Böhne (Rathenow)

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Böhne
Stadt Rathenow
Koordinaten: 52° 33′ 34″ N, 12° 18′ 10″ O
Höhe: 29 m
Fläche: 13 km²
Einwohner: 278 (31. Dez. 2016)
Bevölkerungsdichte: 21 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 2001
Postleitzahl: 14712
Vorwahl: 03385
Böhne (Brandenburg)

Lage von Böhne in Brandenburg

Böhne [ˈbøːnə] ist ein Dorf und Ortsteil der Kreisstadt Rathenow im Landkreis Havelland in Brandenburg.

Zu Böhne gehören die Ortsteile Hilgenfeldshof, Ludwigshof, Möthlowshof, Rittershof und Wilhelminenhof (Luisenhof) sowie die Wüstungen Hermshof und Böhnsche Schäferei.

Geografie

Die kleine Gemeinde Böhne liegt rund 5 km südlich von Rathenow. Im Westen und Norden wird der Ort vom Königsgraben umschlossen, welcher im Nordosten in die Havel mündet. Der Ort liegt im Naturschutzgebiet „Untere Havel“ und ist geprägt von Wiesen, Feldern, Wäldern und vielen Feuchtgebieten und Wasserläufen.

Geschichte

Der Burgward Plaue zählte Böhne einst als erzbischöfliches Lehen zu seinen Besitztümern. Erstmals fand Böhne 1370 als Lehen des Erzbistum Magdeburg unter der Bezeichnung Bone Erwähnung. 1412 wird Böhne von den Quitzows und Putlitz geplündert.[1] „Um 1420 wird Böhne ‚dat Dorp to den Bone‘ sowie ‚villa Bone‘ genannt und mit zwei Rittersitzen angegeben.“[2]

Am 8. Juni 1675 war Rathenow während des Schwedeneinfalls 1674/75 vom schwedischen Dragonerregiment besetzt worden. Im Hause des havelländische Landrats, Jacob Friedrich von Briest (1631–1703)[2] zu Böhne hatten sich am Vorabend des 15. Juni 1675 der Kurfürst Friedrich Wilhelm und hohe Offiziere zur Beratung eingetroffen. Sie beratschlagten den Angriff auf Rathenow. Am 14. Juni 1675 waren 7000–8000 Mann der kurbrandenburgischen Armee im Wald zwischen Vieritz und Böhne und hatten dort Lager bezogen. Der geplante Angriff von Böhne aus über die Lange Brücke in Rathenow wurde ergänzt durch den gleichzeitigen Angriff von der Südseite über den Eisenhammer. Zu diesem Zwecke ließ der verbannte Rathenower Bürgermeister Bergmann, die bei Milow versteckten Kähne nach Böhne bringen, wo sie von 400–500 Mann Musketieren, unter dem Befehl des Generaladjudanten von Kanowski und des Oberstleutnants von Kanne, bestiegen und durch Bergmann die Havel abwärts, nach Rathenow geführt wurden. Zur gleichen Zeit konnte der Marschall Georg von Derfflinger mit einigen Dragonern gegen 11:00 Uhr abends Böhne verlassen. Da der Weg sehr schlecht war, erreichten sie erst gegen Morgen des 15. Juni 1675 gegen zwei Uhr die Stadttore von Rathenow. Der damalige Landrat von Briest, fuhr am Morgen selbst mit einem Wagen voll Bier vor das Haveltor in Rathenow. Er rief den schwedischen Wachen zu: „Mokt up, ick bin Briest, ick breng je Behr!“ Der Lenker des ersten Wagens soll der Marschall Derfflinger selbst gewesen sein. Die schwedischen Besatzer ließen die Ankömmlinge dann auch in die Stadt. Nach dieser List kämpften die Soldaten mit großer Entschlossenheit in der Schlacht von Rathenow gegen die Schweden. Das schwedische Regiment war vollständig geschlagen, 390 Mann waren gefallen, 200 gefangen genommen und nur wenige entkamen der Gefangenschaft. Außerdem wurden sämtliche Pferde, sechs Fahnen, zwei Pauken und einige Schalmeien, sowie eine Menge Vorräte, welche die Schweden geraubt hatten, eine große Beute der Sieger. Das Haus des Landrats von Briest zu Böhne erhielt darauf hin den Beinamen „Schwedenhaus“. Es steht noch heute.

