Wilhelm Bodens
Wilhelm Bodens (* 24. August 1910 in Breberen; † 12. Oktober 2005 in Bonn) war ein deutscher Beamter und Sagensammler.
Leben
Wilhelm Bodens studierte in Bonn Germanistik, Theologie, Geschichte und Volkskunde.[1] Anschließend arbeitete er als Assistent der Universität Bonn an archäologischen und volkskundlichen Forschungen mit sowie an deren Institut für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande. Er sammelte etwa 5000 Sagen vom Niederrhein.[2] 1939 war er Wissenschaftlicher Referent beim Landeshauptmann der Rheinprovinz, Heinrich Haake.[3][4]
Im Zweiten Weltkrieg war er seit Oktober 1939 Unteroffizier, später Offizier der Abwehr. Nach dem Überfall auf die Niederlande im Mai 1940 war er im Reichskommissariat Niederlande als „Wissenschaftlicher Rat“ beschäftigt,[5] zunächst für die Volksdeutsche Mittelstelle, dann in der vom SS-Sturmbannführer Wolfgang Ispert geleiteten Forschungsstelle „Volk und Raum“.[4] Ab 1942 war er wieder für die Abwehr tätig, zunächst in Belgien, ab 1943 in den Niederlanden.[4] Dort geriet er in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1948 entlassen wurde.[6]
1948/49 war er im Deutschen Büro für Friedensfragen in Stuttgart beschäftigt, danach im „Grenzlandreferat“ der nordrhein-westfälischen Landesregierung.[6] Von 1950 bis 1955 war er Saarreferent im Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen.[7] Von 1957 bis zur Pensionierung 1972 war er in der Staatskanzlei Saarbrücken, in der Bundesgeschäftsstelle der CDU und in der Vertretung des Saarlandes beim Bund tätig, zuletzt als Ministerialrat.[6]
1962 trat er der Deutsch-Brasilianischen Gesellschaft bei und gehörte später deren Vorstand und Kuratorium an.[1]
Ehrungen
- 1980: Großes Bundesverdienstkreuz
- Komturkreuz des Rio-Branco-Ordens (Ordem de Rio Branco), verliehen von der brasilianischen Regierung
- 1976: Saarländischer Verdienstorden[8]
Werke
- Vom Rhein zur Maas. Röhrscheid, Bonn 1936 (= Deutsches Grenzvolk im Western erzählt, Bd. 1).
- Sage, Märchen und Schwank am Niederrhein. Röhrscheid, Bonn 1937 (= Deutsches Volkstum am Rhein, Bd. 3).
Literatur
- Nanno Klaas Charles Arie in 't Veld (Hg.): De SS en Nederland. Documenten uit SS-archieven 1935–1945 (= Rijksinstituut voor Oorlogsdocumentatie. Documenten, Bd. 2). Nijhoff, 's-Gravenhage 1976, ISBN 90-247-1671-3, S. 476, Fußnote 18, Absatz (2) (online).
- Herbert Elzer: Die deutsche Wiedervereinigung an der Saar. Das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen und das Netzwerk der prodeutschen Opposition 1949 bis 1955. Röhrig, Sankt Ingbert 2007, ISBN 978-3-86110-429-2; darin das Kapitel Die Beurlaubung von Wilhelm Bodens (S. 770–794) und S. 42f.
- Thomas Müller: Die Formierung des „Grenzraums“. Die „Abteilung G“ des Reichsinspekteurs und Landeshauptmanns Haake. In: Burkhard Dietz, Helmut Gabel, Ulrich Tiedau (Hg.): Griff nach dem Westen. Die „Westforschung“ der völkisch-nationalen Wissenschaften zum nordwesteuropäischen Raum (1919–1960). Waxmann, Münster 2003, ISBN 3-8309-1144-0, Bd. 2, S. 763–790, hier S. 772.
- Thomas Müller: Imaginierter Westen. Das Konzept des „deutschen Westraums“ im völkischen Diskurs zwischen politischer Romantik und Nationalsozialismus. Transcript, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-8376-1112-0, darin das Kapitel Der Ispert-Kreis als exemplarischer Akteur zwischen „Jugendgrenzlandarbeit“ und Nationalsozialismus, S. 296 ff.
Weblinks
- Bodens Wilhelm in der Datenbank Saarland Biografien
Einzelnachweise
- ↑ a b Nachruf Wilhelm Bodens. In: Tópicos, Jg. 51 (2006), Heft 2, S. 60.
- ↑ Helmut Fischer: Erzählen – Schreiben – Deuten. Beiträge zur Erzählforschung. Waxmann Münster 2001, ISBN 3-8309-1036-3, S. 17.
- ↑ Klaus Pabst: „Blut und Boden“ auf rheinische Art. Gerhard Kallen, der Nationalsozialismus und der „Westraum“. In: Burkhard Dietz, Helmut Gabel, Ulrich Tiedau (Hg.): Griff nach dem Westen. Die „Westforschung“ der völkisch-nationalen Wissenschaften zum nordwesteuropäischen Raum (1919–1960). Waxmann, Münster 2003, ISBN 3-8309-1144-0, Bd. 2, S. 945–978, hier S. 974.
- ↑ a b c De SS en Nederland. Documenten uit SS-archieven 1935–1945. 's-Gravenhage 1976, S. 476.
- ↑ Benoît Majerus: Vorstellungen von der Besetzung Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande (1933–1944). In: Jörg Echternkamp, Stefan Martens (Hg.): Der Zweite Weltkrieg in Europa. Schöningh, Paderborn 2007, S. 35–43, hier S. 42.
- ↑ a b c Herbert Elzer: Die deutsche Wiedervereinigung an der Saar. Das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen und das Netzwerk der prodeutschen Opposition 1949 bis 1955. Röhrig, Sankt Ingbert 2007, S. 43.
- ↑ Herbert Elzer: Die deutsche Wiedervereinigung an der Saar. Das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen und das Netzwerk der prodeutschen Opposition 1949 bis 1955. Röhrig, Sankt Ingbert 2007, S. 770–794 (Kapitel Die Beurlaubung von Wilhelm Bodens).
- ↑ Bekanntmachung von Verleihungen des Saarländischen Verdienstordens. In: Chef der Staatskanzlei (Hrsg.): Amtsblatt des Saarlandes. Nr. 4. Saarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei GmbH, Saarbrücken 28. Januar 1976, S. 67 (uni-saarland.de [PDF; abgerufen am 25. Mai 2017]).
Personendaten | |
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NAME | Bodens, Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Beamter und Sagensammler |
GEBURTSDATUM | 24. August 1910 |
GEBURTSORT | Breberen |
STERBEDATUM | 12. Oktober 2005 |
STERBEORT | Bonn |