Kräutertee

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Kräutertee (hier ein aus frischen Kräutern zubereiteter Pfefferminztee)

Kräutertees (umgangssprachlich scherzhaft Blümchentee)[1] werden wie Früchtetees als Tee bezeichnet, dürfen aber nach dem Lebensmittelrecht nur als teeähnliche Erzeugnisse deklariert werden. Hierunter versteht man aromatische Aufgussgetränke, die aus frischen oder getrockneten Pflanzenteilen, z. B. Blättern, wie Pfefferminzblättern, Fruchtteilen, wie Fenchelsamen, oder auch Blüten, wie Lindenblüten oder Kamillenblüten, hergestellt und mit heißem Wasser aufgegossen werden.

Definition

Man unterscheidet zwei Produktgruppen:[2]

  1. Kräutertees, die als Lebensmittel im Rahmen der Ernährung genossen werden,
  2. Arzneitees, die unter das Arzneimittelgesetz fallen und auf den Verpackungen eine entsprechende Kennzeichnung sowie Wirkung und Gegenanzeigen aufweisen müssen.

Die meisten Arzneitees sind sogenannte freiverkäufliche Arzneimittel und dürfen über den Lebensmitteleinzelhandel verkauft werden, einige wenige sind apothekenpflichtig.[3] Der Verkauf von Arzneitees im Einzelhandel (z. B. Lebensmittelmärkte und Drogerien) setzt in Deutschland einen Sachkundenachweis für freiverkäuflichen Arzneimittel voraus.[4] Viele Kräuter werden sowohl als Lebensmittel zu Genusszwecken wie auch als Arzneimittel zu Heilzwecken eingesetzt.

Jede Pflanze, die zu Kräutertee verarbeitet wird, hat verschiedene Inhaltsstoffe. Dazu gehören ätherische Öle, die den Geschmack und Geruch der jeweiligen Pflanze bestimmen, sowie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Polyphenole.[5] Mit Ausnahme von Matetee sowie kolanuss- und guaranáhaltigen Mischungen sind Kräutertees koffeinfrei.[2]

Kräutertees werden unterschieden in Monodrogen (vom griechischen Wort mono für allein), wie Kamille oder Pfefferminze, und Mischungen aus verschiedenen Kräutern. Die Tees können nicht nur von verschiedenen Pflanzen stammen, sondern auch von unterschiedlichen Pflanzenteilen. Experten unterscheiden zwischen Kraut-, Blatt-, Wurzel, Rinden-, Blüten-, Früchte-, Samen- oder Holzdrogen.[6]

Welche Pflanzenteile verwendet werden, hängt davon ab, wo sich die aromatischen Inhaltsstoffe befinden.[7][8] Kräutertees werden auch Teedrogen genannt. Der Begriff Droge stammt vom niederländischen droog, gleich trocken, und bezeichnete ursprünglich einfach getrocknete Pflanzenteile.[6]

Anbau

Mischung getrockneter Kräuter für Kräutertee

Die Pflanzen für Kräutertees werden heute zumeist auf kleinen Flächen angebaut. Die Hauptanbaugebiete liegen vor allem in Süd- und Osteuropa, Südamerika, China und Ägypten, seit einigen Jahren vermehrt auch in Deutschland.[9] Rooibos oder Rotbuschtee stammt aus Südafrika, Matetee aus Südamerika. Einige Sorten wie Lindenblüten, Holunderblüten oder Brennnesseln werden hauptsächlich aus Wildsammlungen gewonnen. Als Naturprodukte sind Kräutertees abhängig von Klima, Boden und Witterung. Die Qualität der Pflanzen kann – auch wenn sie aus demselben Anbaugebiet stammen – daher von einer Saison zur nächsten variieren. Der kultivierte, kontrollierte Anbau garantiert jedoch ein hohes Maß an gleichbleibender Qualität. Die jeweiligen Pflanzenteile werden im Anbauland geerntet bzw. gesammelt und getrocknet.[10]

Es werden Pflanzen aus konventionellem und kontrolliert biologischen Anbau zu Kräutertees verarbeitet. Bevor sie in Deutschland weiterverarbeitet werden, durchlaufen sie strenge Qualitätskontrollen. Erst anschließend wird die Ware geschnitten und je nach Rezeptur gemischt. 2018 wurden in Deutschland 40.184 Tonnen Kräutertee verkauft, der Anteil der kontrolliert biologisch angebauten Kräutertees lag bei 10,4 Prozent.[11]

Angebotsformen

Lose Ware: getrocknete Malvenblüten
Kräutertee mit Teebeutel zubereitet

Kräutertees sind in verschiedenen Angebotsformen erhältlich: als lose Ware (meist Grobschnitt), als Aufgussbeutel und als Instantprodukt (sofort lösliches Produkt). Der Grobschnitt wird von den Fachleuten auch Concis vom lateinischen concissum, gleich zerschnitten, bezeichnet. Die Schnittgrößen variieren von 4 bis 15 mm. Die Korngröße des Feinschnitts, der vorwiegend für Teebeutel verwendet wird, beträgt etwa ein Zehntel davon.[12]

