Basilika von Székesfehérvár

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Die Basilika St. Stephan in der ungarischen Krönungsstadt Székesfehérvár war eine der bedeutendsten Kirchen des Bistums Székesfehérvár im mittelalterlichen Ungarn. Die Kirche wurde der Jungfrau Maria geweiht, deshalb wird sie in Ungarn als Marienkirche bzw. Mariä-Himmelfahrt-Kirche (ung.: Nagyboldogasszony-bazilika) bezeichnet.

Architektonische Bedeutung

Die Basilika wurde 1010 unter dem ungarischen König Stephan dem Heiligen errichtet. Er ließ die Kirche als dreischiffige Basilika mit vier Türmen errichten. Zu ihrer Zeit war sie eine der prächtigsten Kirchen Europas. Mit einer Länge von 60 m und einer Breite von 30 m hatte sie eine Fläche von annähernd 1.800 m². Die damaligen Dome von Mainz und Köln waren bei gleicher Breite bedeutend länger (beide um 100 m). Die vier päpstlichen Basiliken in Rom waren doppelt bis viermal so groß, und die Hagia Sophia in Konstantinopel besaß bei mehrfach größerer Grundfläche eine wesentlich kühnere Konstruktion.

Karl I. Robert ließ ausführliche Umbauarbeiten durchführen. Markus von Kált schreibt in der Ungarischen Bilderchronik (Chronica de Gestis Hungarorum) wie folgt darüber:

„Im Jahre des Herrn 1318 heiratete der Herr König[1] die Herrin Beatrix, die Tochter des römischen Königs (...) Im demselben Jahre begann der König die Kirche der Heiligen Jungfrau von Alba[2], die oft von Feuer heimgesucht wurde, mit einem Bleidach bedecken zu lassen. Er schmückte diese Kirche mit einer prächtigen Wölbung, und außerdem befestigte er sie mit starken Pfeilern.“[3]

Politische Bedeutung

Die Basilika von Székesfehérvár war der bedeutendste Ort des mittelalterlichen Königreichs Ungarn. Sie beherbergte die Kronjuwelen, wozu außer der Stephanskrone auch der Thron gehörte, sowie die Schatzkammer und einige Archive. 37 Könige sowie 39 Königinnen wurden in der Kirche gekrönt, 15 in ihr begraben:

Geistliches Zentrum des Landes war der Erzbischofssitz Esztergom (Gran).

Nach der Eroberung großer Teile Ungarns durch die Türken 1543 wurde die Kathedrale von Pressburg Krönungs- und Erzbischofskirche für den habsburgisch gewordenen Rest des Landes.

Entweihung und Zerstörung

Die Basilika in Székesfehérvár wurde samt den königlichen Gräbern geplündert und diente in der osmanischen Grenzstadt als Lager für Schießpulver. Im Jahr 1601 wurde die Stadt von einem christlichen Heer erobert, fiel aber nach wenigen Monaten wieder an die Osmanen. In diesem Jahr ging die Basilika in Flammen auf. Der Vergleich zeitgenössischer Darstellungen legt nahe, dass der Brand, der wahrscheinlich mit einer großen Explosion einherging, durch Artilleriebeschuss der christlichen Angreifer entzündet wurde.

Seitdem sind nur noch die Grundmauern erhalten. Im Jahre 1848 begann man mit ausführlichen Ausgrabungsarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Basilika, die mehrere Jahrzehnte andauerten. Im Zuge dieser Arbeiten wurde das Grab von König Bela III. und seiner ersten Frau Agnes de Châtillon aufgefunden. Ihre Gebeine wurden geborgen und in der Matthias-Kirche zu Budapest neu bestattet.

Ab 1768 wurde an anderer Stelle der Stadt im Stile des Barock die neue Kathedrale St. Stephan errichtet.

Literatur

  • Ungarische Bilderchronik des Markus von Kalt, (Chronica de Gestis Hungarorum), Deutsche Ausgabe, Corvina Verlag Budapest 1961
  • Ildikó Hankó: A magyar királysírok sorsa („Das Schicksal der ungarischen Königsgräber“), Budapest 1987, ISBN 963-500-613-6 (ungarisch)
  • Merian: Theatrum Europaeum: „Stulweissenburg“ bei der vorübergehenden Rückeroberung 1601
    N = Auszug der Türken – fast friedlich
    G = „Hauptkirch“ – die Basilika, ohne Schäden

  • Johan Sibmacher: Dieselbe Eroberung mit Bränden der stark zerstörten Basilika und anderer Gebäude

Weblinks

Koordinaten: 47° 11′ 30,1″ N, 18° 24′ 38,5″ O

Einzelnachweise

  1. Gemeint ist Karl I. Robert
  2. Alter Name für Stuhlweißenburg, ung. Székesfehérvár
  3. Ungarische Bilderchronik, S. 252f