Diözesen der römisch-katholischen Kirche in Deutschland

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die römisch-katholische Kirche in Deutschland gliedert sich in 27 (Erz-)Bistümer der lateinischen Kirche, die in sieben Kirchenprovinzen zusammengefasst sind. Zudem gibt es als immediate Jurisdiktionsbereiche ein Militärordinariat für die Angehörigen der Bundeswehr sowie ein Apostolisches Exarchat der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche. Die heutige Struktur geht auf die Neuordnung im Zuge der Deutschen Wiedervereinigung zurück.

Die Bistümer und Erzbistümer sind im Verband der Diözesen Deutschlands zusammengeschlossen, alle Bischöfe gehören der Deutschen Bischofskonferenz an.

Geschichte

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Kirchenprovinzen in Mitteleuropa 1500

Die meisten Erzdiözesen stammen aus historischer Zeit, d. h., es handelt sich um alte, meist große Bistümer mit auch territorialer Herrschaftsbefugnis (z. B. Köln, Paderborn und Freising). Einige Bistümer waren zu früheren Zeiten Erzbistümer (z. B. Mainz und Trier).

Neuumschreibung nach dem Wiener Kongress

Eine größere Neuumschreibung der Diözesen erfolgte nach dem Wiener Kongress. Eine Neuordnung der katholischen Diözesen für die überwiegend protestantischen Gebiete im Nordosten erfolgte im Jahr 1929 mit dem Preußenkonkordat. 1945 ging mit den Ostgebieten das Erzbistum Breslau (abgesehen von der Zweigstelle Görlitz) an Polen über. Bis 1990 gab es in Deutschland fünf Erzdiözesen und damit fünf Kirchenprovinzen (Bamberg, Freiburg, Köln, München und Paderborn).

Neuordnung im Jahre 1994

Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde die Kirchenlandschaft in Deutschland neu geordnet. In der Folge entstand unter anderem das Erzbistum Berlin.[1] Dazu schloss der Heilige Stuhl im Jahr 1994 mit den betreffenden neuen Ländern Verträge zur Gründung des Bistums Magdeburg, des Bistums Görlitz und des Bistums Erfurt ab. Im selben Jahr wurde das Erzbistum Hamburg neu gegründet.[2]

Am 27. Juni 1994 wurde das Bistum Berlin durch die apostolische Konstitution Certiori christifidelium zum Erzbistum erhoben. Die zum gleichen Zeitpunkt neu entstandene Kirchenprovinz Berlin umfasst die Suffraganbistümer Dresden-Meißen (zuvor exemt) und Görlitz (neu zur Diözese erhoben).[3] Am 27. Juni 1994 wurde mit der Apostolischen Konstitution Solet usque die Apostolische Administratur Görlitz zum eigenständigen Bistum erhoben, das dem Erzbistum Berlin als Suffraganbistum zugeordnet wurde.[4] Am 27. Juni 1994 wurde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen am 8. Juli 1994 mit der Apostolischen Konstitution Quo aptius zum Bistum erhoben und der Kirchenprovinz Paderborn zugeordnet.[5] Das Bistum Magdeburg wurde mit der Apostolischen Konstitution Cum gaudio vom 27. Juni 1994 mit Wirkung zum 8. Juli desselben Jahres vom Erzbistum Paderborn abgetrennt und zu einem eigenständigen Bistum erhoben. Zudem wurde es als Suffragandiözese der Kirchenprovinz Paderborn zugeordnet.[6] Das Erzbistum Hamburg wurde mit der Apostolischen Konstitution Omnium Christifidelium vom 24. Oktober 1994 mit Wirkung zum 7. Januar 1995 hauptsächlich aus Teilen des Bistums Osnabrück (mit dem gesamten Bischöflichen Amt Schwerin) sowie kleineren Gebieten des Bistums Hildesheim neu errichtet.[7]

Bistümer in Deutschland

In der Tabelle sind die insgesamt 27 Bistümer (7 Erzbistümer und 20 Bistümer) aufgelistet. Das Erzbistum (in Fettdruck) bildet zusammen mit seinen Suffraganbistümern die jeweilige Kirchenprovinz, der Erzbischof (in Fettdruck) ist der Metropolit der zugehörigen Kirchenprovinz.

In der letzten Spalte bedeuten die Hintergrundfarben: <10 % über 10 % aber unter Bundesschnitt (30,1 %) 30,1 %–50 % >50 % Katholikenanteil.

Kirchenprovinz

Bistum

Diözesanbischof Bundes-
länder
Gebiete
[+/- Exklaven]
Fläche
[ km² ]
Einwohner (2018)
[ 1000 ]
Katholiken (2018[8])
[ 1000 ]
Anteil (2018)
[ % ]
Bamberg Bamberg Ludwig Schick BY 1 10.288 2139 669 31
Eichstätt Gregor Maria Hanke BY 1 6.025 984 392 40
Speyer Karl-Heinz Wiesemann RP, SL 1 5.893 1570 519 33
Würzburg Franz Jung BY 1-1 8.392 1309 735 56
Berlin Berlin Heiner Koch BE, BB, MV, ST 1 28.962 5935 409 7
Dresden-Meißen Heinrich Timmerevers SN, TH 1 16.934 4099 142 3
Görlitz Wolfgang Ipolt BB, SN 1 9.700 703 30 4
Freiburg Freiburg Stephan Burger BW 1 16.229 4782 1827 38
Rottenburg-Stuttgart Gebhard Fürst BW 1-1 19.514 5150 1816 35
Mainz Peter Kohlgraf RP, HE, BW 2+1 7.692 2967 719 24
Hamburg Hamburg Stefan Heße SH, HH, MV 1 32.520 5842 398 7
Hildesheim Heiner Wilmer NI, HB 1 30.000 5262 (2016) 593 11 (2016)
Osnabrück Franz-Josef Bode NI, HB 1 12.580 2187 553 25
Köln Köln Rainer Maria Kardinal Woelki NW, RP 1-1 6.181 5490 1943 35
Aachen Helmut Dieser NW 1 3.937 2010 1021 51
Essen Franz-Josef Overbeck NW 1 1.878 2522 755 30
Limburg Georg Bätzing HE, RP 1 6.182 2480 (2016) 608 25 (2016)
Münster Felix Genn NW, NI 2 15.268 4305 1853 43
Trier Stephan Ackermann RP, SL 1+1 12.870 2423 1338 55
München und Freising München und Freising Reinhard Kardinal Marx BY 1+1 12.082 3750 1674 45
Augsburg Bertram Meier BY 1-1 13.250 2417 1285 53
Passau Stefan Oster BY 1 5.442 610 (2016) 463 76 (2016)
Regensburg Rudolf Voderholzer BY 1 14.665 1742 1158 66
Paderborn Paderborn vakant NW, HE, NI 1 14.750 4786 1492 31
Erfurt Ulrich Neymeyr TH 1 12.000 2155 (2016) 146 7 (2016)
Fulda Michael Gerber HE, TH, BY 1+1 10.318 1723 382 22
Magdeburg Gerhard Feige ST, BB, SN 1 23.000 2587 (2016) 81 3 (2016)
Deutschland gesamt 29+5 329.763 81.929 23.002 28,1

Die flächenmäßig größte Diözese ist das Erzbistum Hamburg mit 32.520 km², die kleinste ist das Bistum Essen mit 1878 km². Die meisten Katholiken leben im Erzbistum Köln mit 2,04 Mio., die wenigsten im Bistum Görlitz mit 29.466. Den höchsten Katholikenanteil hat das Bistum Passau mit 76,5 %, den niedrigsten das Bistum Dresden-Meißen mit 3,3 %. Die älteste Diözese ist das Bistum Trier aus dem Jahr 270, die jüngste das Bistum Görlitz aus dem Jahr 1994.

Anteil der Katholiken (2012)

Die Karte rechts veranschaulicht die Unterschiede beim prozentualen Anteil der Katholiken an der Bevölkerung in den Diözesen (Stand: 31. Dezember 2012).

Anteil der Katholiken in den Diözesen in % (Stand 2012)[9]
  • über 70
  • 60–70
  • 50–60
  • 40–50
  • 30–40
  • 20–30
  • 10–20
  • unter 10
  • Immobilien

    Die Bistümer besitzen in den Pfarrgemeinden einen hohen Bestand an Kirchen und Pfarrheimen. Die Gottesdienstbesuche gehen zurück, oft sind Pfarrheime nicht ausgelastete und Kirchenaustritte nehmen zu. Der Unterhalt der Gebäude belastet unverändert die Kirchenkassen. Daher streben die Bistümer den Abbau des Immobilienbestandes in den Pfarreien an. Für die oft großen Grundstücke werden Investoren gesucht.[10]

    Vermögen

    Übersicht über das Vermögen (Bilanzsumme) der einzelnen deutschen Bistümer:

    Bistum Vermögen
    (in Mio. Euro)
    Erzbistum Paderborn (2020) 4.664[11]
    Erzbistum Köln (2020) 4.040[12]
    Erzbistum München und Freising (2021) 3.751[13]
    Bistum Mainz (2021) 1.432[14]
    Bistum Limburg (2020) 1.245[15]
    Bistum Rottenburg-Stuttgart (2018) 1.140[16]
    Erzbistum Freiburg (2014) 968[17]
    Bistum Aachen (2018) 849[18]
    Erzbistum Berlin (2019) 812[19]
    Bistum Augsburg (2019) 788[20]
    Erzbistum Hamburg (2019) 747[21]
    Erzbistum Bamberg (2018) 744[22]
    Bistum Fulda (2019) 730[23]
    Bistum Eichstätt (2019) 583[24]
    Bistum Passau (2018) 426[25]
    Bistum Osnabrück (2018) 307[26]
    Bistum Würzburg (2019) 231[27]
    Bistum Speyer (2018) 191[28]
    Bistum Trier (2018) 132[29]

