Karl Ludwig Grotefend

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Karl Grotefend (vollständiger Name Karl Ludwig Grotefend;[1] auch: Carl Ludwig Grotefend (* 22. Dezember 1807 in Frankfurt am Main; † 27. Oktober 1874 in Hannover)) war ein deutscher Historiker, Pädagoge, Archivar und Numismatiker.[2]

Leben

Heinrich Ludolf Ahrens und Grotefend in Medaillons über dem Holzstich „Das Festmahl der Philologen im Odeon zu Hannover“
kolorierter Holzstich aus der Werkstatt EHXA nach August Klemme, um 1870

Familie

Carl Ludwig Grotefend war der Sohn des Orientalisten und Sprachwissenschaftlers Georg Friedrich Grotefend und Vater des Historikers Hermann Grotefend.[3]

Werdegang

Grotefend besuchte zunächst in seiner Heimatstadt das Frankfurter Gymnasium, und – nachdem sein Vater nach Hannover umgezogen war – ab 1821 das hannoversche Lyceum, an dem er seine Abiturarbeit verfasste, die die Geschichte der römischen Legionen behandelte.[1] Im Anschluss studierte er in Göttingen an der dortigen Universität[3] hauptsächlich die „klassischen“ Altertumswissenschaften sowie orientalische Sprachen. In Folge seiner Dissertation De demis sive pagis Atticae disquisitio wurde er im April 1829 zum Dr. phil. promoviert und erhielt bereits im Sommer desselben Jahres seine erste Anstellung am Gymnasium Andreanum zu Hildesheim.[1]

Wenige Jahre später tauschte Grotefend im Jahr 1833 seine Hildesheimer Stellung zunächst gegen eine Collaboratur[1] an dem von seinem Vater geleiteten hannoverschen Lyceum, an dem er 1844 zum Subkonrektor ernannt wurde[3] und bis zum Ordinarius der Untersecunda aufstieg.[1]

Ab 1850 leitete Grotefend gemeinsam mit Georg Heinrich Wilhelm Blumenbach und Adolf Schaumann[4] die Publikationen des Historischen Vereins für Niedersachsen, veröffentlichte in dessen Zeitschrift auch eigene Aufsätze.[1]

1853 trat Karl Grotefend aus der Lehrerlaufbahn aus und begann seine Tätigkeit am Königlich Hannoverschen Archiv zunächst als erster Archivsekretär, nachdem er zuvor schon einige Publikationen hauptsächlich aus dem Bereich der klassischen Altertumswissenschaften und zur Numismatik veröffentlicht hatte.[1] Gleichzeitig mit seinem Archiveintritt wurde er zum Leiter des Münzkabinetts ernannt.

1862 wurde Grotefend, der eine Reihe von Monographien zur niedersächsischen Landesgeschichte veröffentlichte, zunächst zum Archivrat, im Jahr 1868 in der Nachfolge von Adolf Schaumann zum Staatsarchivar ernannt. Schließlich wurde er 1871 durch die Ernennung zum Geheimen Archivrat ausgezeichnet.[1]

Der „Conservateur des Kgl. Münzkabinetts“ wurde laut dem Adressbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover für 1866 mit der Goldenen Ehrenmedaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet.[5]

Nach kurzer Krankheit verstarb Karl Grotefend während der frühen Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs in seinem 67. Lebensjahre am 27. Oktober 1874 in Hannover.[1]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • De demis sive pagis Atticae disquisitio. Typis Dieterichianis, Göttingen 1829, (Dissertation; Digitalisat).
  • Die Münzen der griechischen, parthischen und indoskythischen Könige von Baktrien und den Ländern am Indus. Hahn, Hannover 1839, (Digitalisat).
  • Geschichte der Buchdruckereien in den Hannoverschen und Braunschweigischen Landen. Herausgegeben von F. G. H. Culemann. Hahn, Hannover 1840, (Digitalisat).
  • Verzeichniss der Handschriften und Incunabeln der Stadtbibliothek zu Hannover. a. n., Hannover 1844, (Digitalisat).
  • Incunabeln-Sammlung von F. G. H. Culemann. s. n., Hannover 1844, (Digitalisat).
  • Die erste Druckerei in Münden. In: Archiv des Historischen Vereins für Niedersachsen. Neue Folge 1849, Skriptfehler: Das Modul gab einen nil-Wert zurück. Es wird angenommen, dass eine Tabelle zum Export zurückgegeben wird., S. 407–408, (betrifft die Druckerei Andreas Grimmen).
  • als Herausgeber mit Georg Friedrich Fiedeler: Urkundenbuch der Stadt Hannover. Teil 1: Vom Ursprunge bis 1369 (= Urkundenbuch des Historischen Vereins für Niedersachsen. H. 5). Hahn, Hannover 1860 (Digitalisat; Neudruck: Scientia-Verlag, Aalen 1975, ISBN 3-511-00418-7).
  • Bernhard Hohmeisters Aufzeichnungen zur Geschichte der Stadt Hannover. In: Zeitschrift des Historischer Verein für Niedersachsen. 1860, Skriptfehler: Das Modul gab einen nil-Wert zurück. Es wird angenommen, dass eine Tabelle zum Export zurückgegeben wird., S. 193–245.
  • Imperium Romanum tributim descriptum. Die geographische Vertheilung der römischen Tribus im ganzen römischen Reiche. Hahn, Hannover 1863, (Digitalisat).
  • Die Stempel der römischen Augenärzte. Hahn, Hannover 1867, (Digitalisat).

Literatur

Weblinks

Commons: Karl Ludwig Grotefend – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Karl Ludwig Grotefend – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Hermann GrotefendGrotefend, Karl. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 765 f.
  2. o.V.: Grotefend, Karl Ludwig (Memento des Originals vom 16. Mai 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gwlb.de in der Datenbank Niedersächsische Personen der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 12. März 2012, zuletzt abgerufen am 16. Februar 2018.
  3. a b c Waldemar R. Röhrbein: Grotefend, (1) Carl Ludwig. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 137; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. Vergleiche das Digitalisat der gebundenen Erstausgabe auf der Seite der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB)
  5. Franz Rudolf Zankl: Ehrenmedaille für Kunst und Wissenschaft. In: Hannover Archiv. Blatt K 34