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Freilassungsbrief der Marie Sendeker aus Ostbevern
Zur Sache
Am 23 Februar 1708 im Haus Darup entlässt Anna Maria Sybilla von Plettenberg, geb. von Galen ihre Magd Marie Sendeker aus der Leibeigenschaft in die Freiheit.
Der Text
Ich Anna Sibilla Frau von Plettenberg geborene von Galen, Frau zu Darup, Meschede von Berlahr, tue kund und bezeuge hiermit, für mich meine Erben und sonst jedermann, dass ich heut dato meine bisherig eigengehörige Magd Maire Sendeker, vom hörigen (gehörenden, d.h abhängigen) Sendeker und christlichen Eheleuten des Kirchspiels Oostbevern eheliche gezeugten Tochter habe „manu mitterit“ (lat. von der Hand geschickt), frei, ledig und losgelassen von aller Eigentums-Pflicht, -Recht und -Gerechtigkeit dieselbe aus dem Eigentum in die Freiheit gesetzt und mich aller Ansprüche und Forderungen, so ich bishero ihrer Person gehabt, ganz und zumal gegeben, tue auch solches hiermit, von Kraft dessen Dergestalt und also, das besagte Marie Sendeker, nach dato dieses nach frei geborener Leute Privilegien, in Städten (...) Gilden genießen und sich derer zu erfreuen haben möge,
ohne einige mein und meiner Mitgeschriebenen einrede und besprochen, gelobe derowegen mehr gesagter Marie Sendeker, dieser von mir erlangten Freiheit, jederzeit zu gestehen, sooft es dieses noch erfordert und ich der Gebühr darüber angelangt werde. Urkundlich meiner eigenhändigen Unterschrift und bei gedrüchtem angeborenen Grafschaft.
gegeben Darup den 23. Febris 1708
Anna Maria Sibille Frau von Plettenberg geb. von Galen
(Text den heutigen Sprachgebrauch angepasst, Anm. d. Verf.)
Zu den Personen
Anna Maria Sybilla von Plettenberg geb. von Galen
Am 10. Oktober 1705, verstarb Johann Mathias von Droste zu Darup, unverheiratet und ohne leibliche Nachkommen auf dem Hause Darup. In seinem Testament vom 15. September 1705 hatte er die beiden Töchter seiner Schwester ( Clara Elisabeth von Droste und ihres Ehefrau des Johann Diderich von Galen zu Hohenover): Clara Margaretha Elisabeth von Galen und Anna Maria Sybilla von Galen, als Erben bestimmt. Die Erstere blieb unverheiratet; die Zweite heiratete in erster Ehe im Jahre 1707 - der Ehevertragg wurde am 19. Oktober 1707 wurde geschlossen - Ernst Victor von Plettenberg, Herr zu Berlahr (Ortsteil von Bestwig) und Meschede. Er war Kapitän einer Kompanie Dragoner des Kurfürsten von Köln und fiel im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) am 29. Mai 1712 in der spanischen Hafenstadt Valencia. Die Ehe blieb folglich kinderlos. Am 10. Februar 1714 heiratete Anna Maria Sybilla in der katholischen Pfarrkirche St. Fabian und Sebastian zu Darup den wesentlich älteren Witwer, Oberst Caspar Lothar Dietrich von Bönninghausen, der schon mehrere Kinder aus der ersten Ehe mit in die Verbindung brachte. Die Ehe blieb ebenfalls kinderlos aber von da ab residierten die Bönninghausen auf Haus Darup. Da mehrere Freiheitsbriefe von ihrer Hand im Landesarchiv zu finden sind, kann davon ausgegangen werden, dass dieser Freiheitsbrief keine Ausnahme war.
Marie Sendeker
Anna Maria Sendeker wurde am 3.6.1674 in Ostbevern als Tochter der Bauersleuten Henrich und Trineke Sendeker, geboren. Sie war die zweite "überlebende" Tochter. Ihre ältere Schwester Anna (*14.12.1670) hatte am 7.11.1690 bereits Georg Jürgen Große Brinkmann geheiratet und den elterlichen Hof übernommen. Die Eltern sind zeitgleich am 11.3.1703 in Ostbevern verstorben (Todesursache wird nicht angegeben) Sie wird für diesen Brief, der zur Erlangung ihrer persönlichen Freiheit geführt hat, wohl einige Jahre als Magd im Haus Darup gearbeitet haben. Als einziges Privileg für ihre Arbeit als Magd in Darup hatte sie dafür einen festen Platz bei dem dem Evangelisten St. Johannis in der Pfarrkirche in Darum, was in einem Vertrag 22. September 1705 dem Hause Darup von der Pfarrgemeinde noch mal zugesichert wird. Da der Brief in Vinnenberg aufgefunden wurde, kann berechtigt vermutet werden, dass Sie nach dem Dienst in ihre Heimat Ostbevern zurück gekehrt ist. Was aus ihr wurde ist nicht bekannt. Der Rest der Familie verblieb noch für 100 Jahre in Leibeigenschaft zur Familie von Bönnighausen: Erst unter Napoleon wurde in Westfalen 1808 endgültig abgeschafft.
Zum Dokument
Das Dokument wurde im Archiv des Kloster Vinnenberg eingelagert und gelangte von dort, nach der Säkularisierung des Klosters in das Staatsarchiv in Münster.
Papier
Die Risse im Papier dürften auf Wurmfrass im gefalteten Zustand zurückzuführen sein. |