Sonne (Funknavigationsverfahren)

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Sonne (später Consol) war ein Funknavigationsverfahren, das während des Zweiten Weltkrieges entwickelt wurde. Das System basierte auf einer früheren Entwicklung namens Elektra, das auch als Elektra-Sonnen bezeichnet wurde. Es diente als Navigationshilfe in der Luft- und Seefahrt.

Das für den deutschen Angriffskrieg entwickelte System wurde schon während des Krieges durch die britischen Streitkräfte genutzt und wurde nach dem Krieg weiter betrieben. Das Vereinigte Königreich adaptierte das System als Consol, „bei der Sonne“. Das System wurde für die Fernnavigation unter diesem Namen verwendet und von der ICAO als eines der vorgeschlagenen Fernnavigationssysteme unterstützt. Bis ca. 1970 wurden noch weltweit neue Stationen gebaut. Das System war teilweise noch bis in die 1980er Jahre in Betrieb; der letzte Sender in Norwegen wurde 1991 abgeschaltet.

Geschichte

Die Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) beauftragte die Firma C. Lorenz mit der Entwicklung. Unter Leitung von Ernst Ludwig Kramar entwickelt C. Lorenz das System, das 1940 unter dem Namen „Sonne“ eingeführt wurde. Der Projektname der Nationalsozialisten wurde im Laufe der Zeit in „Consol“ geändert.

Die Consol-Funkfeuer sendeten im Langwellenbereich (300 kHz und 480 kHz) abwechselnd ihre Morsekennung und spezielle Consol-Zeichen, die aus einer Reihe von Punkten und Strichen bestanden. Die Reichweite betrug etwa 1500 km über Land und 3000 km über See. Im Zweiten Weltkrieg wurden die „Sonne“-Stationen von den Alliierten nicht angegriffen, weil sie angeblich auch von ihnen zur Navigation verwendet wurden.

In Spanien wurden ebenfalls Consol-Funkfeuer errichtet und bis etwa 1970 weiter betrieben.[1] Nach 1943 war die Station Lugo nicht mehr im Einflussbereich der Luftwaffe. Nach ihrem Ausfall wurde die Station durch Vermittlung von Sir Edward Fennessy mit Ersatzteilen versorgt und durch die Alliierten weiter betrieben.

Nach dem Krieg wurden noch weitere Stationen, z. B. die in Bushmills (Irland) errichtet und das System auch von weiteren Ländern fortentwickelt. Die Consol-Funkfeuer wurden jedoch in den 70er und 80er Jahren abgeschaltet, oder als Non Directional Beacon weiterbetrieben. Im Februar 1991 wurde der letzte Sender in Norwegen abgeschaltet.[2]

Sendeanlage

Ein Consol-Sender (FuSAn 700/701) hatte 1,5 kW Leistung. Seine drei Antennen waren in einer Linie aufgestellt und hatten einen Abstand von jeweils drei Wellenlängen, die gesamte Anlage war also sechs Wellenlängen lang. Je nach Betriebsfrequenz der Station änderte sich also der Abstand der Antennenmasten. Bei 300 kHz ergibt sich 3000 m Mastabstand, bei 480 kHz sind es 1875 m. Durch phasenverschobene Einspeisung des Sendesignals in die Antennenelemente und Umtastung von Punkt- auf Strichfolgen entstand das umlaufende Signal.

Navigation mit Consol

Kreuzpeilung

Die Nutzung dieses Systems erforderte nur eine spezielle Consol-Seekarte – es gab alternativ auch Tafelwerke, mit denen man aus der Zahl der gehörten Striche eine Peilung ablesen konnte – und einen einfachen Langwellenempfänger. Auf der Karte waren rund um die Consol-Funkfeuer strahlenförmig abwechselnd 12 A- und 12 B-Sektoren eingezeichnet. Der Navigator musste lediglich den etwa 10 bis 15 Grad breiten Sektor, in dem er sich befand, auf der Karte bestimmen und dann die Frequenz des Funkfeuers im Empfänger einstellen. Nach der Morsekennung (z. B. „LEC“ für Stavanger auf 319 kHz) konnte er Punkte oder Striche hören, die langsam schwächer wurden und dann in einen, einige Sekunden langen Dauerton übergingen, der dann immer stärker zum jeweiligen anderen Signal (Punkte oder Striche) wurde. Ein Sendezyklus dauerte je nach Funkfeuer zwischen 40 und 240 Sekunden. In den A-Sektoren hörte man nach der Morsekennung Punkte, in den B-Sektoren Striche. Der Übergang zwischen Punkten und Strichen wurde zur Positionsbestimmung benutzt: Die Anzahl der hörbaren Punkte ergab die genaue rechtweisende Peilung innerhalb eines Kreissektors und konnte auf der Consol-Karte abgelesen werden. Durch den Empfang mehrerer Funkfeuer konnte eine Kreuzpeilung durchgeführt werden. Die Genauigkeit der ermittelten Position war, je nach Stellung zu den Funkfeuern, etwa 3 Seemeilen.