Am 28. August 1836 zwischen 22:00 und 23:00 Uhr war in der Scheune des Kossaten und Schmiedemeister Johann Ost ein Feuer ausgebrochen. Dieses griff schnell um sich. Unaufhaltsam fraßen sich die Flammen immer weiter in den Ort hinein und hinterließen eine breite Schneise der Verwüstung. In der Böhner Geschichtsschreibung heißt es: „Bei der mehrere Wochen hindurch statt gefundenen großen Dürre und der eben vollendeten sehr gesegneten Ernte fand das Feuer immer wieder neue Nahrung. So dass innerhalb weniger Stunden neben der Kirche mit dem Turme, der Pfarre und Schule viele weitere Gebäude gänzlich abbrannten.“ Lediglich die Gebäude des großen und kleinen herrschaftlichen Gutes sowie ein Tagelöhnerhaus und vier Wohnhäuser blieben von der Feuersbrunst verschont. Auf Weisung des damaligen Böhner Gutsbesitzers Robert Titus von Briesen wurde der Ort im Zuge des Wiederaufbaus neu gegliedert. Das Dorf erhielt die noch heute gut erkennbare Ortsstruktur mit breiten, gradlinigen Straßen. Diese führten jetzt von Nord nach Süd und von Ost nach West; die einst unübersichtlichen und engen Gassen verschwanden. Alle neu errichteten Gebäude mussten von nun an mit Dachsteinen statt einem damals üblichen Reetdach gedeckt werden. Beides sollte einer erneuten Brandkatastrophe entgegenwirken. Neben vielen anderen Bauwerken konnte im Jahre 1837 der Wiederaufbau des Pfarr- und des Schulgebäudes abgeschlossen werden. Den offiziellen Abschluss des raschen und erfolgreichen Wiederaufbaus des Ortes feierten die Böhner am 20. September 1838. Die Turmspitze wurde auf den Kirchturm der wiederaufgebauten Kirche gerichtet.

Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Böhne mit der Landgemeinde Böhne vereinigt.[3]

In den frühen Morgenstunden des 5. Mai 1945 besetzten Soldaten der Roten Armee Böhne.[4]

Sehenswürdigkeiten

Kirche

Dorfkirche Böhne – Straßenansicht

Wenn man nach Böhne kommt, fällt einem die hübsche neugotische Dorfkirche mit ihren dunkelroten Ziegelsteinen gleich ins Auge. Auf dem Turm trägt die Wetterfahne die Jahreszahl ihrer Erbauung: 1838. Um sie herum besteht ein sehr schöner kirchlicher Dorffriedhof. Betritt man die Dorfkirche durch die Tür im Kirchturm, so kommt man zunächst in eine Winterkirche unter der Orgelempore und dann in das große Kirchenschiff. Zu den Gottesdiensten laden die Glocken ein, und es spielt die rekonstruierte Orgel. Der Frieden und die Ruhe der Kirche, sind zu Beginn einmal ganz anders gewesen. Denn die evangelische Kirche von Böhne ist wiederauferstanden von den Toten. Am 28. August 1836 ist die erste Kirche von Böhne zusammen mit fast dem ganzen Dorf einem verheerenden Brand zum Opfer gefallen. Deshalb ist über diese Kirche nichts mehr bekannt. Wenn der Böhner Tischlermeister Beelitz nicht in die brennende Kirche gelaufen wäre, dann wären damals nicht einmal die Altarbibel, das Altarkreuz und die beiden Leuchter gerettet worden. Nach dem großen Dorfbrand von 1836 in Böhne suchten die Einwohner des Ortes nach einer Lösung, ihre Kirche wieder aufzubauen. Leider waren die abgebrannte Kirche nebst Schule und Pfarrhaus in der Feuerkasse hoffnungslos unterversichert gewesen. Mit so einem Totalschaden hatte niemand gerechnet. Deshalb wandten sich Dorfpatron und Dorfpfarrer mit einer Bittschrift um Hilfe an den preußischen König Friedrich Wilhelm III., der zugleich Oberhaupt der evangelischen Kirche war. Der half ihnen, indem er in ganz Preußen in allen Gottesdiensten eine Kollekte anordnete, und so wurde überall von Aachen bis Königsberg an einem festgesetzten Sonntag von der Kanzel aus vom Dorfbrand in Böhne erzählt. Die Leute gaben Pfennige, Sechser, Groschen und ganze Thaler, damit die Kirche in Böhne wieder aufgebaut werden konnte. Doch die Kirche sollte schnell gebaut werden. Nach Möglichkeit sollte es die am schnellsten erbaute Kirche des Havellandes, wenn nicht ganz Preußens werden. Deshalb bediente man sich im kirchlichen Bauamt eines Tricks. Man entwarf keine neue Kirche, sondern bediente sich eines bereits vorliegenden und genehmigten Plans. Der war vom Regierungsbaurat Lücke aus Berlin für die Dorfkirche von Kleinwusterwitz entworfen und von Karl Friedrich Schinkel redigiert und geringfügig verändert worden. Der Kirchenbau in Kleinwusterwitz war für 1838 vorgesehen, und jetzt baute man in Böhne parallel dazu dieselbe Kirche noch einmal. So konnte man die lange Planungsphase einfach überspringen. Die Böhner Bevölkerung fuhr Sand vom nahe gelegenen Pappert an. Im Juni 1838 konnte der Kirch- und Turmbau begonnen werden. Abgeschlossen wurde er bereits am 20. September 1838 mit einem Festakt, bei dem die Geschichte von Dorfbrand und der Wiederauferstehung der Kirche niedergeschrieben und in die Kugel auf der Turmspitze eingelegt wurde. Insofern wurde die zweite Kirche von Böhne in ungefähr dreieinhalb Monaten erbaut.

„Schwedenhaus“

„Schwedenhaus“ in Böhne

Das alte Gutsverwalterhaus hat eine 350-jährige Geschichte. Am 2. April 1658 starb in Böhne Hans von Briest, kurfürstlicher Brandenburgischer Kammerjunker. Sein Sohn, Jacob Friedrich von Briest (* 11. Februar 1631 in Böhne; † 12. August 1703 in Böhne), war einst kurfürstlicher Landrat des westhavelländischen Kreises. Im Herbst 1660 erteilte von Briest den Auftrag zum Bau eines neuen Herrenhauses auf dem Hof in Böhne. Das Haus wurde 1661 fertiggestellt. 14 Jahre danach soll sich dort der „Große Kurfürst“ aufgehalten haben, um Vorbereitungen zu treffen zur Befreiung Rathenows von den Schweden. Seither wird das Böhner Anwesen „Schwedenhaus“ genannt. Das Schwedenhaus wurde zur Zeit des letzten Besitzers, dem GFM Günther von Kluge, vom Inspektor des Gutes bewohnt. In den 1960er Jahren zog die Verwaltung der LPG „Befreites Land“ Böhne in die Nordhälfte des Hauses ein. Neben der Verwaltung fanden auch die Betriebsküche und der Speiseraum für die Belegschaft der LPG in den Räumen Platz. Der übrige Teil des Hauses wurde als Wohngebäude genutzt. Erst mit dem Neubau eines Verwaltungs- und Sozialtraktes Ende der 1970er Jahre am südlichen Dorfende Böhnes zog ein Teil des landwirtschaftlichen Betriebes aus dem Gebäude aus. Bis etwa 1990/91 dienten die Räume aber weiterhin als Büroräume für die Außenstelle der LPG Tierproduktion „Karl Marx“ Vieritz. Zurzeit dient das Haus als Wohngebäude.[5][6]

Demografische Entwicklung

Die Einwohnerzahl entwickelte sich wie folgt:[7][8]

