Münzstätte Colditz

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Aus einer Münzstätte Colditz (Kolditz) sind Brakteaten der Burggrafschaft Colditz aus dem 13. Jahrhundert bekannt.[1]

Kurfürst Friedrich II., der Sanftmütige (1428–1464) errichtete 1456[2] seiner Gemahlin Margaretha, Tochter des Erzherzogs Ernst I. von Österreich, als Ausgleich für das ihr zustehende hohe Leibgedinge eine eigene Münzstätte in Colditz. Im Jahr 1463 erhielt die Kurfürstin vom Kaiser Friedrich III. das Münzrecht in Colditz bis zu ihrem Lebensende.

Geschichte

Brakteatenzeit

Als das Gebiet zwischen Mulde und Elster 1158 durch Kaiser Friedrich I. unter die Oberhoheit des römisch-deutschen Reiches gestellt wurde, zählte das bisher unfreie Geschlecht derer von Colditz zu den Reichsministerialen. Bereits aus dem 13. Jahrhundert ist eine herrschaftliche Colditzer Münze bekannt, in der einseitige Pfennige (Brakteaten) geschlagen wurden. Der urkundliche Nachweis einer Münzstätte der Herren von Colditz ist mit einem Schreiben Kaiser Ludwigs des Bayern vom 29. März 1318 an die Brüder Heinrich und Timo von Colditz erbracht. Darin werden die Herren von Colditz als Besitzer der Colditzer Münze erneut bestätigt. Die kaiserliche Bestätigung ihrer Privilegien sollte die Selbständigkeit der Herrschaft inmitten des meißnischen Landes erhalten. Sie betrieben wahrscheinlich bereits vorher am Ulrichsberg nahe Pegau Silberbergbau.[3]

Groschenzeit

Kurfürst Ernst, Herzog Albrecht, Herzog Wilhelm III. (1465–1482), Horngroschen 1465, Colditz
Kurfürst Ernst, Herzog Albrecht, Herzog Wilhelm III. mit Kurfürstin Margaretha (1475–1482), Spitzgroschen 1475, Colditz
Grabplatte der Kurfürstin Margaretha von Sachsen in der Schlosskirche Altenburg (Thüringen). Die Kurfürstin war Eigentümerin der Colditzer Münze.

Im Jahr 1404 erwarb der Markgraf von Meißen, Wilhelm I., der Einäugige (1349/79–1407) durch Kauf die bereits an die Wettiner verpfändete Herrschaft Colditz und gliederte sie in die Markgrafschaft Meißen ein.

Kurfürst Friedrich II. errichtete 1456 seiner Gemahlin Margaretha (* um 1416, † 1486), Tochter des Erzherzogs Ernst I. von Österreich und Schwester des Kaisers Friedrich III. (1440–1493), in Colditz eine eigene Münze. Als Ausgleich für das ihr als geborene Erzherzogin von Österreich zugesagte hohe Leibgedinge war ihr der Schlagschatz oder ein bestimmter Anteil an ihm aus der Colditzer Münze zugestanden worden. Herzog Wilhelm III. (1445–1482) von Thüringen, der Bruder des Kurfürsten, stand der Vermünzung in Colditz ablehnend gegenüber, da die großen Mengen der bis 1463 geschlagenen Colditzer Schwertgroschen nur durch besondere Silberlieferungen des Kurfürsten ermöglicht werden konnten und er nicht wie bei den Münzstätten Freiberg und Leipzig an dem fälligen Schlagschatz seinen Anteil hatte. Die ablehnende Haltung Herzog Wilhelms gegenüber der Kurfürstin Margaretha mag den Kurfürst veranlasst haben, ein Jahr vor seinem Tod, 1463 beim Kaiser Friedrich III. zu bewirken, dass seine Gattin das Münzrecht in Colditz zugleich im Namen seiner beiden Söhne Ernst und Albrecht bis an ihr Lebensende erhält. Nach dem Ableben des Kurfürsten änderte sich die Einstellung Wilhelms. Er prägte ab 1465 wieder in Gemeinschaft mit seinen Neffen in den Münzstätten Freiberg, Gotha, Leipzig, Wittenberg und Zwickau sowie mit der Kurfürstin Margaretha in Colditz. (Seine Weimarer Landesmünzstätte wurde geschlossen, als er seine Alleinprägungen aufgegeben hatte.)

