Behaarter Kälberkropf

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Behaarter Kälberkropf

Behaarter Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum)

Systematik
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Tribus: Scandiceae
Gattung: Kälberkröpfe (Chaerophyllum)
Art: Behaarter Kälberkropf
Wissenschaftlicher Name
Chaerophyllum hirsutum
L.

Der Behaarte Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum), auch Rauhaariger Kälberkropf,[1] Wimper-Kälberkropf oder Bach-Kälberkropf[2] genannt, ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae).

Beschreibung

Ausschnitt eines Fruchtstandes mit unreifen Doppelachänen und Hüllchenblättern

Erscheinungsbild und Blatt

Der Behaarte Kälberkropf ist eine ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 20 bis 120 Zentimetern. Sie besitzt eine walzliche, gegliederte oder etwas kriechende Grundachse. Der Stängel ist rund, glatt oder etwas gerillt, abstehend behaart und oben verzweigt.

Die Laubblätter sind im Umriss breit-dreieckig, dreizählig, im Vergleich zum Gold-Kälberkropf flächig, dunkelgrün, borstig-flaumig behaart, bisweilen aber auch ganz kahl. Die unteren Laubblätter und die Grundblätter sind lang gestielt, die oberen Stängelblätter sitzen oft auf der Scheide.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli. Der doppeldoldige Blütenstand ist vor dem Aufblühen überhängend und 10- bis 20-strahlig. Die Hülle fehlt oder besteht aus ein bis zwei hinfälligen Hüllblättern. Die Hüllchenblätter sind lanzettlich zugespitzt, breit weißhautrandig, bewimpert und ungleich geformt.

Die Blüten sind zwittrig. Die Kronblätter sind verkehrt-herzförmig, etwas ausgerandet, am Rand deutlich bewimpert und weiß oder rosa gefärbt.

Die bei Reife gelb- bis dunkelbraune Frucht ist linealisch, nach oben verjüngt und 6 bis 13 Millimeter lang.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[3]

Ähnliche Arten

Der Behaarte Kälberkropf ist leicht mit dem Alpen-Kälberkropf (Chaerophyllum villarsii W.D.J. Koch) zu verwechseln. Er hat aber dreizählige Grundblätter, bei denen die beiden Grundfiedern fast so groß sind wie die Endfieder. Der Alpen-Kälberkropf hat dagegen Grundblätter, die mehr als dreizählig gefiedert sind und bei denen die beiden Grundfiedern kleiner sind als die restliche Endfieder.[3]

Ökologie

Beim Behaarten Kälberkropf handelt es sich um einen Hemikryptophyten. Die vegetative Vermehrung erfolgt durch Rhizome, die zu einer ausgeprägten Polykormbildung führen können.

Blüten weisen einen unangenehmem Geruch nach Aminen. Die proterandrischen Blüten werden deshalb häufig von Käfern und Fliegen aufgesucht.

Neben der Klettausbreitung spielt die Verschwemmung der Samen eine Rolle bei der Ausbreitung.

Vorkommen

Chaerophyllum hirsutum (Herbarbeleg)

Chaerophyllum hirsutum kommt in den gebirgigen Gebieten von Europa, in den Alpen, den zentraleuropäischen Mittelgebirgen, den Pyrenäen, Apenninen, dem Balkan und den Karpaten vor. Er kommt ursprünglich vor in den Ländern Spanien, Andorra, Frankreich, Deutschland, Schweiz, Österreich, Liechtenstein, Tschechien, Polen, Ungarn, Italien, Slowenien, Serbien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Albanien, Mazedonien, Griechenland, Rumänien, Bulgarien, Slowakei und Ukraine.[4] In Großbritannien und in Dänemark ist er ein Neophyt.[4] In Mitteleuropa kommt der Behaarte Kälberkropf zerstreut bis selten vor.

In Österreich ist er sehr häufig zu finden; dagegen fehlt er in Wien[2]. In der Schweiz ist er häufig zu finden. Chaerophyllum hirsutum kommt in Deutschland nur im Süden und Südosten des Gebiets häufiger vor. In den Bachtälern der Bergwälder ist er etwa vom Westerwald, über Rhön, Harz, Thüringen, Sachsen (Erzgebirge) bis in die Alpen verbreitet.

Der Behaarte Kälberkropf besiedelt Feuchtwiesen, Wiesen- und Bachsäume, Ufer sowie Grünlandbrachen, in der subalpinen Höhenstufe auch Hochstaudenfluren und verwandte Gesellschaften. Luftfeuchte, lichte oder nur mäßig beschattete Standorte werden bevorzugt. Der Behaarte Kälberkropf kommt oft im Chaerophyllo-Ranunculetum aconitifolii (Calthion-Verband) vor, aber auch in Gesellschaften der Verbände Filipendulion, Aegopodion oder Alno-Ulmion.[3]

In den Allgäuer Alpen steigt der Behaarte Kälberkropf bis zu 1900 Meter an der Höfats auf[5].

Systematik

Chaerophyllum hirsutum wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, Band 1, Seite 258, erstveröffentlicht[6].[7] Synonyme für Chaerophyllum hirsutum L. sind Bellia hirsuta (L.) Bubani, Chaerophyllum cicutarium Vill., Chaerophyllum pallescens C.Presl ex DC., Chaerophyllum palustre Lam. und Chaerophyllum umbrosum Jord.

Trivialnamen

Für den Behaarten Kälberkropf bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Bergkörbel (Schweiz), Bergschierling, Groswedendank und Rosskümmel (Bern, Memmingen).[8]

Quellen

Literatur

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.

Einzelnachweise

  1. Chaerophyllum hirsutum L. s. str., Rauhaariger Kälberkropf (i. e. S.). FloraWeb.de
  2. a b Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 837.
  3. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 701.
  4. a b R. Hand (2011): Apiaceae. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Chaerophyllum
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 264.
  6. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1. Stockholm 1753, S. 258 (Online – Erstveröffentlichung von Chaerophyllum hirsutum eingescannt bei Biodiversity Heritage Library).
  7. Chaerophyllum hirsutum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 1. Januar 2016.
  8. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 89. (online).

Weblinks

Commons: Behaarter Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien