Betriebsstellenverzeichnis

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Das Betriebsstellenverzeichnis – früher als Bahnamtliches Betriebsstellenverzeichnis bezeichnet – listet alle Betriebsstellen eines Eisenbahninfrastrukturunternehmens auf. Jede Eintragung enthält die Abkürzung, den Namen und die Art der Betriebsstelle.

Deutschland

Deutsche Reichsbahn bis 1949

Bei der Deutschen Reichsbahn wurden die Betriebsstellen in den nachfolgenden „Dienstvorschriften“ (DV) festgehalten:

  • DV 733 – Amtliches Bahnhofsverzeichnis der Deutschen Reichsbahn und der deutschen Privatbahnen sowie Kleinbahnen mit Güterverkehr.
  • DV 907 – Verzeichnis der Maschinenämter, Bahnbetriebswerke, Bahnbetriebswagenwerke, Lokomotivbahnhöfe, Bahnhofsschlossereien und Hilfszüge.

(DV 100: Personalvorschriften Teil I Beamtenrecht)[1]

Deutsche Bundesbahn

Dieses Verzeichnis wurde bei der Deutschen Bundesbahn ab 1951 in sogenannten „Druckschriften“ (DS) herausgegeben.

Das Betriebsstellenverzeichnis bestand aus den folgenden Druckschriften:

  • 100 – Verzeichnis der Abkürzungen
  • 100/1 – Verzeichnis der Abkürzungen – Allgemeine Abkürzungen
  • 100/2 – Verzeichnis der Abkürzungen – Bahnhöfe und Betriebsstellen
  • 100/3 – Verzeichnis der Abkürzungen – Dienststellennummern der Bahnhöfe und Betriebsstellen[2]

Deutsche Bahn AG

Bei der Deutschen Bahn werden die Betriebsstellen von der DB Netz AG im Regelwerk 100 festgehalten. Dieses Regelwerk besteht aus den folgenden „Richtlinien“ (Ril):

  • 100.0001 – Abkürzungen für Örtlichkeiten nutzen; Abkürzungen bilden und Codierungsschlüssel
  • 100.0002 – Abkürzungen für Örtlichkeiten nutzen, Örtlichkeiten mit Abkürzungen
  • 100.0003 – Abkürzungen mit Örtlichkeiten nutzen, Abkürzungen der Örtlichkeiten

Aufbau

Das Betriebsstellenverzeichnis enthält für sämtliche Betriebsstellen folgende Angaben:

  • Abkürzung
  • Name
  • Art

Abkürzung

Die Abkürzung wird in der Regel aus der Lage der Betriebsstelle, dem Ort und Art der Betriebsstelle gebildet.

An erster Stelle beschreibt ein Kennbuchstabe die regionale Lage der Betriebsstelle. Diese ist für deutsche Betriebsstellen abgeleitet aus den frühen Bundesbahndirektion (BD) bzw. Reichsbahndirektion (Rbd). Dieser ist in der Regel der Anfangsbuchstabe des ehemaligen Direktionssitzes. Zum Beispiel: H für Hannover, F für Frankfurt, M für München. Bei den Doppelbelegungen Essen/Erfurt, Hannover/Halle, Saarbrücken/Stuttgart/Schwerin und Köln/Karlsruhe wurde für die letztgenannten ein noch freier Buchstabe als Kennbuchstabe gewählt.

Nachfolgend wird die Betriebsstelle mit einem eindeutigen Kürzel kodiert. Dies reicht von einem Buchstaben wie bei MA für Regionaldirektionsbereich München – Augsburg bis hin zu vier Buchstaben etwa bei EMSTP Regionalbereich Essen – Münster (Westfalen) Personenbahnhof.

Betriebsstellen des Auslands werden unter den Kürzeln X und Z aufgeführt. An zweiter Stelle wird ein Länderkürzel angegeben. Beispielsweise steht XDKH für Auslandsbereich X – Dänemark – Koebenhavn H.

Streckenwechsel werden an erster Stelle mit einem Y bezeichnet.

Ein X am Ende des Kürzels kennzeichnet dagegen ein Ausbesserungswerk (AW), z. B. LDX (AW Dessau), KKROX (AW Krefeld-Oppum). Diese Kürzel sieht man z. B. im so genannten Revisionsraster von Loks und Wagen. Diese geben an, welchem Ausbesserungswerk das jeweilige Schienenfahrzeug zugeordnet ist und wann es zuletzt hauptuntersucht wurde.

