Aufrechte Trespe

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Aufrechte Trespe

Aufrechte Trespe (Bromus erectus)

Systematik
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Tribus: Bromeae
Gattung: Trespen (Bromus)
Art: Aufrechte Trespe
Wissenschaftlicher Name
Bromus erectus
Huds.

Die Aufrechte Trespe (Bromus erectus), auch Berg-Trespe genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Trespen (Bromus) innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae).

Beschreibung

Illustration aus Flora Batava, Volume 20

Die Aufrechte Trespe ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 40 bis 120 Zentimetern erreicht. Dieses hohe Wiesengras wächst in lockeren bis dichten Horsten und kann bis in 60 Zentimeter Tiefe wurzeln. Die dünnen bis kräftigen, selten behaarten Halme wachsen steif aufrecht und verfügen über drei bis vier Knoten. Die gelblichgrünen bis graugrünen Grundblätter sind schmal mit bis zu 30 Zentimeter langen und 2 bis 3 Millimeter breiten Spreiten. Die oberen Blätter sind meist flach und bis zu 6 Millimeter breit. Diese sind lang und fein zugespitzt und locker behaart oder kahl. Die grundständigen Blätter sind bei Trockenheit oft zusammengerollt und am Rand bewimpert. Das gezähnelte Blatthäutchen (Ligula) erreicht 1 bis 3 Millimeter Länge. Die auf dem Rücken gerundeten Blattscheiden sind geschlossen, röhrenförmig und unten abstehend behaart oder kahl, oben fast immer kahl. Am Übergang zwischen Blattscheide und Blattspreite sind keine Öhrchen ausgebildet.

Die Blütezeit liegt zwischen Juni bis Juli. Die 10 bis 25 Zentimeter langen, purpurfarbenen bis rötlichen oder grünen Rispen wachsen aufrecht oder seltener auch nickend und verfügen über dicht in Büscheln bis locker stehende aufrechte Rispenäste. Die Rispenäste sind rau und tragen ein bis vier Ährchen. Die hellbraun-rötlichen Ährchen sind schlank und leicht zusammengedrückt. Sie erreichen 15 bis 40 Millimeter Länge und sind vier- bis vierzehnblütig. Die 7 bis 12 Millimeter langen Hüllspelzen sind verschieden. Die untere ist schmal, fein zugespitzten und einnervig; die obere ist breiter und dreinervig. Die schmal-lanzettlichen, siebennervigen Deckspelzen überdecken sich, erreichen 8 bis 15 Millimeter Länge, sind zugespitzt oder leicht zweizähnig und an der Spitze und auf dem Rücken gekielt. Sie sind von der Spitze ausgehend begrannt. Die Granne wird etwa 2 bis 8 Millimeter lang. Die Vorspelzen sind kürzer als die Deckspelzen. Die zwei Kiele sind rau. Die Staubbeutel (Antheren) sind orange oder rötlich-orange, 5 bis 7 Millimeter lang.

Die Früchte (Karyopsen) sind an der Spitze haarig und fest mit der verhärteten Deck- und Vorspelze umschlossen.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 42, 56.[1]

Systematik und Verbreitung

Die Erstveröffentlichung von Bromus erectus erfolgte 1762 durch William Hudson.

Es gibt von Bromus erectus etwa vier Unterarten:[2]

  • Bromus erectus subsp. condensatus (Hack.) Asch. & Graebn. (Syn.: Bromus condesatus Hack.): Mittel- und Südosteuropa
  • Bromus erectus subsp. erectus: Europa, Nordafrika, temperates Asien, Kaukasus
  • Bromus erectus subsp. stenophyllus (Link) Asch. & Graebn.: Südosteuropa
  • Bromus erectus subsp. transsilvanicus (Steud.) Asch. & Graebn.: Südosteuropa

Ökologie

Dieses Gras ist ein Intensivwurzler und kann bis in 60 Zentimeter Tiefe wurzeln.[1]

