Benutzer:Torana/Kraftpostlinie Künzelsau–Mergentheim

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Der Daimler-Omnibus vor dem Hotel Deutscher Hof in Mergentheim

Die Kraftpostlinie Künzelsau–Mergentheim war eine Omnibusline, die in den Jahren 1898 und 1899 zwischen den württembergischen Oberamtsstädten Künzelsau und Mergentheim (heute: Bad Mergentheim) verlief. Sie wurde von einer privaten Gesellschaft, jedoch im Auftrag der württembergischen Postverwaltung betrieben, und war die erste ihrer Art.

Geschichte

Die Kraftpostlinie entstand am 2. Oktober 1898. Der fahrplanmäßige Verkehr bis zum Juli 1899 fand im Auftrag der Königlich Württembergischen Generaldirektion der Posten und Telegraphen zwischen den im Hohenlohischen gelegenen Städten Künzelsau, Dörzbach und Mergentheim statt, zwischen denen es keine direkte Eisenbahnverbindung gab. Die Länge der Strecke betrug etwa 31 Kilometer. Betreiberin war die Motorwagen-Gesellschaft Künzelsau-Mergentheim GmbH.

Für die Dauer des Aufenthalts wurden die Fahrzeugführer im Mergentheimer Kurhotel „Deutscher Hof“ einquartiert.

Spezielle Verkehrsregeln für Motorfahrzeuge gab es jedoch noch nicht, ebenso wenig eine Führerschein-Prüfung.

Oberlokomotivführer Peter Diebelius (* 4. Dezember 1843), der zugleich technischer Leiter der Kochertalbahn war.

Aufgrund der mangelhaften Traktion der Stahlreifen, vor allem bei nasser Fahrbahn, wurden bald an den angetriebenen Hinterachsen der Wagen gerippte Reifen angebracht. Dies jedoch führte zu anderen Schwierigkeiten: am 11. November 1898 schrieb der zuständige Straßenbauinspektor Bruno Lambert in einem Brief an die vogesetzte Behörde: „Die Bremse scheint auf den erhöhten Radansätzen schlecht zu wirken“.

Früh kam bereits Kritik an der angeblich überhöhten Geschwindigkeit der Fahrzeuge auf, insbesondere bergab sowie in den Ettern.[Anm. 1] Der maschinentechnische Referent der Generaldirektion der Württembergischen Staatseisenbahnen erklärte in einem im Auftrag der Post ertsellten Gutachten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 km/h und nur auf gerader Strecke in Ausnahmefällen bis 20 km/h für zulässig.

Außerdem gab es zahlreiche technische Schwierigkeiten: am 11. Oktober kam es zwischen Stuppach und Mergentheim zum Bruch einer Lenkstange. Es zeigte sich, dass die noch in den Kinderschuhen steckende Technik des Automobils den winterlichen Temperaturen nur eingeschränkt gewachsten war.

Am 9. November 1898[Anm. 2] kam es auf der Strecke bei Belsenberg zu einem Unfall, bei dem der Wagen von der Straße abkam und beinahe in die Böschung stürzte.

Die DMG stellte ab dem 16. März 1899 einen dritten, allerdings nur viersitzigen Viktoriawagen als Reserve kostenlos zur Verfügung.

Strecke

Die Strecke verlief von Künzelsau (heute im Hohenlohekreis) über Hohebach und Dörzbach nach Mergentheim (heute Bad Mergentheim im Main-Tauber-Kreis) auf der württembergischen Landesstraße Nr. 6 WaldenburgKönigshofen, deren Verlauf heute weitgehend der Bundesstraße 19 entspricht.

Die Wegverhältnisse waren schwierig: die Die Landstraße war ursprünglich nur für Pferdefuhrwerke gedacht und nicht ausgebaut oder gar asphaltiert, es gab zahlreiche enge Kurven und Steigungen von 5–6 % bei Stachenhausen, Hohebach, Rengershausen und Stuppach. Die Höhenunterschiede betrugen bis zu 150 m.[1]

Da der alte Fahrplan der Postkutschen zunächst beibehalten wurde, betrug die tatsächliche Reisezeit von Künzelsau nach Mergentheim etwa 4,5 Stunden. Der Fahrplan erlaubte keine Hin- und Rückfahrt am selben Tag.

Fahrzeuge

Postkutsche der Königlich Württembergischen Post als Beispiel für die Farbgebung

Die beiden eingesetzten Omnibusse der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG), Baureihe Vicotria, verfügten über moderne Zweizylindermotoren und 10 PS (ca. 7 kW). Die Fahrzeuge, deren Aufbau im Prinzip einer Postkutsche entsprach, boten Platz für zehn Passagiere. Sie waren postgelb lackiert und trugen die Aufschrift „Poſt-Omnibus“ (reguläre Postkutschen hingegen trugen den Schriftzug „K. Württ. Poſt“).

Die DMG stellte dem Unternehmen im März 1899 ein drittes, allerdings nur viersitziges Automobil kostenlos zur Verfügung, das als Ersatzfahrzeug dienen sollte.

Ende und Nachwirkungen

Die Akzeptanz in der Bevölkerung war niedrig, was besonders an der in den Wintermonaten mangelnden Zuverlässigkeit lag und sich in zahlreichen zeitgenössischen Leserbriefen widerspiegelt.

Zum 16. Juli 1899 wurden zwischen Künzelsau und Dörzbach sowie zwischen Dörzbach und Mergentheim wieder Postkutschen eingeführt. In der Generalversammlung am 20. Juli wurde die Liquidation der Gesellschaft beschlossen, am 31. Oktober 1900 schließlich die Bilanz vorgelegt. Einen Monat später, am 31. November, wurde dem Amtsgericht Künzelsau die Auflösung der Gesellschaft erklärt.

Daimler nutzte die gewonnen Erfahrungen beim Bau einer neuen Generation von spezialisierten Omnibussen. Erst 1912 wurde die Strecke endgültig motorisiert. Die Strecke Künzelsau – Dörzbach – Bad Mergentheim wird heute von der Linie 19 des Nahverkehrs Hohenlohe (NVH) bedient.

Siehe auch

Literatur

  • Stefan Kraut, Andreas Schluchter: 100 Jahre Kraftpostlinie. Von der ersten Kraftpostlinie zum NVH. NVH – Nahverkehr Hohenlohekreis, 1998, ISBN 3-921980-73-9.

Weblinks

Anmerkungen

  1. d.h. innerorts
  2. nach anderen Quellen am 7. November

Einzelnachweise

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