Erläuterung der Kennbuchstaben:

A
Hamburg (A=Altona)
B
Berlin
C
Ausländische Örtlichkeiten von Schienengüterverkehrsunternehmen
D
Dresden
E
Essen
F
Frankfurt
H
Hannover
I
Ortsfeste und ortsveränderliche Energieanlagen der 16,7-Hertz-Energieversorgung
J
Ausländische Örtlichkeiten von Schienengüterverkehrsunternehmen
K
Köln
L
Halle
M
München
N
Nürnberg
O
Ausländische Örtlichkeiten in Ländern, die vollständig in das Europäische Fahrplanzentrum eingebunden sind
P
Ausländische Örtlichkeiten in Ländern, die vollständig in das Europäische Fahrplanzentrum eingebunden sind
Q
Örtlichkeiten von 50-Hertz-Anlagen
R
Karlsruhe
S
Saarbrücken
T
Stuttgart
U
Erfurt
V
Tankanlagen für Verbrennungsfahrzeuge
W
Schwerin
X
Ausland (z. B. XFPO für Paris-Est, die frühere Unterteilung „X=West/Z=Ost“ existiert nicht mehr)
Y
Streckenwechsel
Z
Ausland (z. B. ZLV für Vilnius, die frühere Unterteilung „X=West/Z=Ost“ existiert nicht mehr)

Name

Unter Name ist die Betriebsstelle angegeben, z. B. „Lübeck-Travemünde Skandinavienkai Grenze“.

Art

Unter Art wird ein Kürzel für die Art der Betriebsstelle angegeben:

Abzw
Abzweigstelle
Anst
Anschlussstelle
Awanst
Ausweichanschlussstelle
Bf
Bahnhof
Bft
Bahnhofsteil
Bk
Blockstelle
Bush
Bushaltestelle
Dkst
Deckungsstelle
Est
Einsatzstelle für Zugpersonal
Fwst
Fernwirkstelle
Gp
Grenzpunkt
Hp
Haltepunkt
LGr
Landesgrenze
LW
Laufweg
Museum
Museumsbahnhof
PDGr
Produktionsdurchführungsgrenze
RBGr
Regionalbereichsgrenze
Sbk
Selbsttätige Blockstelle
Schstr
Schutzstrecke
Slst
Schiffslandestelle
Sp
Schaltposten
Strw
Streckenwechsel
Tp
Tarifpunkt
Urw
Umrichterwerk
Uw
Unterwerk
Üst
Überleitstelle
Zes
Zentralschaltstelle
NE-*
Nichtbundeseigene Eisenbahn
vp-*
verpachtet

Beispiele

Die Betriebsstelle ist der Bahnhof in Bad Godesberg.

Zunächst wird der Regionalbereich, in dem der Bahnhof liegt, ausgewählt. Bonn Bad-Godesberg gehört zum Regionalbereich Köln, also K. Es folgt die Abkürzung für Bonn-Bad Godesberg: BBG. Die Betriebsstelle hat also das Kürzel KBBG.

Im Verzeichnis ist unter dem Kürzel KBBG der Name der Betriebsstelle zu finden, Bonn-Bad Godesberg und die Art der Betriebsstelle, Bf = Bahnhof.

Kürzel:  Name:                                Art:
AA       Hamburg-Altona                       Bf
AA  2    Hamburg-Altona (EST)                 Est
AA  K    Hamburg-Altona Gbf (Ak)              Bft
AA  N    Hamburg-Altona (An)                  Bft
AA  P    Hamburg-Altona (Ap)                  Bft
AA  W    Hamburg-Altona Kai                   Bft
AAS      Hamburg-Altona (S-Bahn)              Bf
AH       Hamburg Hbf                          Bf
EPD      Paderborn                            Bf
HC       Celle                                Bf
HH       Hannover Hbf                         Bf
HHAS     Haste                                Bf
HHM      Hameln                               Bf
HM       Minden                               Bf
KBBGG    Bonn-Bad Godesberg Gbf               Bf
KZU      Euskirchen Zuckerfabrik              Hp
LSTI     Stiege                               NE-Bf
NHO      Hof Hbf                              Bf
YLLCI    Chemnitz-Hilbersdorf Strw 6258/6257  Strw

Im Rahmen der Open-Data-Initiative gibt die Deutsche Bahn AG diese Daten unter einer Creative-Commons-Lizenz heraus.[3]

Österreich

Ebenso wie die DB in Deutschland haben auch die ÖBB in Österreich eine Abkürzungsliste für ihre Betriebsstellen. Dieses Regelwerk „30.04.21 Verzeichnis der Betriebsstellencodes“ ist auch noch unter seiner alten Abkürzung DB 640 („Dienstbehelf 640“) bekannt.