    Siehe auch

    Weblinks

    Einzelnachweise

    1. Paul Leibinger: III. Bundesrepublik Deutschland. 1. Einführung: Das verfassungsrechtliche Grundverhältnis zwischen dem Staat und den Kirchen. In: Wilhelm Rees (Hrsg.): Katholische Kirche im neuen Europa: Religionsunterricht, Finanzierung und Ehe in kirchlichem und staatlichem Recht – mit einem Ausblick auf zwei afrikanische Länder. Austria: Forschung und Wissenschaft – Theologie, Band 2. LIT Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0244-8, S. 91 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
    2. Paul Leibinger: III. Bundesrepublik Deutschland. 1. Einführung: Das verfassungsrechtliche Grundverhältnis zwischen dem Staat und den Kirchen. In: Wilhelm Rees (Hrsg.): Katholische Kirche im neuen Europa: Religionsunterricht, Finanzierung und Ehe in kirchlichem und staatlichem Recht – mit einem Ausblick auf zwei afrikanische Länder. Austria: Forschung und Wissenschaft – Theologie, Band 2. LIT Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0244-8, S. 98 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
    3. Ioannes Paulus II: Constitutiones Apostolicae Certiori christifidelium. In: AAS 87 (1995), n. 3. 27. Juni 1994, S. 217–218, abgerufen am 5. November 2019 (Latein).
    4. Ioannes Paulus II: Constitutiones Apostolicae Solet usque. In: AAS 87 (1995), n. 3. 27. Juni 1994, S. 219–221, abgerufen am 6. November 2019 (Latein).
    5. Ioannes Paulus II: Constitutiones Apostolicae Quo aptius. In: AAS 87 (1995), n. 3. 27. Juni 1994, S. 221–224, abgerufen am 6. November 2019 (Latein).
    6. Ioannes Paulus II: Constitutiones Apostolicae Cum gaudio. In: AAS 87 (1995), n. 3. 27. Juni 1994, S. 225–228, abgerufen am 6. November 2019 (Latein).
    7. Ioannes Paulus II: Constitutiones Apostolicae Omnium Christifidelium. In: AAS 87 (1995), n. 3. 24. Oktober 1994, S. 228–230, abgerufen am 5. November 2019 (Latein).
    8. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz: Katholische Kirche in Deutschland: Statistische Daten 2018 (PDF; 1,0 MB), S. 3. Stand: 31. Dezember 2018.
    9. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz: Bevölkerung, Fläche und Katholiken nach (Erz-)Diözesen: Die Kirchenprovinzen 2012 (PDF)
    10. Domradio.de: Bistümer wollen ihren Immobilienbestand senken – Umnutzung oder Abriss?
    11. Erzbistum Paderborn: Jahresbericht 2020. (PDF; 3.967,57 kB) Abgerufen am 31. Juli 2022.
    12. Erzbistum Köln: Jahresbericht 2020. Abgerufen am 31. Juli 2022.
    13. Erzbistum München und Freising: Jahresabschluss 2021. 31. Juli 2022, abgerufen am 13. April 2020.
    14. Bistum Mainz: Jahresbericht 2021. Abgerufen am 31. Juli 2022.
    15. Bistum Limburg: Bistum veröffentlicht Jahresbericht 2020. Abgerufen am 15. Januar 2022.
    16. Bistum Rottenburg-Stuttart: Fakten und Facetten 2018 – Teil 2: Finanzen, Statistik und Jahresrechnung. Abgerufen am 25. September 2020.
    17. Erzbistum Freiburg: Haushaltsplan 2014. (PDF; 4,3 MB) Abgerufen am 9. Oktober 2019.
    18. Bistum Aachen: Finanzbericht 2018. Abgerufen am 10. November 2020.
    19. Erzbistum Berlin: Jahresbericht 2019 für das Erzbistum Berlin. Abgerufen am 6. Januar 2022.
    20. Bistum Augsburg: Jahresabschluss 2019. (PDF; 621 kB) Abgerufen am 10. November 2020.
    21. Erzbistum Hamburg: Finanzbericht 2019. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
    22. Erzbistum Bamberg: Jahresabschluss 2018. (PDF; 1,6 MB) Abgerufen am 10. November 2020.
    23. Bistum Fulda: Finanzbericht 2019. Abgerufen am 7. Januar 2022.
    24. Bistum Eichstätt: Finanzbericht 2019. (PDF; 1,8 MB) Abgerufen am 10. November 2020.
    25. Bistum Passau: Bilanz und GuV-Rechnung der Diözese Passau 2018. Abgerufen am 30. April 2020.
    26. Bistum Osnabrück: Bilanz der Diözese Osnabrück 2018. Abgerufen am 5. April 2021.
    27. Bistum Würzburg: Bilanz der Diözese Würzburg zum 31. Dezember 2019. (PDF; 706 kB) Abgerufen am 16. März 2021.
    28. Bistum Speyer: Jahresabschluss zum 31. Dezember 2018 Bistum Speyer. (PDF; 1,3 MB) Abgerufen am 25. September 2020.
    29. Bistum Trier: Geschäftsbericht 2018. (PDF; 1,5 MB) Abgerufen am 30. April 2020.