  • 1782 – 287 Einwohner
  • 1818 – 280 Einwohner
  • 1875 – 350 Einwohner
  • 1910 – 390 Einwohner
  • 1925 – 412 Einwohner
  • 1939 – 388 Einwohner
  • 1944 – 430 Einwohner
  • 1950 – 551 Einwohner
  • 1955 – 505 Einwohner
  • 1965 – 400 Einwohner
  • 1975 – 349 Einwohner
  • 1982 – 326 Einwohner
  • 1992 – 339 Einwohner
  • 2000 – 307 Einwohner
  • 2006 – 291 Einwohner
  • 2011 – 288 Einwohner
  • 2014 – 269 Einwohner
  • 2015 – 278 Einwohner

Politik

Von 1816 bis 1950 gehörte Böhne zum Landkreis Jerichow II in der preußischen Provinz Sachsen. 1950 bis 1952 gehörte es zum Landkreis Genthin im damaligen Land Sachsen-Anhalt. Von 1952 bis 1957 gehörte Böhne zum Kreis Havelberg im Bezirk Magdeburg. Von 1958 bis 1993 gehörte Böhne zum Kreis Rathenow im Bezirk Potsdam bzw. seit 1990 des Landes Brandenburg. Seit 1993 war der Ort eine amtsangehörige Gemeinde des Amtes Rathenow im Landkreis Havelland.
Mit Wirkung des 31. Dezember 2001[9][10] wurde Böhne ein Ortsteil der Kreisstadt Rathenow im Landkreis Havelland in Brandenburg.

Ortsvorsteher ist Jörg Haake.[11]

Organisationen und Vereine

Feuerwehr

Die Freiwillige Feuerwehr wurde am 3. Juli 1926 gegründet. Zurzeit hat die Freiwillige Feuerwehr Böhne ca. 60 Mitglieder. Ortswehrführer ist Michael Schulze.

Förderverein der Dorfgemeinschaft Böhne

Der Förderverein existiert seit 2011 und organisiert mit Unterstützung der Feuerwehr Böhne die Dorffeste: Osterfeuer, Maibaumpflanzen, Oktoberfeuer und Weihnachtsbaumverbrennen. Seit 2013 besteht ein Kontakt zum nordhessischen Böhne (Edertal). Im Mai waren 7 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr zu Besuch in Böhne (Edertal). Im Juni 2015 kam dann auch zum ersten Mal eine Delegation von 8 Edertalern ins Westhavelland.

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Gerhard Seiffert: 1412 plünderten die Quitzows und Putlitz Böhne aus, in der Märkischen Volksstimme vom 13. Juli 1985
  2. a b Almut Andreae, Udo Geiseler: Die Herrenhäuser des Havellandes: eine Dokumentation ihrer Geschichte bis in die Gegenwart, 2001, ISBN 3-931836-59-2, S. 72–76 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 223.
  4. Letzte Kämpfe im Elb-Havel-Winkel, basierend auf Die letzten Tage im Krieg und die ersten Wochen im Frieden in der Region um Rathenow, Teil 4 (2020).
  5. Stadt Rathenow: Schwedenhaus in Böhne. Abgerufen am 31. Januar 2014
  6. Almut Andreae, Udo Geiseler: Die Herrenhäuser des Havellandes: eine Dokumentation ihrer Geschichte bis in die Gegenwart, 2001, ISBN 3-931836-59-2, S. 76 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik (LDS) - Beitrag zur Statistik - Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg von 1875 bis 2005 - Landkreis Havelland vom Dez. 2006
  8. Böhner Ortschronik
  9. Amtsblatt für Brandenburg, Nummer 44, Jahrgang 12, Seite 694 vom 30. Oktober 2001
  10. Eingliederungsvertrag vom 11. Juli 2001 (PDF; 36 kB)
  11. Ortsbeirat Böhne. Online auf der Webseite der Stadt Rathenow, abgerufen am 8. Oktober 2013.

Weblinks

Commons: Böhne (Rathenow) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien