Cesare Baronio

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Cesare Baronius)
Kardinal Caesar Baronius

Cesare Baronio (lat. Caesar Baronius) (* 30. August 1538 in Sora, Königreich Neapel; † 30. Juni 1607 in Rom) war ein italienischer Kardinal und Kirchenhistoriker.

Leben

Baronius war ab 1557[1] einer der ersten Schüler des heiligen Philipp Neri und Mitglied der von diesem gestifteten Kongregation des Oratoriums, dessen Praepositus er im Jahr 1593 wurde. Bis zum Jahr 1583 hatte er auch großen Anteil an der Zusammenstellung der Märtyrer und Heiligen des Martyrologium Romanum.

Nach langen Quellenstudien konnte Baronius im Jahr 1588 beginnen, sein Hauptwerk, die Annales ecclesiastici a Christo nato ad annum 1198, in Rom zu veröffentlichen. In seinem Todesjahr (1607) erschien der letzte der zwölf Bände dieses großen kirchengeschichtlichen Werkes. Trotz zahlreicher Irrtümer bleibt diese Kirchengeschichte, allein durch die Menge der mitgeteilten Urkunden, noch immer eine Fundgrube kirchenhistorischen Wissens.

Die Leistung verschaffte Baronius die Würden eines päpstlichen Beichtvaters, apostolischen Protonotars, Kardinals (1596) und Bibliothekars der römischen Kirche.

Bei der Papstwahl im März 1605 erreichte Baronius die einfache Stimmenmehrheit, weigerte sich jedoch hartnäckig, das Amt anzunehmen mit dem Argument, er sei unwürdig, sodass schließlich Alessandro Ottaviano de’Medici gewählt wurde.[2] Nach anderen Quellen scheiterte seine Wahl am Widerstand der spanischen Partei unter den Papstwählern.[1] Er nahm nach dem frühen Tod des Medici-Papstes Leo XI. auch am zweiten Konklave des Jahres 1605 teil.

Im Alter von 69 Jahren starb Cesare Baronio am 30. Juni 1607. Im Januar 2008 wurde im Auftrag von Papst Benedikt XVI. der Seligsprechungsprozess für Cesare Baronio wiederaufgenommen.[1]

Nachwirkung

In den Jahren zwischen 1646 und 1676 verfasste der Oratorianer Odoricus Raynaldus (1595–1671) eine Fortsetzung (in neun Bänden) der Annalen bis zum Jahr 1565. Augustin Theiner führte sie mit den Jahren von 1572 bis 1585 weiter. Zwischen 1864 und 1883 überarbeitete Theiner die Annalen komplett und gab sie in 37 Bänden heraus.

Werke (Auswahl)

Titelblatt der Annales ecclesiastici

Literatur

  • Friedrich Wilhelm BautzBaronius, Cäsar. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 379.
  • Giuseppe Antonio Guazzelli: Cesare Baronio Or. In: Stefan Heid, Martin Dennert (Hrsg.): Personenlexikon zur Christlichen Archäologie. Forscher und Persönlichkeiten vom 16. bis zum 21. Jahrhundert. Band 1: A – J. Schnell & Steiner, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7954-2620-0, S. 120–122.
  • Hubert Jedin: Kardinal Caesar Baronius. Der Anfang der katholischen Kirchengeschichtsschreibung im 16. Jahrhundert. Aschendorff, Münster 1978, ISBN 3-402-03327-5.
  • Filip Malesevic: Kardinal Cesare Baronio und das Kurienzeremoniell des posttridentinischen Papsttums. de Gruyter, Berlin u. a. 2021, ISBN 9783110739640.
  • Angelo Roncalli: Il cardinale Cesare Baronio. Nel terzo centenario della sua morte. In: Scuola Cattolica. 4. Ser., Bd. 13, 1908, ZDB-ID 300825-3, S. 3–29 (Sonderabdruck: Artigianelli, Monza 1908).
  • Angelo Roncalli: Il cardinale Cesare Baronio. Conferenza tenuta il 4 Dicembre 1907 nel Seminario di Bergamo ricorrendo il terzo Centenario dalla Morte. Edizioni di Storia e Letteratura, Rom 1961.
  • Domenico Sarra: Vita del venerabile cardinale Cesare Baronio. Gambetta, Rom 1862.
  • Bernhard Schimmelpfennig: Das Papsttum. Grundzüge seiner Geschichte von der Antike bis zur Renaissance (= Grundzüge. Bd. 56). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1984, ISBN 3-534-08355-5, S. 124–126.
  • Stefano Zen: Baronio storico. Controriforma e crisi del metodo umanistico. Neapel 1994, La Scuola di Pitagora, 2013.

Weblinks

Commons: Cesare Baronio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Baronio, Orat., Cesare. In: Salvador Miranda: The Cardinals of the Holy Roman Church. (Website der Florida International University, englisch), abgerufen am 25. Juli 2016.
  2. Vaticanhistory.de, 29. November 2015