Conductus
Ein Conductus ist ein Begleitgesang im Discantus-Satz, der neben Organum und Motette zu den wichtigsten Musikgattungen der Musik der Ars Antiqua zählte. Mit einem Conductus wurden Auftritte von handelnden Personen begleitet, zum Beispiel das Herein- oder Herausschreiten geistlicher Würdenträger einer Kirche.
Der Conductus entstand bereits während der St.-Martial-Schule (wo er als versus bezeichnet wurde). Anders als andere Gattungen jener Zeit existierte der Conductus nach der Notre-Dame-Schule als solcher nicht weiter, sondern ging in anderen Musikgattungen auf.[1] Lediglich als Stilmerkmal wurde die Bezeichnung fortgeführt.
Die Texte mit sowohl geistlichem als auch weltlichem Inhalt[2] beruhten auf lateinischen Vorlagen mit ernstem und feierlichen Charakter. Sie hatten die Form mehrstrophiger Gedichte, deren Aufbau bestimmend für die Komposition war.[1] Der Gesang war ein- oder mehrstimmig, allerdings überwog die Zweistimmigkeit.[1] Meist lag dem Gesang ein Tenor zugrunde, die Stimme ist zumeist syllabisch, konnte am Strophenende aber auch melismatisch sein.[1]
Das Wort leitet sich von den lateinischen Worten Con (von lat. cum, mit) und ductus (von ducere, führen oder leiten, Partizip geführt) ab. Mitgeführt ist die wortbezogene Übersetzung: die Musik begleitet die sie beauftragt habende (und von ihr geehrt werden sollende) Person.
Literatur
- Rudolf Flotzinger: Conductus. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3043-0.
- Karl H. Wörner: Geschichte der Musik. 8. neu bearb. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 978-3-525-27811-6.