Cuckold

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Illustration aus der arabischen Geschichtensammlung Kalīla wa Dimna aus dem 18. Jahrhundert zeigt die Frau mit ihrem Liebhaber und ihren Partner (den Cuckold) unterhalb des Bettes.
Datei:Two couples; the young women putting antlers on to the heads Wellcome V0039135.jpg
Eine Satire von 1799 zeigt, wie junge Frauen ihren männlichen Partnern Hörner aufsetzen.
Französische Satire von etwa 1815 über Cuckolding zeigt gehörnte Männer (≈ Cuckolds) und Frauen (≈ Cuckqueans).

Als Cuckold (auch kurz als Cucki, Cuck oder Cux) wird vor allem in der BDSM-Szene ein Mann bezeichnet, der in einer festen Partnerschaft oder Liebesbeziehung durch den intimen Kontakt seines Partners mit anderen Personen sexuellen Lustgewinn erlangt. Dabei kann der Cuckold voyeuristisches, masochistisches und/oder devotes Verhalten bevorzugen. Äquivalent hierzu wird eine Frau, die durch den intimen Kontakt ihres männlichen Partners mit anderen Frauen sexuellen Lustgewinn erlangt, als Cuckquean[1][2][3][4] bezeichnet.

Im englischen Sprachgebrauch ist Cuckold gleichzeitig die Entsprechung des veralteten deutschen Begriffes Hahnrei, also eines Mannes, der durch das Fremdgehen seiner Partnerin gedemütigt wird.[5] Mit der Einführung des englischen Lehnwortes in die deutsche Sprache fand hier eine Differenzierung zwischen dem klassischen heimlichen Fremdgehen und den offen ausgelebten sexuellen Vorlieben innerhalb der Beziehung statt.

Etymologie

Das Wort Cuck leitet sich vom englischen

Cuckoo

oder vom französischen

Coucou

ab (beides: Kuckuck) und das pejorative Suffix von -ald. Entsprechend dem Verhalten des Kuckucksweibchens, das seine Eier anderen Vögeln zur Brut und Aufzucht unterschiebt, wurde bereits im Mittelalter dieses Verhalten auf den Menschen für solche Fälle übertragen, in denen eine verheiratete Frau das mit einem anderen Mann gezeugte Kind ihrem Ehemann als dessen eigenes Kind unterschiebt (Kuckuckskind). Im Mittelenglischen tauchte für den vorgeführten Ehemann 1250 der Begriff „cokewold“ auf. Als „

wittol

“, einer Ableitung des mittelenglischen Begriffes „

witting

“ (wissentlich), wird derjenige Mann bezeichnet, der wissentlich einen Geliebten seiner Frau duldet oder wünscht. Der Begriff tauchte 1589 in Verbform als „

cuckolding

“ auf und beschreibt verschiedene Formen nichtmonogamer Beziehungen.

Der Begriff Cuckquean für weibliche Cuckolds setzt sich analog aus dem Präfix Cuck und dem Suffix quean zusammen. Letzteres leitet sich vom altenglischen cwene ab (protogerm. kwenǭ) für Frau ab. Etymologisch steht es in einem Zusammenhang mit dem heutigen englischen Begriff Queen für Königin. Während jedoch der Begriff Queen mit einer inhaltlichen Aufwertung verbunden ist, steht der Begriff quean im Englischen für leichtes Mädchen oder Flittchen.[6] Der Begriff Cuckquean ist bereits im 16. und 17. Jahrhundert literarisch bezeugt.[7]

Merkmale des Cuckolding

Der Cuckold ist in der Regel devot veranlagt, das Cuckolding selbst ist häufiger Bestandteil innerhalb des Femdom[8] und wird deshalb auch zu den Spielarten des BDSM gerechnet. Der Cuckold genießt es, von der Frau dominiert zu werden, und zwar nicht nur zwangsläufig in sexuellen, sondern auch in alltäglichen Dingen. Es kann ihn erregen, wenn seine Partnerin einen oder mehrere feste Liebhaber hat. Auch Demütigung in diesem Bereich kann eine erotisierende Wirkung auf den Cuckold haben.

Oft dehnt sich die bewusst gewollte Unterordnung auch auf den Liebhaber aus, indem der Cuckold auch ihm gegenüber eine devote Rolle einnimmt und sich von ihm dominieren und erniedrigen lässt. Das kann so weit gehen, dass der Cuckold die Rolle eines Dieners einnimmt. Sexuelle Dienste, beispielsweise vorbereitenden Cunnilingus oder das Reinigen der Intimzone des Paares nach dem Geschlechtsverkehr werden vor allem in der BDSM-Literatur beschrieben. Im Bereich Femdom gehört die Keuschhaltung des Cuckolds zu den häufig in der Literatur auftauchenden Themen.

Obwohl die Partnerin sexuelle und auch andere emotionale Befriedigung bei ihrem festen Liebhaber, oder auch bei wechselnden Liebhabern findet, ist die Bindung zum Partner in der Regel wesentlich stärker als zum Liebhaber.

Viele dominant veranlagte Frauen genießen das bewusste Machtgefälle (engl. Power Exchange) innerhalb der Partnerschaft und die Demonstration ihrer Macht über den Partner. Für einen devot veranlagten Cuckold kann es im Gegenzug eine besondere Auszeichnung darstellen, von seiner Partnerin Demütigung und damit Aufmerksamkeit und Wertschätzung als unterwürfigem Teil der Beziehung zu erfahren. Es finden normalerweise keinerlei Heimlichkeiten zwischen den Partnern statt. Hierbei sind Ähnlichkeiten zu den Grundsätzen der Polyamorie zu finden.

Abzugrenzen vom Cuckolding ist das Wifesharing, eine sexuelle Spielart, in der der (Ehe-)Mann nicht devot ist.

Ausdehnung des Begriffs auf die politische Sphäre

Der vom Wort Cuckold abgeleitete, negativ konnotierte Begriff Cuckservativer (von englisch cuckservative[9] , kurz wie im sexuellen Sinne ebenfalls Cuck) ist in rechtskonservativen und neurechten Kreisen verbreitet. Er bezeichnet einen Politiker (seltener Sympathisanten) vor allem einer (liberal-)konservativen Partei, der sich in vorauseilendem Gehorsam, aus rechtskonservativer bzw. neurechter Sicht, weit links stehenden Medien unterworfen habe. Hierfür würden grundlegende konservative Politikinhalte über Bord geworfen[10] oder sich von rechtskonservativen Personen und Parteien aus taktischer Sicht distanziert, um nicht in den Verdacht des Rechtsextremismus zu geraten.[11] Seltener werden auch Männer, unabhängig ihrer politischen Ausrichtung, als Cucks bezeichnet, die z. B. für Feminismus eintreten oder darüber besorgt sind, selbst als sexistisch wahrgenommen zu werden.[12] Es handelt sich um ein politisches Schimpfwort.

Ursprünglich aus den Kreisen der amerikanischen Alt-Right stammend, fand der Begriff vor allem während des Präsidentschaftswahlkampfes von Donald Trump Verbreitung.[13]

Literatur

  • Kiran Nagarkar: Cuckold. Verlag HarperCollins India, 1999, ISBN 81-7223-360-4.
  • Lucy Fairbourne: Male Chastity: A Guide for Keyholders. Velluminous Press, 2007, ISBN 978-1-905605-14-9.
  • Elise Sutton: The FemDom Experience. Lulu.com, 2006, ISBN 1-4303-0464-2.
  • Phyllis Kronhausen, Eberhard Kronhausen: Erotic Fantasies: A Study of the Sexual Imagination. Grove Press, 1994, ISBN 0-8021-3006-2.

Weblinks

Commons: Cuckoldry – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lexikon der Lust: Cuckold, abgerufen am 19. November 2017
  2. Swinger-Lexikon, abgerufen am 19. November 2017
  3. Gordon Williams: A Dictionary of Sexual Language and Imagery in Shakespearean and Stuart Literature. London 1994, ISBN 0-485-11393-7, S. 339.
  4. Joseph T. Shipley: Dictionary of Early English. Lanham 2014, ISBN 978-1-4422-3399-7, S. 198.
  5. Heinrich August Pierer: Supplemente zum Universalexikon oder Vollständiges encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe. Band 3, Altenburg 1843, S. 454.
  6. Hans-Dieter Gelfert: Englisch mit Aha!: die etwas andere Einführung in die englische Sprache. München 2010, ISBN 978-3-406-61483-5, S. 80.
  7. Joseph T. Shipley: Dictionary of Early English. Lanham 2014, ISBN 978-1-4422-3399-7, S. 198.
  8. trio-fun.com Artikel Was ist eigentlich ein Cuckold?, abgerufen am 20. Juni 2018.
  9. Cuckservative. In: Wikipedia. 17. Januar 2020 (theguardian.com [abgerufen am 8. Februar 2020]).
  10. neukonservativ: Was ist ein Cuckservative? In: neokonservativ. 26. Februar 2017, abgerufen am 8. Februar 2020 (deutsch).
  11. Caroline Sommerfeld: Inländertaxi, Cucking und Quadrille: Wiener Akademikerball. Abgerufen am 8. Februar 2020.
  12. Caroline Sommerfeld: Glossarium für den Psychokrieg. Abgerufen am 8. Februar 2020.
  13. Essay - Wie Trump und die Alt-Right-Bewegung Politik "pornifizieren". Abgerufen am 8. Februar 2020 (deutsch).