Conrail
Conrail (Kurzform von Consolidated Rail Corporation, CR) ist eine US-amerikanische Eisenbahngesellschaft mit Sitz in Philadelphia. Sie entstand 1975 durch den Railroad Revitalization and Regulatory Reform Act (4-R-Act) als staatseigene Eisenbahngesellschaft unter dem Namen Consolidated Rail Corporation. Nach der Übernahme von Conrail durch CSX Transportation und Norfolk Southern Railway 1999 sind die gemeinsamen Aktivitäten der beiden Gesellschaften unter der Bezeichnung „Conrail Shared Assets Operations“ (CSAO) in dem Unternehmen gebündelt.
Geschichte
1976–1999
Mit dem Bankrott der Penn Central 1970 und einiger weiterer Bahngesellschaften im Nordosten der Vereinigten Staaten bestand die Gefahr, dass eine ganze Region vom Schienennetz abgeschnitten wird. Man einigte sich schließlich auf die Schaffung einer staatlichen Auffanggesellschaft, die von den bankrotten Unternehmen die Eisenbahninfrastruktur und das Rollmaterial übernimmt und in eigener Regie betreibt.
Die Infrastruktur und der Verkehr folgender bankrotter Eisenbahngesellschaften wurde übernommen:
- Central Railroad of New Jersey
- Erie Lackawanna Railroad
- Lehigh and Hudson River Railway
- Lehigh Valley Railroad
- Penn Central
- Reading Company
Die Gründung des Unternehmens erfolgte im Sommer 1975; Betriebsbeginn war der 1. April 1976. In der Folgezeit wurde das Netz durch Stilllegungen und Verkäufe optimiert. Außerdem wurde der Lokomotivbestand erneuert. Die Eigentums- und Betriebsrechte an der Nordost-Korridor-Strecke Washington–Boston wurden dem halbstaatlichen Fernverkehrsbetreiber Amtrak übertragen, die 1983 wiederum den Teilabschnitt New York–New Haven an Metro North übergab. Ebenso kam die elektrifizierte Strecke Philadelphia–Harrisburg zu Amtrak.
Im Jahre 1981 schrieb das Unternehmen zum ersten Mal schwarze Zahlen. Ende 1982 durfte sich Conrail von ihren Nahverkehrsdiensten trennen. Im Raum Washington, D.C./Baltimore wurde dieser von MARC übernommen. Mit der Betriebsführung wurde die Fernpersonenverkehrsgesellschaft Amtrak beauftragt. Im Großraum Philadelphia übernahm der regionale Verkehrsbetrieb SEPTA die Aufgaben im Nahverkehr.
In New Jersey wurden die Aktivitäten der Verkehrsbehörde NJ Transit um die bisherigen Conrail-Dienste erweitert.
In den Bundesstaaten New York und Connecticut übernahm die Metro North Railroad, eine Tochter der Metropolitan Transportation Authority (MTA), die die U-Bahnen und Busse sowie seit 1966 die S-Bahnen der Long Island Railroad (LIRR) betreibt, den Conrail-Nahverkehr. Im Raum Boston zeichnete nun die MBTA verantwortlich, die ebenfalls Amtrak mit dem operativen Betrieb betraute. 2003 übernahm Veolia die Betriebsführung.
Mitte der 1980er Jahre wollten CSX Transportation und Norfolk Southern Conrail aufkaufen. Aber die Gewerkschaften und ein Teil der Aktionäre beider Gesellschaften wurden sich nicht einig. Der Kongress beschloss, Conrail an die Börse zu bringen. Der Börsengang im Jahr 1987 war mit 1,9 Milliarden US-Dollar der bis dahin größte in den USA.
1993 wurde die Holdinggesellschaft Conrail Inc. gegründet, die als Muttergesellschaft für die Consolidated Rail Corporation fungierte.
Aufgrund des wirtschaftlichen Erfolges wurde Conrail in den 1990er Jahren wieder zum Ziel einer Übernahmeschlacht zwischen Norfolk Southern und CSX. Im Jahre 1997 kamen die beiden Unternehmen überein, Conrail im Verhältnis 52 Prozent zu 48 Prozent aufzuteilen. Diese Übernahme erfolgte zum 6. Juni 1998. Endgültiges Betriebsende der Conrail als eigenständige Gesellschaft war der 31. Mai 1999.
Seit 1999
Die Gesellschaft ist jedoch über diesen Termin hinaus noch aktiv. Sie dient zunächst unter dem Namen Conrail Shared Assets Operation (CSAO) Norfolk Southern und CSX Transportation als Betriebs- und Infrastrukturgesellschaft für den Frachtverkehr in den gemeinsam von CSX und Norfolk Southern bedienten Gebieten von Detroit sowie Philadelphia/Camden und Newark/Nord New Jersey im Nord-Ost-Korridor. Später kamen noch Streckennetze im Bereich Detroit und Staten Island dazu.
Unternehmensleitung
- Juni 1975–1. Januar 1981: Edward G. Jordan, Chairman und CEO; bis 26. September 1975 auch Präsident[1][2]
- 26. September 1975–26. Juni 1978: Richard D. Spence, Präsident[3]
- 14. Februar 1979–31. Dezember 1987: Stuart M. Reed, Präsident
- 1. Januar 1981–1. Januar 1989: L. Stanley Crane, Chairman und CEO
- 7. März 1988–12. Februar 1989: Richard D. Sanborn, Präsident, ab 1. Januar 1989 Chairman, Präsident und CEO
- 12. Februar 1989–4. April 1989: Stanley E. G. Hillman, Chairman (kommissarisch)
- 4. April 1989–15. Mai 1996: James A. Hagen Chairman, Präsident und CEO, Präsident bis September 1994, CEO bis März 1995
- 15. Mai 1996–22. August 1998: David M. LeVan Präsident seit September 1994, CEO seit März 1995 und Chairman seit 1996
- 22. August 1998–1. Februar 2001: Tim O’Toole, Präsident
- 1. Februar 2001–1. Januar 2004: Gregory R. Weber, Präsident
- 1. Januar 2004–1. April 2017: Ronald L. Batory, Präsident und COO[4]
- 1. April 2017–April 2021: Timothy Tierney, Präsident und COO
- seit April 2021: Brian E. Gorton, Präsident und COO
Einzelnachweise
- ↑ Robert E. Bedingfield: Jordan Named the President of Conrail. In: The New York Times. 21. Juni 1975, S. 33 (nytimes.com [abgerufen am 22. Dezember 2019]).
- ↑ Rush Loving Jr.: The Men Who Loved Trains. Indiana University Press, 2006, ISBN 0-253-34757-2, S. 187.
- ↑ People and Business. In: The New York Times. 27. September 1975, S. 41 (nytimes.com [abgerufen am 22. Dezember 2019]).
- ↑ Company officials