Die in der Münzstätte der Kurfürstin geschlagenen sächsischen Groschenarten sind Schildgroschen, Schwertgroschen, Neue Schockgroschen oder 6-Hellergroschen, Horngroschen, Spitzgroschen und halbe Spitzgroschen. Außerdem wurden Heller und Pfennige geprägt. Die Groschen mit einem zusätzlichen M am Anfang oder innerhalb der Umschrift werden auch als Margarethengroschen bezeichnet.

Die Namensfolge auf den Margarethengroschen

Auf den frühen 1456 gemünzten gemeinsamen Schildgroschen des Kurfürsten Friedrich II. mit seiner Gemahlin Margaretha erscheint die Kurfürstin als illegale Münzfürstin mit der Namensfolge M (argaretha)•F (riedrich)•, da sie erst im September 1463 vom Kaiser das Münzrecht zugesprochen bekam. Nach erfolgreichem Einspruch des Herzogs Wilhelm III. von Thüringen gegen die Prägungen in Colditz erscheint von 1457 bis 1463 durch die Abänderung der Namensfolge in FM• auf den Colditzer Groschen der Kurfürst nun selbst als Münzherr. Mit dem Münzrecht 1463 begnadet, war dann die Berechtigung der Namensfolge MF• gegeben.[4]

Münzmeister der Münzstätte Colditz

Münzmeister von bis Münzmeisterzeichen
Peter Schwabe 1456 1477 ‡ (Doppelkreuz, trotz gleich langer Querbalken auch als Patriarchalkreuz bezeichnet); auch ohne Mmz.
Augustin Horn und Heinz Martersteck 1477 1481 (?) Kleeblatt und halbe Rose

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500, Berlin 1974.
  • Walther Haupt: Sächsische Münzkunde. Dt. Verl. d. Wiss., Berlin 1974.
  • Heinz Fengler, Gerd Gierow, Willy Unger: transpress Lexikon Numismatik, Berlin 1976.
  • Friedrich von Schrötter, N. Bauer, K. Regling, A. Suhle, R. Vasmer, J. Wilcke: Wörterbuch der Münzkunde, Berlin 1970.
  • Karl Friedrich Wilhelm Erbstein: Numismatische Bruchstücke in Bezug auf sächsische Geschichte, Bände 1–3, S. 41–45, Nachtrag (Margarethengroschen). (Digitalisat)
  • Otto F. Müller: Sammlung Otto Merseburger umfassend Münzen und Medaillen von Sachsen, Verkaufskatalog, Leipzig 1894.
  • Ferdinand Friedensburg: Die Münzen und das Münzwesen der Kurfürstin Margaretha von Sachsen, in Zeitschrift für Numismatik 32 (1930). (Digitalisat (Memento vom 1. Februar 2014 im Internet Archive); PDF; 1,8 MB)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. mcsearch: Burggrafschaft Colditz, Timo II. (etwa 1215 bis etwa 1264), Brakteat um 1250. Auf Bogen sitzender Graf mit Lilienzepter und Doppelreichsapfel.
  2. Gerhard Krug: Die meißnisch-sächsischen Groschen 1338–1500, Berlin 1974, S. 83.
  3. Walther Haupt: Sächsische Münzkunde. Dt. Verl. d. Wiss., Berlin 1974, S. 49.
  4. mcsearch: Darin: Schwertgroschen mit Margaretha als Münzfürstin (1463-1464), Colditz. Sächsischer Kurschild über Blumenkreuz im Vierpass. Gegenseite: Löwe links mit Landsberger Schild. Krug 1205/2 (Namensfolge in der Umschrift MF•).