Rote Quellbinse

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Blysmus rufus)
Rote Quellbinse
Datei:Blysmus compressus renamed.jpg

Rote Quellbinse (Blysmus rufus)

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung: Quellbinsen (Blysmus)
Art: Rote Quellbinse
Wissenschaftlicher Name
Blysmus rufus
(Huds.) Link

Die Rote Quellbinse (Blysmus rufus), auch als Rotbraune Quellbinse oder Rotbraunes Quellried bezeichnet, ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Sie gedeiht an den Küsten der Nordhalbkugel.

Beschreibung

Die Rote Quellbinse wächst als sommergrüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 5 bis 30, zuweilen bis 40 Zentimetern. Sie bildet lange unterirdische, bogig, verzweigte Ausläufer (Rhizome). Die meist aufrecht wachsenden blühenden Stängel sind bis zur Mitte beblättert und an der Basis im Querschnitt rund, weiter ober mehr oder minder rund und glatt und grau-grün gefärbt. Die parallelnervigen, blaugraugrün gefärbten, 3 Millimeter breiten sowie etwa 20 Zentimeter langen Laubblätter sind flach und schwach rinnig aber ungekielt und stets kürzer als der Stängel. Die Blattscheiden sind rund. Die vordere Scheidenwand ist häutig und die hinteren Scheidenwände sind sehr weit nach vorne übergreifend. Die Scheidenmündung ist kreisrund mit ausgeprägtem Hautkragen.

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Rote Quellbinse (Blysmus rufus, rechts), Illustration

In einem endständigen, 1 bis 2 Zentimeter langen, zweizeiligen ährigen Blütenstand stehen drei bis acht Ährchen zusammen. Am Grund des Blütenstandes gibt es ein spelzenartiges, kleines Tragblatt, welches nicht länger als 3 Zentimeter wird. Die Spelzen sind kastanienbraun. Die Einzelblüten besitzen drei weichhaarige Blütenhüllborsten.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40.[1]

Unterschied zu ähnlichen Arten

Ähnlich ist die Zusammengedrückte Quellbinse (Blysmus compressus). Diese verfügt jedoch über im Querschnitt rundlich zusammengedrückte, gekielte Blätter. Die Spelzen sind rotbraun. Die Blütenhülle besteht aus drei bis sechs rauen Blütenhüllborsten.

Vorkommen

Die Rote Quellbinse gedeiht hauptsächlich an den Küsten von Europa bis Sibirien und der Mongolei und vom subarktischen Nordamerika bis Kanada vor.[2] Die Rote Quellbinse wächst fast ausschließlich in Salzwiesen der Küsten oder auch Binnensalzstellen. Sie ist die Kennart der Pflanzengesellschaft (Assoziation) der Quellried-Salzbinsen-Rasen (Blysmetum rufi Du Rietz 1925 em. Gilln. 1960).

In Mitteleuropa kommt sie fast ausschließlich in Wattwiesen an der Nord- und Ostseeküste vor; dort ist sie selten, und sie fehlt auch gebietsweise. An sandigen Stränden findet man sie nur in Dünentälern (in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise in Greifswald, Grimmen und in Sülze; in Sachsen-Anhalt um Halle z. B. bei Artern, aber nicht in der Umgebung der Salzbergwerke in Osthessen oder im südlichen Elsass), in der Schweiz und in Österreich fehlt sie.[3] Die Rote Quellbinse ist eine der wenigen mitteleuropäischen Pflanzenarten, die an einen salzhaltigen Untergrund gebunden sind. Zwar kann sie auch an kochsalzarmen Stellen für einige Zeit wachsen, sie gedeiht dort aber nicht optimal.[3]

Die Rote Quellbinse kommt in Deutschland selten, meist nur mit kleinen oder sehr ungleichmäßigen Beständen vor.

Die Rote Quellbinse gedeiht am besten auf salz-, vornehmlich kochsalzhaltigen Böden, die ziemlich verdichtet sein sollten; sie erträgt nur mäßig hohe Konzentrationen an Stickstoff.[3]

Gefährdung in Deutschland

Die Rote Quellbinse wurde 1996 in der Roten Liste der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands stark gefährdet bewertet. In den Bundesländern Brandenburg und Berlin sowie Sachsen-Anhalt gilt die Art als ausgestorben. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist die Pflanze vom Aussterben bedroht. auch in Niedersachsen ist sie stark gefährdet. Derzeit gehen ihre Bestände stark zurück. Gründe für den Rückgang sind unter anderem das Brachfallen extensiv genutzter Frisch- und Feuchtwiesen, die ausbleibende Überflutung von Salzwiesen und Marschen aufgrund von Küstenschutzmaßnahmen sowie die Trockenlegung von Feuchtwiesen.

Literatur

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Erich Oberdorfer, Theo Müller, Dieter Korneck: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. UTB / Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8252-1828-7 (UTB) / ISBN 3-8001-2684-2 (Ulmer).
  • Asmus Petersen, Waltraut Petersen, Günther Wacker: Die Sauergräser. Schlüssel zur Bestimmung im blütenlosen Zustand (nebst kurzen zusammenfassenden Darstellungen über Standort und Wert der Sauergräser und deren Bekämpfung). 2. Auflage, Akademie-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-05-500257-1

Einzelnachweise

  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 163.
  2. Rafaël Govaerts (Hrsg.): Blysmus rufus. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 27. Oktober 2016.
  3. a b c Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas, Band 5, Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. 2. überarbeitete Auflage, Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.

Weblinks

Commons: Rote Quellbinse (Blysmus rufus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien