Benutzer:Unbeirrbar/Europäisches Forum für Hochschulberatung

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FEDORA (Akronym für frz. Forum Européen de l’Orientation Académique; englische Bezeichnung: European Forum on Student Guidance) bestand als gemeinnütziger Verein unter belgischem Recht[1] mit Sitz in Brüssel vom 1. Dezember 1988 bis zu seinem offiziellen Erlöschen am 2. April 2012. Ab Frühjahr 2010 ging FEDORA – zunächst als Special Interest Group (SIG) – in der 1989 gegründeten European Association for International Education (EAIE) auf.


FEDORA war der bisher einzige Zusammenschluss von Professionals der europäischen Hochschulberatung: Engagierte Beratungskräfte, spezialisiertes Lehrpersonal, Wissenschaftler: innen sowie Fachleute aus der hochschulbezogenen Bildungsverwaltung formten gemeinsam ein sich über lange Zeit stetig erweiterndes Netzwerk, das dem Austausch von Methoden, Kenntnissen und Informationen aus der Hochschulberatung diente.


1. Vorgeschichte und Gründung

1.1 Vorgeschichte

Anfang der 1980er Jahre beauftragte die Kommission der Europäischen Gemeinschaften  die italienische Fondazione RUI [https://it.wikipedia.org/wiki/Fondazione_Rui], eine katholische Stiftung, die sich u.a. der internationalen Studierendenmobilität, dem studentischen Wohnen und der institutionalisierten Hochschulberatung widmete, mit einer Recherche zum Beratungsangebot der europäischen Hochschulen. Die Studienergebnisse der Stiftung erschienen im Oktober 1981[2] und wurden noch im selben Monat auf einer Konferenz in Castelgandolfo bei Rom diskutiert, zu der die Fondazione RUI die an der Studie beteiligten europäischen Beratungsfachkräfte eingeladen hatte.[3] Zu den Themen gehörten u.a. Akademikerarbeitslosigkeit und. Arbeitsmarktentwicklung.

Im selben Jahr [4] fand auf Initiative des Leiters der Zentralen Studienberatung der Universität des Saarlandes und des ersten deutschen Modellversuchs zur Studienberatung, Heinz Augenstein, mit Unterstützung des British Council und des Bonner Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft (BMBW) die erste[5] von zwei deutsch-britischen Konferenzen über Systemvergleiche in Saarbrücken statt, an der u. a. auch Fachkräfte aus Italien und Österreich teilnahmen. Die zweite Deutsch-britische Expertentagung zu Fragen der Studienberatung und zur Zusammenarbeit zwischen Studienberatung und Berufsberatung fand vom 25.–29. September 1984 am Royal Holloway College, University of London zum Thema „The Contribution of Guidance and Counselling at a Time of Economic Difficulty“ statt. Die Tagung verzeichnete 21 Teilnehmende aus dem UK und 25 aus der Bundesrepublik Deutschland.[6]


Viele Teilnehmende machten bei diesen Tagungen ihre ersten Erfahrungen in internationaler Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen europäischen Ländern und wollten diese unbedingt bei weiteren Gelegenheiten vertiefen.


Es war das französische Ministerium für Nationale Bildung, das gemeinsam mit der Fondazione RUI im September 1985 die zweite Conference on University Guidance in Europe in Paris und Nantes organisierte. Dabei ging es vor allem um den Übergang von der Schule in die Hochschule und um den Einsatz neuer Technologien in der Hochschulberatung. Den Tagungsbericht publizierte wiederum die Fondazione RUI.


Diese schuf auf mehreren von ihr und dem 1987 eröffneten ERASMUS-Büro der EG finanzierten Veranstaltungen zwischen 1985 und 1988 gemeinsam mit einigen besonders aktiven Hochschulberatungsfachleuten die Voraussetzungen für die Gründung eines dauerhaften Zusammenschlusses: FEDORA.


1.2 Gründung

Im Oktober 1988 wurde mit Förderung des griechischen Bildungsministeriums und der Europäischen Kommission in Athen und Delphi die dritte Conference on University Guidance in Europe ausgerichtet. Die Gründung von FEDORA fand in Athen statt. Die 21 Gründungsmitglieder bildeten ein provisorisches Executive Committee, in dem jedes der damals zwölf Mitgliedsländer der EG vertreten war: Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Portugal, Spanien und das United Kingdom.


Deutsche Gründungsmitglieder waren Heinz Augenstein (ZSB Saarbrücken) und Barbara M.-L. Steiger (Westdeutsche Rektorenkonferenz/WRK). Gleichzeitig konstituierten sich erste FEDORA-Arbeitsgruppen mit Projekten wie einem Verzeichnis (Directory) aller im EG-Bereich aktiven Hochschulberatungsstellen, das Kontakte und Austausch zwischen Institutionen und Personen erleichtern und eine bessere Betreuung der europäischen Programmstudierenden sichern helfen sollte, sowie ein fachterminologisches Glossar für die Hochschulberatung unter Berücksichtigung der Bildungssysteme der EG-Mitgliedsstaaten. Außerdem sollte der Beratungsbedarf Studierender in der EG erforscht werden.


