Nesselblättrige Glockenblume

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Campanula trachelium)
Nesselblättrige Glockenblume

Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium)

Systematik
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Glockenblumengewächse (Campanulaceae)
Gattung: Glockenblumen (Campanula)
Art: Nesselblättrige Glockenblume
Wissenschaftlicher Name
Campanula trachelium
L.
Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium)

Die Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Glockenblumen (Campanula) und in der Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae). Das Artepitheton trachelium leitet sich vom griechischen Wort τραχύς = rau ab und bezieht sich auf die steife Behaarung des Stängels.[1]

Merkmale

Die krautige Pflanze ist mehrjährig und wird bis zu 110 cm hoch. Ihr kantiger, behaarter Stängel und die herz-eiförmigen, doppeltgesägten, ebenfalls behaarten Blätter lassen die Pflanze auf den ersten Blick als Brennnessel erscheinen.

Ihre bis zu 5 cm großen blauen Blüten öffnen sich zur typischen Glockenform. Die Blüten sind in leicht beblätterten Trauben angeordnet und am Rand zart bewimpert.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34.[2]

Ökologie

Die Nesselblättrige Glockenblume ist eine Halbrosettenpflanze.

Die Blüten sind ausgeprägt vormännliche „Glockenblumen mit klebrigem Pollen“. Schon in der Knospe wird der Pollen an der Griffelbürste abgelagert und dann später durch Zurückziehen der Griffelhaare freigegeben; man spricht hier von sekundärer Pollenpräsentation. Der Griffel dient als Kletterstange für die Besucher. Die Staubfäden sind an der Basis verbreitert und müssen von den Besuchern zur Seite gedrückt werden, damit sie an den Nektar gelangen können. Bestäuber sind verschiedene Insekten, besonders Bienen einschließlich Hummeln. Da die Narbenlappen schließlich bis zur Griffelbürste zurückgekrümmt werden, ist auch Selbstbestäubung möglich. Das Blau der Blüten schlägt nach Zugabe eines Tropfens Säure sofort in Rot um. Die Blütezeit liegt zwischen Juli und August.

Die Früchte sind hängende Porenkapseln mit klappigen Öffnungen an der Basis, die sich bei Nässe schließen. Wegen der bleibenden, abstehenden Kelchblätter sind die Früchte Tier- und Windstreuer. Die sehr leichten Samen werden außerdem als Körnchenflieger ausgebreitet; sie sind Licht- und Frostkeimer.

Vorkommen

Die Pflanze liebt feuchten, tiefgründigen Lehmboden, nimmt aber auch mit steinigem Untergrund vorlieb. Sie ist eine Charakterart der Ordnung Fagetalia und kommt vor allem in Gesellschaften des Carpinion-Verbands und im Carici-Fagetum oder Tilio-Aceretum vor.[2] Sie kommt in Europa, Nordafrika und dem vorderen Orient vor.

Systematik

Man kann folgende Unterarten unterscheiden[3]:

  • Campanula trachelium subsp. athoa (Boiss. & Heldr.) Hayek: Sie kommt von der Balkanhalbinsel bis zur nordwestlichen und südlichen Türkei vor.[3]
  • Campanula trachelium subsp. mauritanica (Pomel) Quézel: Sie kommt in Marokko, Algerien und Tunesien vor.[3]
  • Campanula trachelium subsp. trachelium: Sie kommt von Europa bis Zentralasien und in Algerien vor.[3]

Trivialnamen

Für die Nesselblättrige Glockenblume bestehen bzw. bestanden, zum Teil auch nur regional, auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: braunes Fingerhütchen, brauen Glocken, Halskraut, Halswurz, Huckblatt (Sachsen), Huckwort, Hukosbleder (1659 erwähnt) und Zäpfleinkraut.[4]

Quellen

Einzelnachweise

  1. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7 (Nachdruck von 1996).
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 893.
  3. a b c d Rafaël Govaerts (Hrsg.): Campanula - Datenblatt bei World Checklist of Selected Plant Families des Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Zuletzt eingesehen am 5. April 2016.
  4. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 76. (online).

Weblinks

Commons: Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien