Tierkohle

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Knochenkohle auf der Schautafel „Die Verwertung des Knochens“

Als Tierkohle, lateinisch Carbo animalis, wird Aktivkohle bezeichnet, die aus verkohltem Rindsleder (Lederkohle) oder tierischem Blut (Blutkohle), Fleisch (Fleischkohle) oder aus Tier-Knochen (Knochenkohle) hergestellt wird.[1][2][3]

Zur Herstellung von Knochenkohle (früher auch als Beinkohle bezeichnet) werden grob gemahlene und entfettete Knochen bei rund 700 °C unter Luftabschluss geglüht. Die organischen Substanzen der Knochen werden dabei zerstört. Dabei entstehen Ammoniak, Knochenteer, verschiedene Gase und Knochenkohle.

Nutzung

Knochenkohle wird wie andere Aktivkohle eingesetzt. Es gibt sowohl Beispiele für aktuelle als auch für historische Nutzung:

  • Entfärbung
Für die Entfärbung von Zucker werden sehr große Mengen an Kohle für die Filter benötigt, bei manchen Firmen kommt hier Tierkohle zum Einsatz[4] (ein von Louis Constant 1812 patentiertes Verfahren).[5] Laut Selbstauskunft wird bei den deutschen Zuckerherstellern keine Tierkohle verwendet.[6]
Zur Filterung von Aquarienbecken und bei der Raffinierung von Erdöl wird ebenfalls teilweise Tierkohle verwendet.
  • Medizinische Anwendung
Medizinische Kohle wurde aus Knochenkohle hergestellt, indem man die mineralischen Anteile mit Salzsäure größtenteils herauslöste. Bei der heutigen medizinischen Kohle handelt es sich meist um eine aus Pflanzenmaterial, wie zum Beispiel Holz, hergestellte Aktivkohle. Siehe auch: Holzkohle.
Wird ein Gemisch von Knochenkohle und Zucker (oder Sirup) mit konzentrierter Schwefelsäure erwärmt, so entsteht Knochen- oder Beinschwarz (Kölner Schwarz). Aus diesem wurden früher (etwa bis zum beginnenden 20. Jahrhundert) die schwarze Schuhwichse, der Vorgänger der heutigen Schuhcreme, in Dosen (Hartwachscreme) und Farben für die Malerei hergestellt.
Der Farbname Elfenbeinschwarz oder Beinschwarz bezeichnet ein schwarzes Pigment, das ursprünglich aus unter Luftabschluss geglühtem Elfenbein gewonnen wurde.[7][8]
Durch seinen hohen Phosphatanteil diente Knochenkohle ab Mitte des 19. Jahrhunderts als Rohstoff der Düngemittelherstellung. So erfolgte die Herstellung von Superphosphaten, einem Mineraldünger, durch Aufschluss von Calciumphosphat aus Knochenkohle mit Schwefelsäure.[9]

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Tierkohle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Deutsche Zeitschrift für Homöopathie. Bände 3–4. Homöopathischer Central-Verlag, 1924, S. 181.
  2. Samuel Hahnemann: Reine Arzneimittellehre. Band 6. Dresden / Leipzig 1827, S. 160–172: Kohle, Thierkohle (Carbo animalis) bei Zeno.org.
  3. Ch. Lucae, M. Wischner (Hrsg.): Samuel Hahnemann: Gesamte Arzneimittellehre. Band 1: A–C. Haug, 2007, ISBN 978-3-8304-7252-0, S. 506 f.
  4. Jeanne Yacoubou: Is Your Sugar Vegan? An Update on Sugar Processing Practices. (PDF) In: The Vegetarian Ressource Group (Hrsg.): Vegetarian Journal. 26, Nr. 4, Baltimore MD, 2007, S. 16–20. Abgerufen am 4. April 2007.
  5. Thomas Edward Thorpe: A dictionary of applied chemistry, Band 1. Longmans, Green and Co., 1912, S. 264. archive.org.
  6. Ist Zucker vegan? Hersteller-Anfrage auf vegpool.de.
  7. Elfenbein (Memento vom 22. März 2016 im Internet Archive) In: Adolf Beythien, Ernst Dressler (Hrsg.): Merck’s Warenlexikon für Handel, Industrie und Gewerbe. 7. Auflage. Gloeckner, Leipzig 1920. (Nachdruck: Manuscriptum, Recklinghausen 1996. ISBN 3-933497-13-2).
  8. Elfenbeinschwarz auf materialarchiv.ch, abgerufen am 15. November 2017.
  9. Adolph Rose: Ueber künstliche Düngemittel, insbesondere phosphorreiche. In: Der chemische Ackersmann. Band 4, Adolph Stöckhardt (Hrsg.), Verlag Georg Wigand, Leipzig 1858, S. 222–234.