Chortolirion angolense

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Chortolirion angolense
Systematik
Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Grasbaumgewächse (Xanthorrhoeaceae)
Unterfamilie: Affodillgewächse (Asphodeloideae)
Gattung: Chortolirion
Art: Chortolirion angolense
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Chortolirion
A.Berger
Wissenschaftlicher Name der Art
Chortolirion angolense
(Baker) A.Berger

Chortolirion angolense ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Gattung Chortolirion aus der Unterfamilie der Affodillgewächse (Asphodeloideae). Der botanischen Name der Gattung leitet sich von den griechischen Worten chortos für ‚Weideplatz‘ sowie lirion für ‚Lilie‘ ab und verweist auf die Verbreitung in Grasland.[1] Das Artepitheton angolense verweist auf das Vorkommen der Art in Angola.[2]

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Chortolirion angolense ist eine krautige, stammlose, ausdauernde Pflanze. Die Laubblätter entspringen einem kurzen, unterirdischen Stummel. Ihre Wurzeln sind spindelförmig und fleischig. Die eiförmig-längliche Zwiebel besteht aus leicht fleischigen Blattbasen. Sie ist 3 bis 4 Zentimeter lang und 2 Zentimeter breit.[3]

Die leicht sukkulenten Laubblätter bilden Rosetten, sind grasartig, schlaff und in der Regel ein- oder zweimal verdreht. Sie sind hellgrün, etwa 15 Zentimeter lang und weisen Durchmesser von etwa 2 Millimeter auf. Die Blattränder sind gezähnelt. Die obersten 5 bis 10 Millimeter an den Spitzen der Laubblätter sind häufig trocken.[3]

Blütenstände und Blüten

Der Blütenstand ist eine einfache, etwa 36 Zentimeter lange Rispe. Die unteren sterilen Teile sind mit Brakteen besetzt. Die Blüten sind aufrecht und zygomorph. Die grünlichen, bräunlichen oder rosarötliche weißen Tepalen weisen eine grünlichen Kiel auf. An ihrer Basis sind sie stumpf gerundet. Die Knospe ist zurückgebogen und hat ein rosarötliche Spitze. Die kurzen Blütenstiele sind aufrecht und ausdauernd. Die Blütenröhre weist eine Länge von 14 Millimeter auf und misst etwa 2 Millimeter im Durchmesser. Die an ihrer Basis verwachsenen Tepalen kleben auf zwei Dritteln ihrer Länge nah zusammen. Die sechs Staubblätter setzen an der Basis der Perigonröhre an und sind etwa 7 Millimeter lang. Ihre weißen Staubfäden laufen zur Spitze hin spitz zu. Die gelben, dorsifixen Staubbeutel reißen längs auf und sind intrors. Der grüne, sitzende Fruchtknoten ist 3 Millimeter lang und weist einen Durchmesser von 2 Millimeter auf. Der 4 Millimeter lange Griffel ist weiß, gerade und kopfig.[3]

Früchte und Samen

Die Früchte sind zylindrische, dreifächrige, lokulizide Kapselfrüchte, deren Spitze zugespitzt ist. Sie sind etwa 15 Millimeter lang und erreichen Durchmesser von 5 bis 6 Millimeter. Die Kapselfrüchte enthalten kantige, dunkelbraune bis schwarze, kurz geflügelte Samen von etwa 3 Millimeter Länge.[3]

Systematik und Verbreitung

Chortolirion angolense ist im Süden von Angola, in Simbabwe, Namibia, Botswana, Südafrika und Lesotho im Landesinneren über dem Great Escarpment in lockerem bis dichtem Grasland in Höhenlagen von bis zu 2000 Metern verbreitet.

Die Erstbeschreibung als Haworthia angolensis durch John Gilbert Baker wurde 1878 veröffentlicht.[4] Alwin Berger stellte 1908 für diese und drei weitere Haworthia-Arten die Gattung Chortolirion auf.[5]

Die deutlichen morphologischen Unterschiede gegenüber der Gattung Haworthia beziehen sich vor allen Dingen auf den unterirdischen, zwiebelartigen Wurzelstock sowie die verjüngt-zugespitzten Kapselfrüchte. Chortolirion angolense ist zudem die einzige haworthiaähnliche Art, deren Laubblätter einziehen und nach einem Feuer oder einer Frostperiode bis zu Erdoberfläche zurücksterben.

Synonyme sind Haworthia tenuifolia Engler (1888), Chortolirion tenuifolium (Engler) A.Berger (1908), Haworthia stenophylla Engler (1891), Chortolirion stenophyllum (Engler) A.Berger (1908), Haworthia saundersiae. Baker (1891, nom. nud.), Haworthia subspicata Baker (1904), Chortolirion subspicatum (Baker) A.Berger (1908) und Chortolirion bergerianum Dinter (1914).