Vorkommen

Die Aufrechte Trespe ist in Europa mit Ausnahme Nordeuropas, in Nordafrika und Südwestasien verbreitet und ist auch in Tibet zu finden.[3] Sie kommt vom Flachland bis ins Gebirge bis in Höhenlagen von 1300 Metern vor. In Nordamerika und Südamerika ist sie ein Neophyt.[3] In den Allgäuer Alpen steigt sie bis zu 1100 Metern Meereshöhe auf.[4]

Die Aufrechte Trespe wächst oft bestandesbildend in Kalk-Magerrasen, auf entwässerten Moorwiesen und auf steinig sonnigen Hängen, an Wegrändern und auf Dämmen. Sie bevorzugt gut durchlässige, lockere, mäßig trockene, basenreiche, mäßig saure und nährstoffarme Lehm-, Kalk-, Mergel- und Lössböden. Außerdem kommt sie gern auf Kalk, Basalt, Porphyr oder Gneis vor.[1]

Die Aufrechte Trespe ist ein ertragsarmes Gras extensiv genutzter Kalk-Magerrasen (Festuco-Brometalia) und trockener Glatthaferwiesen (Arrhenatherion). Es wird durch Mahd gefördert jedoch durch Beweidung zurückgedrängt. Gemeinsam mit der Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum) breitet sich die Aufrechte Trespe vor allem in brachliegenden, ehemals beweideten Kalk-Magerrasen aus. Durch deren hartes und rohfaserreiches Halm- und Blattmaterial bildet sich ein schwer- bis unzersetzbarer Filz, der einen Rückgang lichtbedürftiger Pflanzenarten bedingt. Dieses betrifft besonders zahlreiche für Magerrasen typische Arten, die durch die Seltenheit und Gefährdung des Biotops als gefährdet gelten und wirkt sich auch nachweisbar verarmend auf die Vielfalt herbivorer Insekten aus[5]. Durch Maßnahmen wie zum Beispiel die Beweidung mit Schafen oder Rindern soll der Fortbestand der Magerrasen in ihrer natürlichen und charakteristischen Pflanzenartenzusammensetzung gesichert werden.

Als Magerkeitszeiger hat es seinen Schwerpunkt auf stickstoffarmen, zumeist kalkreichen Böden. Es ist eine Halblicht- bis Volllichtpflanze und erträgt nur eine geringe Beschattung. Es ist ein Mäßigwärmezeiger, das heißt, es hat im Wärmegefälle von der kalten schneebedeckten (nivalen) Höhenstufe bis in warme Tieflagen ein Schwergewicht in submontan-temperaten Bereichen. Sein ökologisches Verhalten lässt sich anhand der Zeigerwerte nach Ellenberg wie folgt zusammenfassen: L-8, T-5, K-2, F-3, R-8, N-3, S-0.

Quellen

  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • C. E. Hubbard: Gräser – Beschreibung, Verbreitung, Verwendung. Ulmer Verlag, Stuttgart, 1985. ISBN 3-8001-2537-4.
  • E. Klapp & W.O. von Boberfeld: Taschenbuch der Gräser. Erkennung, Bestimmung, Standort und Vergesellschaftung, Bewertung und Verwendung. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg, 1990. ISBN 3-489-72710-X.

Einzelnachweise

  1. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 206.
  2. Bromus erectus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 13. Dezember 2006.
  3. a b Rafaël Govaerts (Hrsg.): Bromus erectus. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 5. November 2016.
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 201.
  5. Dominik Poniatowski, Florian Hertenstein, Nadja Raude, Kathrin Gottbehüt, Herbert Nickel, Thomas Fartmann: The invasion of Bromus erectus alters species diversity of vascular plants and leafhoppers in calcareous grasslands. In: Insect Conservation and Diversity. Band 11, 2019, S. 578–586, doi:10.1111/icad.12302.

Weiterführende Literatur

  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1996, ISBN 3-440-06195-7.

Weblinks

Commons: Aufrechte Trespe (Bromus erectus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien