Deutsches Studienzentrum in Venedig

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Tafel neben dem Eingang
Palazzo Barbarigo della Terrazza, Venedig, Italien, Fotograf Francesco Vitturi, Technifoto

Das Deutsche Studienzentrum in Venedig (Centro Tedesco di Studi Veneziani) ist eine 1972 eingerichtete interdisziplinäre Institution, die wissenschaftliche und künstlerische Arbeiten und Projekte zu Geschichte und Kultur Venedigs und der ehemals venezianischen Gebiete fördert und im Palazzo Barbarigo della Terrazza am Canal Grande beherbergt ist.

Geschichte

Gründungsmitglieder des Trägervereins Deutsches Studienzentrum in Venedig e. V. waren der Byzantinist Hans-Georg Beck, der zugleich dessen erster Vorsitzender war (1970–1983), der Biochemiker Adolf Butenandt in seiner Funktion als Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, der Rechtswissenschaftler Helmut Coing als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Fritz Thyssen Stiftung, der Wirtschaftsjurist Alexander Kreuter, der Forstwissenschaftler Julius Speer als Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Erich Steingräber.

Nachfolgende Vorsitzende des Vereins waren der Rechtshistoriker Dieter Nörr (1983–1997), der Historiker Johannes Fried (1998–2005), der Historiker Bernd Roeck (interimistisch 2005), der Medizin- und Kunsthistoriker Klaus Bergdolt (2005–2013), der Historiker Michael Matheus (seit 2013–2021).

Seit 2021 ist der Rechtshistoriker Albrecht Cordes Vorsitzender des Deutschen Studienzentrums in Venedig.

Zweite Vorsitzende ist die Romanistin Barbara Kuhn (seit 2021).

Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats des Studienzentrums waren und sind: der Byzantinist Peter Schreiner (2005–2009), die Musikwissenschaftlerin Helen Geyer (2009–2013), der Kunsthistoriker Hans Aurenhammer (2013–2017), die Romanistin Barbara Kuhn (2017–2021).

Seit 2021 ist der Osmanist und historische Südosteuropaforscher Markus Koller Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats.

Direktoren

Die Direktoren des Studienzentrums werden in der Regel jeweils auf fünf Jahre bestimmt.[1]

Finanzierung

Die Finanzierung lag früher beim Bundesinnenministerium, heute wird sie hauptsächlich vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gewährleistet.[2] Weitere Förderer des Zentrums sind die Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung,[3] die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG),[4] die Gerda Henkel Stiftung,[5] und der Verein der Freunde und Förderer des Deutschen Studienzentrums in Venedig e.V. mit seinen etwa 250 Mitgliedern.[6]

2002 wurde in München der Verein der Freunde und Förderer des Deutschen Studienzentrums in Venedig e.V. gegründet. Sein Zweck ist die ideelle und finanzielle Förderung des Studienzentrums. Dies geschieht etwa durch Unterstützung der Bibliothek, Verbesserung der technischen Ausstattung oder Erhalt der Inneneinrichtung der beiden Etagen des Palasts, in denen das Zentrum untergebracht ist.

Blick von der Terrasse ostwärts Richtung Canal Grande, Fotograf Moritz Gagern

Forschung und Stipendien

Der Forschungsschwerpunkt der Jahre 2011 bis 2013 wurde unter dem Arbeitstitel Der Terrassenblick – Deutsche Perspektiven auf Venedig entwickelt. Die kulturwissenschaftliche Erforschung Venedigs aus deutscher Perspektive soll als Einladung zum Dialog verstanden und durch Themen, die einen wissenschaftlichen wie künstlerischen Zugang nahelegen, erleichtert werden: 2011 zum Thema „Polifonie veneziane – venezianische Vielstimmigkeiten“, 2012 zum Thema „spazi veneziani – venezianische Räume“, 2013 zum Thema „Ponti. Venezia tra passato, presente e futuro – Brücken. Venedig zwischen gestern, heute und morgen“.[7][8]

Romedio Schmitz-Esser initiierte für die Jahre 2014 bis 2017 den Forschungsschwerpunkt „kinesis – Stadt und Bewegung“, der sich mit der Rolle Venedigs im Rahmen der Globalgeschichte auseinandersetzt.[9]

Stipendiaten in der Bibliothek, Fotograf: Frank Neubauer

Das Zentrum verfügt über eine Präsenzbibliothek von mehr als 13.000 Bänden und eine reiche Sonderdrucksammlung.[10] Am Deutschen Studienzentrum werden internationale Kongresse und interdisziplinäre Studienkurse sowie Vorträge und kulturelle Veranstaltungen durchgeführt.

Das Studienzentrum vergibt Stipendien an jüngere Wissenschaftler, deren Forschungsprojekte sich auf Venedig beziehen, bevorzugt für Projekte in den Bereichen Byzantinistik, Kunst- und Architekturgeschichte, Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, Musikwissenschaft, Literatur- und Sprachwissenschaft, Jüdische Studien, Geschichte des Mittelalters, der Neuzeit, der Zeitgeschichte sowie der Rechts- und Wirtschaftsgeschichte.[11] Künstlern, deren Arbeitsprojekte Bezüge zu Venedig aufweisen, werden ebenfalls Stipendien angeboten.[12]

Wissenschaftliche Buchreihen

  • Studi[13]
  • Venetiana[14]
  • Ricerche[15] (2010 eingestellt)
  • Quaderni[16] (2002 eingestellt)

Literatur

  • Deutsches Studienzentrum in Venedig. 40 Jahre Wissenschaft und Kunstförderung, herausgegeben von Klaus Bergdolt für das Deutsche Studienzentrum, Venedig 2012.
  • Venezianische Bilder, herausgegeben vom Verein Deutsches Studienzentrum in Venedig e.V., der Studienstiftung des deutschen Volkes (federführend) und dem Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und Medien, Moeker – Merkur, Köln 1999.
  • Romedio Schmitz-Esser: Warum man sich in eine norditalienische Stadt im Meer begeben sollte, oder: Das Deutsche Studienzentrum in Venedig, in: Romanische Studien 2 (2015) 365–368.
  • Bodo Guthmüller: Das deutsche Studienzentrum in Venedig, in: Zibaldone 27 (1999) 135–139.
  • Lara Meroni: Il Centro Tedesco di Studi Veneziani. Mediatore tra artisti e città lagunare, tesi di laurea, Venedig 2014. (online, PDF)

Weblinks

Anmerkungen

Koordinaten: 45° 26′ 10″ N, 12° 19′ 45,8″ O