× Gastrolirion orpetii E.Walther (1933, nom. inval.) ist ein Hybride zwischen einer Gasteria-Art und Chortolirion tenuifolium. Hybriden zwischen Aloe und Chortolirion werden ×Alolirion G.D.Rowley genannt.

Botanische Geschichte

Gideon Francois Smith untersuchte 1991 die taxonomische Geschichte der Gattung.[6] Gemeinsam mit Abraham Erasmus van Wyk zeigte er, dass die Abtrennung von der Gattung Haworthia gerechtfertigt ist.[7] 1995 verwies Smith die bis zu diesem Zeitpunkt beschriebenen Arten in die Synonymie von Chortolirion angolense.[8]

2007 sprach sich Georg P. J. Fritz für die Wiederanerkennung von Chortolirion tenuifolium als eigenständige Art aus.[9] Gemeinsam mit Bernardus Joannes Maria Zonneveld beschrieb er 2010 die neue Art Chortolirion latifolium.[10] Als wichtiges Argument für die Unterscheidung dreier Arten führt Fritz den Zeitpunkt der Blüte an. Chortolirion angolense blüht im Frühjahr, Chortolirion latifolium im Sommer und Chortolirion tenuifolium im Herbst.[11]

Aufgrund neuerer phylogenetischer Untersuchungen schlugen Olwen Megan Grace und Mitarbeiter Anfang 2013 vor die drei Arten als Aloe welwitschii Klopper & Gideon F.Sm. (Syn: Chortolirion angolense), Aloe barendii Klopper & Gideon F.Sm. (Syn: Chortolirion tenuifolium) und Aloe jeppeae Klopper & Gideon F.Sm. (Syn: Chortolirion latifolium) in die Gattung Aloe zu stellen.[12]

Nachweise

Literatur

  • Gideon Francois Smith: Chortolirion. In: Urs Eggli (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon. Einkeimblättrige Pflanzen (Monocotyledonen). Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3662-7, S. 196–197.

Einzelnachweise

  1. Urs Eggli, Leonard E. Newton: Etymological Dictionary of Succulent Plant Names. Springer, Berlin/Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-05597-3, S. 46.
  2. Urs Eggli, Leonard E. Newton: Etymological Dictionary of Succulent Plant Names. Springer, Berlin/Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-05597-3, S. 10.
  3. a b c d Urs Eggli (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon. Einkeimblättrige Pflanzen (Monocotyledonen). S. 196–197.
  4. John Gilbert Baker: Report on the Liliaceæ, Iridaceæ, Hypoxidaceæ, and Hæmodoraceæ of Welwitsch's Angolan Herbarium. In: Transactions of the Linnean Society of London. Botany. Band 1, Nummer 5, London 1878, S. 263 (online).
  5. Alwin Berger: Liliaceae-Asphodeloideae-Aloineae. In: Adolf Engler (Hrsg.): Das Pflanzenreich. Regni vegetablilis conspectus. Heft 33, Wilhelm Engelmann, Leipzig 1908, S. 72–74 (online).
  6. Gideon F. Smith: Historical review of the taxonomy of Chortolirion Berger (Asphodelaceae: Alooideae). In: Aloe. Band 28, Nummer 3–4, 1991, S. 90–94.
  7. Gideon F. Smith, Abraham E. van Wyk: The Generic Status of Chortolirion (Aloaceae): Evidence from Leaf Anatomy. In: Kew Bulletin. Band 48, Nummer 1, 1993, S. 105–113 (JSTOR 4115752).
  8. Gideon F. Smith: FSA Contributions 2: Asphodelaceae/Aloaceae, 1029010 Chortolirion. In: Bothalia. Band 25, 1995, S. 31–33. (PDF)
  9. Georg P. J. Fritz: Two distinctive forms of Chortolirion angolense (Baker) A.Berger from Heidelberg, Gauteng. In: Aloe. Band 44, Nummer 1, 2007, S. 10–13.
  10. Bernardus J. M Zonneveld, Georg P. J. Fritz: Three species accepted in Chortolirion Berger (Xanthorrhoeaceae: Asphodeloideae). In: Bradleya. Band 28, 2010, S. 27–36.
  11. Georg P. J. Fritz: Review of the three species accepted in Chortolirion A.Berger (Xanthorrhoeaceae: Asphodeloideae). In: Aloe. Band 49, Nummer 1, 2012, S. 4–10 (PDF).
  12. Olwen Megan Grace, Ronell R. Klopper, Gideon F. Smith, Neil R. Crouch, Estrela Figueiredo, Nina Ronsted, Abraham E. van Wyk: A revised generic classification for Aloe (Xanthorrhoeaceae subfam. Asphodeloideae). In: Phytotaxa. Band 76, Nummer 1, 2013, S. 7–14 (doi:10.11646/phytotaxa.76.1.1).

Weblinks