven. Aus dem Amerikanischen von Hans-Ulrich Möhring, Penguin, München 2020, ISBN 978-3-328-60130-2.

Weblinks

Commons: Cudjoe Lewis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. The Last Slave Ship Survivor Gave an Interview in the 1930s. It Just Surfaced - HISTORY. 3. Mai 2018, abgerufen am 9. Juni 2020 (englisch).
  2. a b Zora Neale Hurston ‘Barracoon’ Excerpt. 29. April 2018, abgerufen am 9. Juni 2020 (englisch).
  3. Cudjo Lewis / Encyclopedia of Alabama. 20. Oktober 2009, abgerufen am 9. Juni 2020 (englisch).
  4. Zora Neale Hurston study of last survivor of US slave trade to be published / Books / The Guardian. 19. Dezember 2017, abgerufen am 9. Juni 2020 (englisch).
  5. Zora Neale Hurston's 'Barracoon' Gets Published, More Than 60 Years Later : NPR. 5. Mai 2018, abgerufen am 9. Juni 2020 (englisch).