Krateuas

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Krateuas, auch Kratevas, Crateuas oder Cratevas, genannt „der Wurzelschneider“ (altgriechisch Κρατεύας ὁ ῥιζοτόμος[1]), war ein griechischer Arzt und Pharmakologe um 100 v. Chr. Er wurde auch als „Vater der Pflanzenillustrationen“[2] bezeichnet.

Krateuas. Ausschnitt aus dem zweiten Ärztebild im Wiener Dioskurides (Blatt 3 verso)[3]
Abbildung von Arnoglosson im Wiener Dioskurides (Blatt 29v) als Beispiel einer vermutlichen Kopie nach Krateuas-Manuskripten

Leben und Wirken

Krateuas war Leibarzt von Mithridates VI. von Pontos. Er verfasste ein dreiteiliges Kräuterbuch, in dem er die medizinischen Eigenschaften von Pflanzen beschrieb. Eine zweite, volkstümliche Ausgabe versah er mit farbigen Abbildungen und ordnete die Pflanzen alphabetisch an. Damit schuf er das erste mit Pflanzenabbildungen versehene Kräuterbuch, das zum Vorbild für zahlreiche Nachfolger wurde. Es sind bisher lediglich zwei Papyrusfragmente bekannt.[4] Plinius der Ältere berichtet,[5] dass Krateuas Bilder von Pflanzen gemalt und darunter deren Wirkung verzeichnet habe.[6]

Krateuas’ Buch gilt als eine der Hauptquellen für Pedanios Dioskurides und dessen Vorläufer. Bei einigen der Tafeln des sogenannten „Wiener Dioskurides“ wird die Abbildung durch einen kurzen Text ergänzt, der mit dem Namen Krateuas beginnt. Ein Bild von Krateuas befindet sich auf Tafel 3 des „Wiener Dioskurides“.

Im 16. Jahrhundert soll sich in Konstantinopel noch ein Manuskript mit Illustrationen von Krateuas befunden haben. Nach dieser Handschrift soll Luigi Anguillara 1561 seine Abhandlung Semplici …[7] angefertigt haben.[8] Max Wellmann (1897) konnte jedoch nachweisen, dass ein Lateinischer Dioskurides Quelle von Anguillaras Schrift war. Wellmann vermutete auch, dass ein Großteil der Pflanzenabbildungen im Wiener Dioskurides nach Krateuas-Manuskripten aus dem 2. oder 3. Jahrhundert kopiert wurde. Charles Singers Studien bestätigten diese Vermutung.[9]

Ehrentaxon

Carl von Linné benannte Krateuas zu Ehren die Gattung Crateva der Pflanzenfamilie der Kaperngewächse (Capparaceae).[10][11]

Nachweise

Literatur

  • Wilfrid Blunt: The Art of Botanical Illustration: An Illustrated History. Dover Publications. 1994, S. 9–12. ISBN 0-486-27265-6
  • Kurt Sprengel: Kurt Sprengels Geschichte der Botanik. Altenburg und Leipzig, 1817, S. 104 MDZ München
  • Max Wellmann.
    • Krateuas (= Abhandlungen der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-historische Klasse. Neue Folge, Band 2, No. 1). Weidmann, Berlin 1897. Internet Archive
    • Das älteste Kräuterbuch der Griechen. In: Festgabe für Franz Susemihl. Teubner, Leipzig 1898, S. 1–31 Internet Archive
  • Zohara Yaniv: Handbook of Medicinal Plants. Haworth Press: 2005, S. 167. ISBN 1-56022-995-0

Einzelnachweise

  1. Nachweis der Schreibweise in „De materia medica, Dioscurides Pedianus, De materia medica, Wellmann, Weidmann, 1958“
  2. Charles Singer: The herbal in antiquity. In: Journal of hellenic Studies. Band 47, 1927, S. 1–52, hier: S. 5.
  3. Der Wiener Dioskurides: Codex medicus Graecus 1 der Österreichischen Nationalbibliothek. Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt 1998 (Glanzlichter der Buchkunst) ISBN 3-201-01699-3 S. 18, Kommentar von Otto Mazal
  4. Die Botanik in der Antike.
  5. Naturalis historia, 25, 8.
  6. Arzneimittellehre des Dioskurides (Memento des Originals vom 1. August 2012 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.heilpflanzen-welt.de.
  7. Luigi Anguillara. Semplici, liquali in piu pareri a diversi nobili nomini scritti appajano. Venedig 1561 MDZ München
  8. Kurt Sprengel. Geschichte der Medizin im Alterthume. 1. Abtheilung. 4. Aufl. Leipzig 1846, S. 593 Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek
  9. Charles Singer. The Herbal in the Antiquity. In: The journal of hellenic studies. Bd. XLVII (1927) S. 1–52.
  10. Carl von Linné: Critica Botanica. Leiden 1737, S. 92
  11. Carl von Linné: Genera Plantarum. Leiden 1742, S. 231.

Weblinks