Czarny Bór

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Czarny Bór
Wappen von Czarny Bór
Czarny Bór (Polen)
Czarny Bór
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Wałbrzycki
Gmina: Czarny Bór
Geographische Lage: 50° 46′ N, 16° 8′ OKoordinaten: 50° 46′ 17″ N, 16° 7′ 47″ O
Einwohner: 2000
Postleitzahl: 58-379
Telefonvorwahl: (+48) 74
Kfz-Kennzeichen: DBA
Wirtschaft und Verkehr
Straße: WałbrzychKamienna Góra
Nächster int. Flughafen: Breslau



Ruine der Burg Liebenau

Czarny Bór (deutsch Schwarzwaldau) ist ein Dorf im Powiat Wałbrzyski der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Es ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde mit 4882 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2020) und liegt westlich der Stadt Wałbrzych (Waldenburg).

Geographie

Czarny Bór liegt im Waldenburger Bergland an der Woiwodschaftsstraße 367, die von Wałbrzych nach Kamienna Góra führt. Nachbarorte sind Witków im Norden, Jabłów im Nordosten, Grzędy im Süden, Czadrów (Oberzieder) im Südwesten sowie Borówno (Grüssauisch Hartau) und Jaczków (Hartmannsdorf) im Nordwesten.

Geschichte

Das Waldenburger Bergland war vom 12. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts umstrittenes Grenzland zwischen dem Königreich Böhmen und dem Herzogtum Schweidnitz-Jauer, das vom Zweig der Schlesischen Piasten regiert wurde. Als Nordgrenze Böhmens galt bei Schwarzwaldau der Lässigbach. Für das Jahr 1350 ist am nordwestlichen Rand des Dorfes Schwarzwaldau die Burg Liebenau nachgewiesen, die auch als Burg Schwarzwaldau bezeichnet wurde und bis 1369 im Besitz des böhmischen Adeligen Puta d. Ä. von Častolowitz war[1]. Sie entstand vermutlich um 1293 unter Herzog Bolko I. und diente der Sicherung der Grenze gegenüber Böhmen. Wahrscheinlich sollte sie ursprünglich den Weg von Politz in Böhmen über Friedland oder Schömberg durch das Tal der Lässig in die schlesische Ebene sperren.

1345 überfiel König Johann von Böhmen das Herzogtum Schweidnitz. Die neueste Forschung lässt erkennen, dass Witche Behem von den böhmischen Herrschern als Kastellan der drei Burgen Schwarzwaldau, Konradswaldau und Weißstein berufen wurde, nachdem er sich vorher bereits im Herzogtum Münsterberg einen Namen gemacht hatte. Gleichzeitig erhielt er vermutlich auch den Besitz Schwarzwaldau.

1355 unterwarf Herzog Bolko II. alle Burgen seines Landes, die ihm Widerstand leisteten, seiner Herrschaft. Es waren Fürstenberg, Konradswaldau, Schwarzwaldau, Zeiskenburg und Freudenburg. Der Widerstand der Ritter richtete sich gegen die Böhmenpolitik Bolkos. Diese Gruppe der Ritterschaft, zu der u. a. Cunemann von Seidlitz, Heinrich von Schweinichen, Kekelo von Czirne und Witche/Witigo Behem gehörten, drängte Bolko II. zum schnelleren Beitritt zu Böhmen und damit zum Römisch-Deutschen Reich. Während der Zeit der Ritterromantik wurde diese politische Opposition in einigen heimatgeschichtlichen Aufsätzen voreilig und unzutreffend als Raubrittertum bezeichnet.

Witche Behem erhielt nach einiger Zeit das Lehen Schwarzwaldau von Bolko II. wieder zurück. Emil Tschersich schreibt dazu: „... doch da konnte selbst der Herzog den Herren von Böheim, Witigo Vater und Sohn, die ihnen [vom König in Böhmen] über die Güter und Dörfer verliehene Dominalgewalt nicht mehr nehmen.“ 1390 übergab Sigismund von Schwarzenwalde, Sohn des Witche/Witigo Behem, Schwarzwalde dem Tamme von Lazan.

