Clara von Ruckteschell-Truëb

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Clara von Ruckteschell-Truëb auf einer Porträtaufnahme aus dem Jahr 1910 von Wanda Debschitz-Kunowski
Clara von Ruckteschell-Truëb aufgenommen von Wanda von Debschitz-Kunowski (ca. 1910)

Clara von Ruckteschell-Truëb, geboren als Clara Truëb, auch Clary von Ruckteschell-Truëb genannt, (* 7. Januar 1882 in Basel; † 24. November 1969 in Geisenbrunn) war eine Schweizer Kunsthandwerkerin und Bildhauerin. Sie war verheiratet mit Walter von Ruckteschell mit dem ihr 1914 als erster Frau nachweislich der Aufstieg auf den Kilimandscharo gelang.

Lebenslauf

Clara von Ruckteschell-Truëb wurde in Basel geboren. Zusammen mit ihrer Schwester Margret kam sie 1904 nach München. Sie studierte an der Münchner Debschitz-Schule und arbeitete als Keramikerin und Bildhauerin. An der Debschitz-Schule lernte sie auch ihren Mann Walter von Ruckteschell kennen, das Paar heiratete 1911.

Im November 1913 reiste das Ehepaar mit dem Schweizer Maler Carl von Salis, einem Studienfreund der Ruckteschells aus München, in die deutsche Kolonie Deutsch-Ostafrika. Ruckteschell-Truëb fertigte hier überwiegend Plastiken an. Das Paar hatte ein Atelier in Moshi. Zusammen mit Salis bestieg das Ehepaar Ruckteschell am 13. Februar 1914 den Kibo-Gipfel des Kilimandscharo. Dies war erst die 4. Gipfelbesteigung des Kibo. Ruckteschell und Salis erreichten den Gipfel des Kibo an der damaligen Kaiser-Wilhelm-Spitze. Clara von Ruckteschell-Truëb erreichte den Kraterrand am heutigen Gillmans Point und war damit die erste Frau, die den Kilimandscharo erfolgreich bestieg.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich ihr Mann freiwillig zur Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika und nahm an den Kämpfen in der Kolonie bis 1918 teil. Am Ende des Krieges kehrte das Paar nach Deutschland zurück.

In den 1920er Jahren lebte das Ehepaar Ruckteschell in Dachau, wo beide Ehepartner künstlerisch als Maler, Bildhauer und mit Holz- und Keramikarbeiten tätig waren. Sie waren mit dem Ethnologen Leo Frobenius befreundet, der 1924 auf einer Feier im Hause von Ruckteschell seinen späteren Assistenten Hans Rhotert kennenlernte.

Ruckteschell-Truëb war Mitglied der von ihrem Mann 1927 gegründeten Künstlervereinigung Dachau. 1928 gründete sie in Dachau eine eigene Keramikwerkstatt. Sie fertigte hier vor allem Vasen, Kannen und weiteres Gebrauchsgeschirr an, die Abnehmer in aller Welt fanden und bis heute auf Auktionen gehandelt werden. Die formale Gestaltung der einzelnen Teile lässt Einflüsse des Bauhauses erkennen. Stücke ihres Werks gehören zum Bestand des Germanischen Nationalmuseums. Das Künstlerlexikon Thieme-Becker verzeichnet weiterhin Kolossalbüsten, aber auch Kleinplastiken aus ihrer Hand. 1933 zog das Ehepaar wieder nach München. 1938 war sie auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München vertreten und stellte dort eine goldene Plakette „General Ritter von Epp“ aus.[1]

Nach dem Tod ihres Mannes am 27. Juli 1941 und ihres Sohnes Roland am 9. Juni 1942 – beide fielen als Soldaten im 2. Weltkrieg – lebte Clara von Ruckteschell-Truëb mehrere Jahre lang in völliger Einsamkeit im Dorf Carona bei Lugano in der Schweiz. Später war sie wieder in der Dachauer Künstlervereinigung aktiv.

Am 24. November 1969 starb sie im Hause ihrer Tochter Ruth in Geisenbrunn bei München.

Literatur

  • Ottilie Thiemann-Stoedtner: Walter und Clary Ruckteschell – Zum 90. Geburtstag des Dachauer Künstlerehepaares. 1972. Link

Weblinks

  • Stichwort: Clary von Ruckteschell auf der Homepage: Mount-Kilimanjaro-Wiki Link. Abgerufen am 7. Mai 2021.
  • Objekte Ruckteschell-Truëbs im Objektkatalog des Germanischen Nationalmuseums mit kurzer Biographie Link. Abgerufen am 7. Mai 2021.
  • Silvia Glaser: Keramiken von Clara von Ruckteschell-Truëb. Publikation: KulturGut : aus der Forschung des Germanischen Nationalmuseums. Ausgabe Nr. 25 (2010). Seite 14. Link.
  • Literatur von und über Clara von Ruckteschell-Truëb in der bibliografischen Datenbank WorldCat

Einzelnachweise