Das Executive Committee beschloss im das vorläufige Vereins-Statut und wählte als ersten Präsidenten den Briten Anthony Raban (Career Service der University of Cambridge), als Vizepräsidenten den Belgier Jean-Marie Burnet (Centre d’information et d’orientation der Université Catholique de Louvain in Louvain-la-Neuve) und als Secretary Frederick Company (Universitat Ramon Llull-Blanquerna, Facultat de Psicologia i Pedagogia Barcelona.


2. Ziele

FEDORA hatte sich gemäß Art. 3 Satzung (frz: Status/Constitution, engl. Statutes/Constitution) vom April 1990[7] zum Ziel gesetzt,

a) Informationen und Erfahrungen zwischen Fachleuten aus der europäischen Hochschulberatung auszutauschen;

b) Qualität und Effektivität der Hochschulberatung in den EG-Mitgliedsstaaten mit gemeinsamen Aktionen und Forschungsprogrammen zu fördern;

c) mit anderen Einrichtungen, vor allem mit der Kommission der Europäischen Gemeinschaften, zu kooperieren, um die Sichtweise der Fachkräfte im Bereich der Hochschulberatung zu vermitteln und die Konsultation dieser Fachkräfte zu ermöglichen;

d) ein Netzwerk zur Unterstützung europäischer Programme wie ERASMUS oder COMETT anzubieten, um diese bei Hochschulen ebenso wie Studierenden bekanntzumachen;

e) Forschungsarbeiten zu verschiedenen Aspekten  der Hochschulberatung vorzuschlagen und durchzuführen, die Ergebnisse zu publizieren und zu verbreiten und Seminare, Konferenzen und Kongresse dazu zu organisieren;

f) mit Hochschulen und nationalen wie internationalen Organisationen zusammenzuarbeiten, die sich im Bereich der Hochschulbildung und -beratung engagieren.


3. Mitgliedschaft und Organisation

3.1 Mitgliedschaft

Satzungsgemäß nahm FEDORA Vollmitglieder (frz. membres effectifs / full members) Assoziierte Mitglieder (membres adhérents; associate members) sowie Ehrenmitglieder auf. Arbeitssprachen waren Französisch und Englisch auf Tagungen auch die Sprache(n) des jeweiligen Gastgebers.


Eine Vollmitgliedschaft mit Stimmberechtigung erhielten Fachleute aus dem Hochschulbereich der EG-Mitgliedsstaaten, die in der Beratung, der einschlägigen Forschung oder -lehre oder leitend in der Administration tätig waren. Derselbe Personenkreis aus europäischen Nicht-EG-Staaten konnte eine Assoziierte Mitgliedschaft erlangen, zudem auch Institutionen, Organisationen und Vereine, die sich im Bereich der Hochschulberatung engagierten. Über die Aufnahme der Mitglieder entschied der Conseil d’Administration (engl.  Executive Committee).


3.2 Organisation


[1] Association sans but lucratif, loi belge du 25 octobre 1919, modifiée par la loi du 6 décembre 1954.

[2] Fondazione RUI (1981): University Guidance Centres and Services in the European Community. Report to the Commission of the European Communities. Fondazione RUI, Rom.

[3] Fondazione RUI (1983): Choice, Success in the Studies, and Transition to the Working Life in Higher Education. Proceedings of the European Colloquy. Working Document Number 23. Fondazione RUI, Rom.

[4] Vgl. hierzu und im Folgenden die Darstellung des FEDORA Gründungsprozesses in:

Gavin-Kramer, Karin (2018): Allgemeine Studienberatung nach 1945: Entwicklung, Institutionen, Akteure – ein Beitrag zur deutschen Bildungsgeschichte Bielefeld: UVW Universitätsverlag Webler, Bielefeld, S. 145 ff.,

und in

Raban, Tony (1994): FEDORA: The European Forum on Student Guidance, its Past, Present, and Future, in: Higher Education in Europe, Vol. XIX, No. 3, 1994, https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000155712?6=null&queryId=12e1402a-e016-42da-a827-38908c379d75 [ https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000155712?6=null&queryId=12e1402a-e016-42da-a827-38908c379d75] und https://www.tandfonline.com/action/doSearch?target=default&ContribAuthorRaw=Raban,%20Tony [https://www.tandfonline.com/action/doSearch?target=default&ContribAuthorRaw=Raban,%20Tony]

[5] Augenstein, Heinz (1981): Studien- und Berufsberatung in Großbritannien und der Bundesrepublik. In: ARGE (1982): info Studentenberatung Nr. 14. Bochum, S. 10–12.

[6] Augenstein, Heinz, et al. (Hg., 1982): Beratung – Counselling. Deutsch-Britische Expertentagung zu Fragen der Studienberatung und zur Zusammenarbeit zwischen Studienberatung und Berufsberatung. Selbstverlag. Saarbrücken.

[7] FEDORA Statutes/Constitution April 1990, in: FEDORA Newsletter April 1997, S. A–D, http://elpub.bib.uni-wuppertal.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-1255/apr97.pdf [1]