Nach dem Tod des Herzogs Bolko 1368 gelangte Schwarzwalde zusammen mit dem Herzogtum Schweidnitz-Jauer erbrechtlich an die Krone Böhmen, wobei der Herzoginwitwe Agnes von Habsburg ein lebenslanger Nießbrauch zustand. Um 1400 gehörte die Herrschaft Schwarzwaldau drei Brüdern von Seydlitz und gelangte schließlich 1437 an Hermann d. J. von Czettritz (Heřman z Cetryc), der bereits Konradswaldau und die Burg Vogelgesang besaß und seit etwa 1430 mit einer Tochter des königlichen Rates Jan von Chotěmice verheiratet war[2]. Da Hermann von Czettritz ein Sympathisant der Hussiten war, wurde die Burg Liebenau durch ein Breslauer Söldnerheer angegriffen und beschädigt und 1509, nachdem den Herren[3] von Czettritz wiederum ein Friedensbruch vorgeworfen wurde, zerstört. Seither blieb die Burg eine Ruine.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Schwarzwaldau zusammen mit fast ganz Schlesien an Preußen. Die Herrschaft Schwarzwaldau blieb bis 1830 im Besitz der Herren von Czettritz. In diesem Jahr wurde sie zusammen mit Konradswaldau von Otto Freiherr von Zedlitz-Neukirch erworben. 1851 gelangte sie an dessen Schwiegersohn Oberstleutnant Bernhard von Portatius (1801–1862), verheiratet mit Fridoline Freiin von Zedlitz und Neukirch-Schwarzwaldau (1822–1893). Sie wiederum war auch Abtissin des Freiherrlich von Zedlitzschen Damenstifts Kapsdorf.[4] Bei ihren Nachkommen, unter anderem dem Landschaftsdirektor der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer, Landrat Hans von Portatius (1801–1862), verblieb diese oft als Majorat bezeichnete Besitzung bis 1945. Letzter Grundbesitzer war nach dem Genealogischen Handbuch des Adels Hans-Bernhard von Portatius (1875–1942), dessen Grabstein erhalten blieb. Seine Frau war Vera Gräfin Einsiedel (1887–1953). Erbe wurde Hubertus von Portatius.

Nach der Neugliederung Preußens gehörte Schwarzwaldau seit 1815 zur Provinz Schlesien und war ab 1816 dem Landkreis Landeshut eingegliedert, mit dem es bis 1945 verbunden blieb. Seit 1874 war die Landgemeinde Schwarzwaldau Sitz des gleichnamigen Amtsbezirks, zu dem auch die Landgemeinden Mittel Conradswaldau, Ober Conradswaldau und Vogelgesang sowie die Gutsbezirke Conradswaldau und Schwarzwaldau gehörten. Für das Jahr 1900 sind für Schwarzwaldau 1986 Einwohner nachgewiesen, 1939 waren es 1834 Einwohner.

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Schwarzwaldau 1945 wie fast ganz Schlesien an Polen und wurde in Czarny Bór umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Die neuen Bewohner waren zum Teil Heimatvertriebene aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war. 1975 bis 1998 gehörte Czarny Bór zur Woiwodschaft Wałbrzych.

Gemeinde

Zur Landgemeinde (gmina wiejska) Czarny Bór mit einer Fläche von 66,3 km² gehören das Dorf selbst und fünf weitere Dörfer mit Schulzenämtern (sołectwa).

Sehenswürdigkeiten

Schloss Schwarzwaldau um 1863/64, Sammlung Alexander Duncker
  • Ruine der Burg Liebenau am Fluss Lässig (Reste des steinernen Rundturms)
  • An der Stelle des 1775 abgebrannten alten Schlosses errichtete 1775–1784 die Familie von Czettritz auf Neuhaus eine neue Schlossanlage im frühklassizistischen Stil. Sie wurde im 19. Jahrhundert erweitert und stilistisch verändert. Im Obergeschoss befinden sich zwei repräsentative Säle. Das Schloss ist nicht zugänglich.
  • Südwestlich des Schlosses befinden sich zwei Nebengebäude von 1777 mit Mansarddach. Der westlich gelegene Anbau im Stil des Neubarock ist aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts.
  • Im Südosten dreigeschossiger Speicher aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Władyslaw Stepniak: Czarny Bór – Historia i współczesność, 2007
  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen Schlesien. Deutscher Kunstverlag, München·Berlin 2005, ISBN 978-3-422-03109-8. S. 250–251
  • Mateusz Golinski: Dane szczegolowe książki: studia z historii średniowiecza. 2003
  • Tomasz Jurek: Landbücher des Fürstentums Schweidnitz-Jauer; Band I, 1366–1376; Band II, 1385–1395. 2000 und 2004.
  • Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). Kröner, Stuttgart 1977, ISBN 978-3-520-31601-1, S. 490. 2. Auflage 2003. ISBN 978-3-520-31602-8.
  • Ludwig Häufler: Forschungen zur Geschichte des Waldenburger Berglandes unter besonderer Berücksichtigung der Grundherrschaft Waldenburg-Neuhaus, 1930
  • Emil Tschersich und Bruno Paschky: Wie wurde das Waldenburger Bergland deutsch?, 1936

Weblinks

Fußnoten

  1. Der abgestorbene Adel des preußischen Provinz Schlesien und der Oberlausitz. In: Johann Siebmacher: Großes und allgemeines Wappenbuch. Bauer & Raspe, Nürnberg 1887. S. 21.
  2. [1]
  3. Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.): Jahrbuch des Deutschen Adels. Band 1, von Czettritz und Neuhaus. W. T. Bruer, Berlin 1896, S. 436–439 (google.de [abgerufen am 21. August 2022]).
  4. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1892. In: "Der Gotha". 43. Auflage. Zedlitz, II. Linie (vormals auf Hohen-Liebenthal). Justus Perthes, Gotha 22. November 1891, S. 1039–1040 (google.de [abgerufen am 21. August 2022]).