Consol-Ton, wie der Navigator ihn hörte?/i

Liste der Sonne-Funkfeuer (FuSAn 700/701) der deutschen Luftwaffe

Kennung[3] Frequenz Ort Standort Sendeleistung
FRQ 257,0 kHz Ploneis-Quimper Frankreich 48° 01' 06" N 004° 12' 55" W 2000 W
LEC 319,0 kHz Stavanger-Varhaug 58° 37' 32" N 007° 37' 49" O 1500 W
? 307,0 kHz Beauvais Frankreich 43° 40' 56" N 004° 44' 44" W 1500 W
LG 285,0 kHz Lugo[4] Spanien 43° 14' 53" N 007° 28' 56" W 1500 W
SL 315,0 kHz Sevilla Spanien 37° 31' 17" N 006° 01' 18" W 1500 W
? 316,0 kHz Brieg Polen 50° 51' 00" N 017° 29' 00" O ?
? 481,0 kHz Petten[5] Niederlande 52° 46' 00" N 004° 40' 00" O ?
? ? Plougourvest Frankreich 49° 33' 00" N 004° 05' 00" W ?
? 306,0 kHz Bayeux Frankreich 49° 17' 00" N 000° 42' 00" O ?
? 481,0 kHz Husum[6] 54° 29' 00" N 009° 03' 00" O ?

Anmerkung: Die norwegische Station LEC wurde 1971 durch Technik der Fa. SEL erneuert.

Das britische Funkfeuer "Bushmills" ab 1945

Kennung Frequenz Ort Standort Sendeleistung
MWN 266,0 kHz Bushmills 55° 12' 20" N 006° 28' 02" W 2000 W

Liste der sowjetischen WRM-5 Funkfeuer nach 1945

Kennung Frequenz Ort Standort Sendeleistung
NA 340,0 kHz Schumschu 50° 44' 00" N 156° 19' 00" O 1000 W
KS 372,0 kHz Tierpjenija Sachalin 49° 41' 08" N 144° 21' 01" O 1000 W
PA 280,0 kHz Ostrov Pankratjewa Murmansk[7] 69° 45' 12" N 032° 55' 00" O 1000 W
RB 363,0 kHz Rybachiy Barentssee[8] 67° 42' 0" N 042° 36' 00" O 1000 W
PZ 263,0 kHz Posjeto ? 1000 W
KN 269,0 kHz Kap Kanin 68° 38' 18" N 043° 17' 30" O 1000 W

Liste der norwegischen Consol-Stationen nach 1970

Kennung Frequenz Ort Standort Sendeleistung
LEX 332,5 kHz Andoya Norwegen 69° 08' 53" N 015° 53' 00" O 3000 W
LMC 332,5 kHz Jan Mayen Norwegen 71° 03' 00" N 008° 14' 00" W 1500 W
LJS 332,5 kHz Bäreninsel Norwegen 74° 29' 34" N 019° 03' 35" O 3000 W

Liste der US-amerikanischen Consolan-Stationen (AN/FRN-5) nach 1945

Kennung Frequenz Ort Standort Sendeleistung
SFI 192,0 kHz San Francisco 38° 12' 13" N 122° 34' 08" W 2000 W
TUK 194,0 kHz Nantucket 41° 15' 35" N 070° 09' 15" W 2000 W
ALY 516,0 kHz Atlantic City[9] 39° 07' 00" N 074° 46' 100 W ? W

Literatur

  • Fritz Trenkle: Die deutschen Funkführungsverfahren bis 1945. 1. Auflage. Dr. Alfred Hüthig Verlag, Heidelberg 1987, ISBN 3-7785-1647-7.
  • Fritz Trenkle: Die deutschen Funk-Navigations- und Funk-Führungsverfahren bis 1945. 1. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1979, ISBN 3-87943-615-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sonne/Consol by F.W.Blanchard. Abgerufen am 19. Mai 2021.
  2. Funknavigation: CONSOL. Abgerufen am 4. Februar 2021.
  3. Beschreibung mit Karte der Elektra/Sonne. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 6. Mai 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www.rene-reyt.fr (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  4. [1], Beschreibung mit Fotos der Überreste.
  5. [2], Fotos der Überreste, niederländische Beschreibung.
  6. [3], Forum mit Ortsangaben.
  7. [4], Siehe Pub 183, Seite 101.
  8. Pilot's and Navigator's Handbook for Civil Aviation, Seite 109.
  9. Pilot's and Navigator's Handbook for Civil Aviation, Seite 109.