Bogdan Roščić

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Bogdan Roščić (* 18. April 1964 in Belgrad, SFR Jugoslawien) ist ein österreichischer Musikmanager.[1] Ab 2006 war er Managing Director der Decca Music Group in London. Von April 2009 bis August 2019 leitete er als President Sony Classical die Klassik-Sparte von Sony MusicEntertainment.

Seit Juli 2020 ist er Direktor der Wiener Staatsoper.[2]

Leben

1974 emigrierte Roščić’ Familie aus Jugoslawien nach Österreich, wo er in Linz die Mittelschule besuchte und mit Matura abschloss. Anschließend studierte er Philosophie und Musikwissenschaft an der Universität Wien. 1989 wurde er mit einer Dissertation über Theodor W. Adorno zum Dr. phil. promoviert.[3]

1989 begann Roščić als freier Mitarbeiter für das Kulturressort der Wiener Tageszeitung Die Presse zu schreiben, mit den Hauptthemen Medien und Popmusik. 1991 wurde Roščić Ressortleiter für Medien, Medienpolitik und Pop beim Wiener Kurier. 1993 wechselte er als Musikchef zu Österreichs größtem Radiosender Ö3, 1996 wurde er dort zum Senderchef ernannt und baute das Programm konsequent in ein Formatradio um, mit den Schwerpunkten Popmusik, aktuelle Information und Comedy.

Roščić verließ den ORF und wechselte als Managing Director zu Universal Music Austria. In dieser Funktion wurde er auch als Juror der TV-Casting Show Starmania bekannt. 2003 wurde er künstlerischer Leiter der Deutschen Grammophon Gesellschaft in Hamburg, um dort mit Künstlern wie Lang Lang, Anna Netrebko oder Rolando Villazón zu arbeiten. 2006 übersiedelte er nach London als Managing Director des renommierten Klassik-Labels Decca, das Weltstars wie Cecilia Bartoli oder Alfred Brendel vertritt. Ab April 2009 wechselte Roščić zu Sony Music Classical in New York. In der neu geschaffenen Position eines President war seine Aufgabe, die Klassik-Sparte des weltweit zweitgrößten Musikkonzerns auszubauen.

Im Dezember 2016 berief ihn Kulturminister Thomas Drozda zum Direktor der Wiener Staatsoper ab der Spielzeit 2020–21.[4] Roščić übernahm die Funktion am 1. Juli 2020.[2][5][6] Sein Start war aufgrund der massiven Einschränkungen des Spielbetriebs durch die COVID-19-Pandemie denkbar schwierig und wurde dennoch als „fulminant“ angesehen.[7] Die meisten Premieren seiner ersten Spielzeit fanden ohne Publikum im Fernsehen statt. Die erste Spielzeit hatte den Ehrgeiz einer Runderneuerung des Repertoires – überwiegend durch Übernahmen von Trademark-Inszenierungen anderer Häuser und durch einige Neuentwicklungen, wie einer Parsifal-Inszenierungen des in Moskau unter Hausarrest stehenden russischen Regisseurs Kirill Serebrennikov, dirigiert vom neuen Musikdirektors der Staatsoper, Philippe Jordan. Für seine zweite Spielzeit kündigte er Neuinszenierungen von „revolutionären Werken der Opernliteratur“ an, ein breites Spektrum von L’Orfeo über den Don Giovanni bis Wozzeck. 2022 wurde sein bis 2025 laufender Vertrag als Staatsoperndirektor um weitere fünf Jahre bis 2030 verlängert.[8]

Roščić’ Schwester Dodo Roščić leitet die Programm-Entwicklung im ORF-Fernsehen.

Plagiatsvorwürfe

2017 wurde der Vorwurf erhoben, dass Roščić in seiner 1988 eingereichten wissenschaftlichen Arbeit „Gesellschaftstheorie als kritische Theorie des Subjekts: zur Gesellschaftstheorie Th. W. Adornos“ seitenweise Passagen aus der 1982 erschienenen Doktorarbeit von Peter Decker „Die Methodologie kritischer Sinnsuche. Systembildende Konzeptionen Adornos im Lichte der philosophischen Tradition“ wortident übernommen haben soll, ohne diese jedoch als Zitate auszuweisen.[9] Am 14. November 2017 wurde von der Universität Wien bekanntgegeben, dass es sich laut Gutachten nicht um ein werkprägendes Plagiat handelt und die beanstandeten Passagen der Arbeit eher schaden als nutzen würden.[10]

Schriften

  • Gesellschaftstheorie als kritische Theorie des Subjekts : zur Gesellschaftstheorie Th. W. Adornos. 1988 Wien, Univ., Diss., 1988

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bogdan Roščić, Biographie in MusikWoche, mediabiz GmbH, Köln.
  2. a b Wiener Staatsoper-Personalia: Direktion. In: wiener-staatsoper.at. Abgerufen am 16. August 2020.
  3. Nach seiner Bestellung zum Staatsoperndirektor wurden Plagiatsvorwürfe erhoben, Roščić soll seitenweise Passagen aus einer 1982 erschienenen Doktorarbeit wortident übernommen haben. Die Überprüfung durch die Universität Wien ergab, dass es sich nicht um ein werkprägendes Plagiat handle, siehe: Akademischer Grad von Bogdan Roščić wird nicht aberkannt – Universität Wien. Abgerufen am 14. November 2017.
  4. MSN-Nachrichten: Plattenboss Bogdan Roscic wird neuer Staatsopern-Direktor (Memento vom 21. Dezember 2016 im Internet Archive)
  5. Wiener Staatsoper-Personalia: Bogdan Roščić. In: wiener-staatsoper.at. Abgerufen am 16. August 2020.
  6. „Walek wandert“ mit Bogdan Roscic. In: oe3.orf.at. 16. August 2020, abgerufen am 16. August 2020.
  7. Walter Dobner: Staatsoper Wien: Was für ein Saisonbeginn!, 17. September 2020
  8. Roscic bleibt bis 2030 Direktor der Staatsoper. In: ORF.at. 13. Juni 2022, abgerufen am 13. Juni 2022.
  9. Plagiatsvorwurf gegen Bogdan Roscic. 14. März 2017, abgerufen am 31. August 2021.
  10. Akademischer Grad von Bogdan Roščić wird nicht aberkannt. Abgerufen am 31. August 2021.