Truthahngeier
Truthahngeier | ||||||||||
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Truthahngeier (Cathartes aura) | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Cathartes aura | ||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Der Truthahngeier (Cathartes aura) ist eine Art aus der Familie der Neuweltgeier. Charakteristisch für diesen fast vollständig schwarz gefiederten Geier sind die langen, breiten Flügel, der lange gerundete Schwanz, die im Flug weit gespreizten Handschwingen und der kleine, unbefiederte rote Kopf. Von allen Arten der Familie hat er das größte Verbreitungsgebiet. Es gibt vier Unterarten, C. a. aura, C. a. jota, C. a. ruficollis und C. a. septentrionalis. Die Art gilt als nicht gefährdet und ist relativ zahlreich.
Merkmale
Der Truthahngeier erreicht eine Körpergröße von 63,5 bis 76 Zentimeter und wird etwa 850 bis 2000 Gramm schwer. Die Flügellänge beträgt 46 bis 55 Zentimeter und die Flügelspannweite 1,80 bis 2 Meter.[1] Der Schwanz ist 22 bis 29 Zentimeter lang. Seine Gestalt ist schlank. Männchen erreichen die gleiche Größe wie die Weibchen. Das Gefieder ist braunschwarz, auf dem Rücken glänzend. Die Flügelfedern haben graubraune Ränder. Der Kopf ist klein, nackt und rot, die Kopfhaut faltig. Der Schnabel ist elfenbeinfarben. Im Flugbild von unten ist der Vogel bis auf den grauen Schwanz und die silbrigen Handschwingen schwarz. C. a. ruficollis ist dunkler, hat einen gelblichen Nacken und Scheitel, und die Ränder der Flügelfedern sind geringer ausgeprägt. Bei C. a. jota ist der Kopf leuchtend rot, und die Ränder der Flügelfedern sind deutlich grau. Truthahngeier haben, wie alle Neuweltgeier, keine Nasenscheidewand.
Jungvögel haben einen schwarzen Schnabel und Kopf. Im Nacken und auf dem Scheitel haben sie braune Flaumfedern. Erst in einem Alter von einem Jahr nimmt der Kopf die Rotfärbung an.
Verbreitung
Der Truthahngeier lebt in Süd-, Mittel- und Nordamerika und kommt von Feuerland und den Falklandinseln bis etwas nördlich der Südgrenze Kanadas vor. C. a. aura kommt in Mittelamerika, südlich bis Costa Rica, auf den Großen Antillen und im westlichen Nordamerika vor. C. a. septentrionalis lebt in Nordamerika. Beide Unterarten verlassen ihr nördliches Verbreitungsgebiet im Winter und ziehen durch Mittelamerika in den Norden Südamerikas, eventuell bis Paraguay.
Von den beiden südamerikanischen Unterarten kommt C. a. jota ab dem südlichen Ecuador an der Pazifikküste vor. Außerdem lebt er im Gebiet der Anden, in Patagonien und auf den Falklandinseln. C. a. ruficollis lebt im Tiefland des restlichen Südamerika, auf Trinidad und in Panama und dem Süden Costa Ricas. Sie kommen sowohl in offenem Gelände als auch in Wäldern sowie in Wüsten vor. In Gebirgen gehen sie bis in Höhen von 4300 Metern.
Ernährung
Truthahngeier suchen einzeln oder in kleinen Gruppen gleitend oder schaukelnd kreisend, mit V-förmiger Flügelstellung nach Kadavern. Sie töten weniger Kleintiere als Rabengeier und sind mehr auf Aas angewiesen. Das Aas spüren sie mit ihrem gut entwickelten Geruchssinn auf. Kadaver, die mehrere Tage alt sind, werden ignoriert, möglicherweise um die Aufnahme von Leichengiften zu vermeiden. Oft sind sie an einem frischen Kadaver die ersten Geier, werden allerdings von Rabengeiern und von Großen Gelbkopfgeiern dominiert und ziehen sich zurück, wenn diese fressen. Später fressen sie die von diesen zurückgelassenen Reste.
In vom Menschen besiedelten Gebieten fressen sie oft totgefahrene Tiere auf den Straßen. Diese Nahrungsquelle hat es den Vögeln vermutlich ermöglicht, ihr Verbreitungsgebiet nach Norden auszudehnen.
Fortpflanzung
Die Fortpflanzungsbiologie nordamerikanischer Truthahngeier ist gut untersucht, aber in tropischen Regionen nur wenig beobachtet worden. Die Eier werden in Florida im März abgelegt, im übrigen Nordamerika von Mai bis Juni, in Kuba von Dezember bis März und in Panama von Februar bis April. Ein Nest wird nicht gebaut, sondern die zwei Eier werden direkt auf den Boden in Höhlen, auf Klippenvorsprünge oder zwischen Felsen gelegt und anschließend 38 bis 41 Tage bebrütet. Die zunächst weiß bedunten Jungen verlassen das Nest nach 70 bis 80 Tagen.
Truthahngeier und Menschen
Auf Feuerland wurden die dort häufig vorkommenden Truthahngeier lange intensiv bejagt, da man ihnen nachsagte, vor allem Lämmer zu töten. 1917 zahlte man auf diesen Inseln noch vier Pence für jeden abgelieferten Truthahngeierschnabel. Nach wie vor wird der Truthahngeier auf den Falklandinseln gemäß den Wild Animals & Birds Protection Ordinance aus dem Jahre 1964 als Schädling eingeordnet, der während des gesamten Jahres über bejagt werden darf. Die Einstellung gegenüber dieser Geierart ändert sich jedoch allmählich, und die Intensität, mit der diese Geierart gejagt wurde, hat nachgelassen. Truthahngeier ernähren sich auf den Falklandinseln zu einem großen Teil von den Schafen, die dort jährlich gegen Ende des Sommers getötet werden.[2]
Der gute Geruchssinn der Tiere macht sie als Spürvögel für polizeiliche Zwecke interessant. Im Juli 2010 begann das Landeskriminalamt Niedersachsen mit der testweisen Abrichtung in Kärnten gezüchteter Truthahngeier zur Suche nach Leichen.[3][4]
Belege
Literatur
- Ferguson-Lees & Christie: Die Greifvögel der Welt. Deutsch von Volker und Jochen Dierschke. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-440-11509-1.
- Josep del Hoyo et al.: Handbook of the Birds of the World. Band 2: New World Vultures to Guinea Fowl. Lynx Edicions, Barcelona 1994, ISBN 84-87334-15-6.
- Robin und Anne Woods: Atlas of Breeding Birds of the Falkland Islands. Anthony Nelson, Shorpshire 1997, ISBN 0-904614-60-3.
Weblinks
- The Turkey Vulture Society
- The USGS page on Turkey Vultures
- Cathartes aura in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: BirdLife International, 2008. Abgerufen am 31. Januar 2009.
- Videos, Fotos und Tonaufnahmen zu Cathartes aura in der Internet Bird Collection
Einzelnachweise
- ↑ Hadoram Shirihai: A Complete Guide to Antarctic Wildlife - The Birds and Marine Mammals of the Antarctic Continent and Southern Ocean. Alula Press, Degerby 2002, ISBN 951-98947-0-5, S. 249.
- ↑ Wood, S. 100 und S. 101
- ↑ Deutsche Polizei setzt Truthahngeier aus Kärnten ein. In: derStandard.at. 14. Juli 2010, abgerufen am 9. Dezember 2017.
- ↑ http://www.ftd.de/wissen/mensch/:spuernasen-am-himmel-polizei-testet-geier-fuer-leichensuche/50144415.html (Memento vom 16. Juli 2010 im Internet Archive)