Es gliedert sich in zwei Abschnitte:

Abschnitt 1 – Verzeichnis der Betriebsstellen
alphabetisch geordnet mit dazugehöriger Codierung

Abschnitt 2 – Verzeichnis der Codierungen
alphabetisch geordnet mit dazugehörigem Langtext

Im Gegensatz zum deutschen Verzeichnis, sind lediglich die Codierung und der Langname der Betriebsstellen enthalten, nicht jedoch die Art. Es ist jedoch möglich mithilfe der Codierung auf die Betriebsstellenart rückzuschließen. Dabei bedeutet:

A Anschlussbahn
B Blockstelle
E Eisenbahnkreuzung
G Grenze (national und international)
H Haltestelle
K Ausweichanschlussstelle bzw. Halte- und Ladestelle
L Ladestelle
S Selbstblockstelle
U Überleitstelle
W Abzweigweiche (= Abzweigstelle innerhalb eines Bahnhofes)
Z Abzweigstelle

Diese Buchstaben werden hinter dem Code des in Fahrtrichtung 1 zurückgelegenen Bahnhofes angegeben und innerhalb des Bahnhofabstandes durchnummeriert. Dabei verwenden alle Arten einen eigene Nummerierung beginnend bei 1, nur Selbstblock-, Abzweig- und Überleitstellen werden zusammengefasst. Selbstblockstellen werden abschließend noch mit der Nummer der Fahrtrichtung ergänzt.

Beispiel 1: Abschnitt Mödling – Pfaffstätten, Teil der Südbahn.

Md Bahnhof Mödling
Md S11 Selbstblockstelle Md 1 (in Fahrtrichtung 1)
Md H1 Haltestelle Guntramsdorf-Thallern
Md U2 Überleitstelle Md 2
Md H2 Haltestelle Gumpoldskirchen
Md S31 Selbstblockstelle Md 3 (in Fahrtrichtung 1)
Bf Bahnhof Pfaffstätten

Im Bedarfsfall kann auch noch ein Buchstabe hintangestellt werden, um bei einem Abzweigbahnhof die Strecke kenntlich zu machen. Zum Beispiel Neu H1 = Haltestelle Kimpling an der „Hauptstrecke“ Wels > Neumarkt-Kallham > Passau; Neu H1P = Haltestelle Wendling zwischen Neumarkt-Kallham und Pram-Haag.

Abweichungen zu den oben genannten Buchstaben sind möglich und kommen im Zuge von Änderungen der Betriebsstellen immer wieder vor. So wurde beispielsweise aus der ehemaligen Halte- und Ladestelle Staatz eine reine Haltestelle, der Betriebsstellencode blieb jedoch Enz K1.

Schweiz

In der Schweiz vergibt das Bundesamt für Verkehr für jede Haltestelle des Öffentlichen Verkehrs, also für Eisenbahnen, Straßenbahnen, Busse, Schiffe, Seilbahnen usw. eindeutige Namen. Diese werden in der Dienststellendokumentation, kurz DiDok, veröffentlicht. In dieser sind auch Abkürzungen der einzelnen Eisenbahn-Dienststellen enthalten, die von den Bahnunternehmen der Schweiz genutzt werden.

Liechtenstein

Liechtensteinsche Bahnhöfe haben wie auch die österreichischen eine mit 81 beginnende Interne Bahnhofsnummer (IBNR).

Schweden

In Schweden gibt es für Bahnstationen ebenfalls ein Abkürzungsverzeichnis.[4]

USA

Das amerikanische Eisenbahnverkehrsunternehmen Amtrak benutzt ebenso einen Code für seine Bahnhöfe. Dieser sogenannte „Station Code“ besteht aus drei Buchstaben, ist aber nicht zu verwechseln mit dem IATA-Code für Flughäfen bzw. Bahnhöfe.[5]

Siehe auch

Literatur

  • DB Netz AG: Gleise in Serviceeinrichtungen. Stand 1. Januar 2010 II

Weblinks

Einzelnachweise