Aromatisierten Kräutertees werden Gewürze oder Aromen hinzugefügt, um sie geschmacklich zu verfeinern bzw. zu verändern. Die Geschmacksrichtung wird auf den Verpackungen angegeben und die einzelnen Zutaten werden im Zutatenverzeichnis aufgelistet.[7]

Aufbewahrung und Zubereitung

Kräuter- und Früchtetees sollten kühl und trocken lagern. Am besten sind die Tees in dunklen, luftdicht verschließbaren Gefäßen untergebracht. Auch sollte der Kräuter- und Früchtetee-Vorrat nicht in unmittelbarer Nähe von anderen stark riechenden Kräutern und Gewürzen aufbewahrt werden, denn diese können das Aroma der Tees beeinflussen. Es empfiehlt sich, geöffnete Packungen möglichst zügig aufzubrauchen.

Genau wie Obst und Gemüse verlieren Teekräuter auch bei sachgerechter Trocknung und Lagerung Vitalstoffe und Wirkstoffe und sind daher frisch am wirksamsten. Daher ist es, wenn man sie für den Privatgebrauch im eigenen Garten erntet oder in der näheren Umgebung wild sammelt, am sinnvollsten, die Kräuter sofort frisch zuzubereiten. Während zur Trocknung bestimmte Kräuter normalerweise zu der Zeit geerntet werden, in der sie das stärkste Aroma haben – das ist oft vor oder während der Blüte –, werden Kräuter für den frischen Gebrauch gewöhnlich geerntet, solange das Kraut grün ist, auch nach der Blüte oder wenn es gerade beginnt zu sprießen. Durch den Wasserverlust bei der Trocknung fallen Kräuter stark in sich zusammen, so dass dieselbe Menge an Pflanzen etwa dreimal so viel erscheint, wenn man frische Kräuter für Tee verwendet. Tee aus frischen Kräutern braucht im Allgemeinen nicht so lange zu ziehen wie der aus getrockneten Kräutern. Wurzeln müssen meist etwas länger ziehen.[13]

Als Dosierung genügt bei getrockneten Kräutern ein gehäufter Teelöffel oder ein Teebeutel pro Tasse. Generell gilt: je mehr Tee, desto intensiver der Geschmack. Ebenso entscheidend wie die Qualität des Kräuter- und Früchtetees ist die Qualität des Wassers. Frisches, möglichst kalkarmes Wasser wird aufgekocht und der Kräutertee damit übergossen. Die Ziehzeit sollte in der Regel acht, höchstens aber zehn Minuten betragen. Bei der Beutelware ist die Ziehdauer etwas kürzer. Von den Herstellern wird auf der Packung die richtige Zubereitung für das einzelne Produkt angegeben.

Weblinks

Commons: Kräutertees – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Blümchentee in duden.de, abgerufen am 8. September 2022.
  2. a b Alfred Täufel, Waldemar Ternes, Liselotte Tunger, Martin Zobel (Hrsg.): Lebensmittel-Lexikon A–K, Studienausgabe. 1993 (aktualisiert), 1998 (unveränderter Nachdruck), 3. Aufl., Behrs, Hamburg
  3. Verordnung über apothekenpflichtige und freiverkäufliche Arzneimittel vom 24. November 1988 in der jeweils geltenden Fassung
  4. Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz - AMG) § 50 Einzelhandel mit freiverkäuflichen Arzneimitteln
  5. O. Pokorny, U. H. Engelhardt (2002): Antioxidatives Potential und Gesamtphenolgehalte von Kräuter- und Früchtetees. Lebensmittelchemie 56, S. 77–78
  6. a b Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2009
  7. a b BMEL: Neufassung der Leitsätze für Tee, teeähnliche Erzeugnisse, deren Extrakte und Zubereitungen vom 17. Dezember 2013 PDF
  8. Thorsten Dresler, Susanne Nowitzki-Grimm, Peter Grimm u. a.: Dr. Oetker Lebensmittel Lexikon. 4. Aufl., Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG, 2004
  9. Bernd Hoppe: Studie zum Stand des Anbaus von Arznei- und Gewürzpflanzen in Deutschland (2003) und Abschätzung der Entwicklungstrends in den Folgejahren. 2005 (PDF)
  10. Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: Kaffee, Tee, Kakao, Kräutertee. Bonn 2000
  11. Wirtschaftsvereinigung Kräuter- und Früchtetee e. V., 2018: Marktreport 2018.
  12. Angela Bechthold (2005): Kräuter- und Früchtetee – Trendgetränk mit Heilwirkung? Ernährungslehre und -praxis, Ernährungs-Umschau, B46–B48 (PDF)
  13. Steffen Guido Fleischhauer: Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen. AT Verlag, Aarau/München 2004, ISBN 3-85502-889-3, S. 10 ff.