Deutscher Verband Ergotherapie

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Deutscher Verband Ergotherapie
(DVE)
Rechtsform Eingetragener Verein
Zweck Berufsverband von Ergotherapeuten in Deutschland
Sitz Karlsbad-Ittersbach
Gründung 1954

Ort Karlsbad
Vorstand Andreas Pfeiffer, Birthe Hucke, Bettina Kuhnert, Julia Schirmer
Geschäftsführerin Anja Esther Baumann
Mitglieder 12.000
Website dve.info

Der Deutsche Verband Ergotherapie e. V. (DVE), bis 2020 Deutscher Verband der Ergotherapeuten e. V., ist der Berufsverband aller Ergotherapeuten in Deutschland. Zu seinen mehr als 12.000 Mitgliedern zählen in erster Linie Ergotherapeuten mit eigener Praxis, in der Klinik, im Angestelltenverhältnis ebenso wie in Ausbildung befindliche künftige Berufsausübende.

Verband

Der Verein wurde 1954 gegründet. Die konsequente Erweiterung der Kompetenzen und Fähigkeiten dieses Heilberufes mündeten Anfang der 1990er Jahre in die Umbenennung der Berufsbezeichnung in Ergotherapie. Seither nennt sich der Verband Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V. Die heutigen Einsatzbereiche und Therapiemethoden der Ergotherapie sind unter anderem das Resultat des Übergangs von der mechanistischen zur ganzheitlichen Betrachtung (holistische Sichtweise), sowohl des erkrankten Menschen als auch seines Umfelds. Damit hebt sich die Ergotherapie maßgeblich von Behandlungsmethoden ab, die vorwiegend oder ausschließlich mechanische und/oder körperliche Aspekte berücksichtigen.

Der Verband vertritt die Interessen seiner Mitglieder bei Politik, Behörden, Ministerien, Krankenkassen und anderen Partnern des Gesundheitswesens und trägt somit zur Sicherung und Weiterentwicklung des von ihm vertretenen Berufsstandes bei. Der DVE ist international vernetzt und Mitglied im Europäischen Verband der Ergotherapeuten (COTEC) sowie im Weltverband der Ergotherapeuten (WFOT).

Ziele

Der Verband sichert und baut den Stellenwert der Ergotherapie als medizinisches Heilmittel aus, indem er aktiv die Rahmenbedingungen für hochwertige therapeutische Leistungen mitgestaltet. Qualitätssicherung und Entwicklung der Ergotherapie sind dabei seine Zielsetzungen. Der DVE tritt u. a. aktiv ein für eine gemeinsame Berufsidentität, die Stärkung des Ansehens der Ergotherapie in Politik und Gesellschaft, die Akademisierung der Ausbildung, eine angemessene Vergütung ergotherapeutischer Leistungen, die Förderung einer evidenzbasierten Praxis (EBP) als Qualitätsstandard der ergotherapeutischen Arbeit, die Auswirkungen des demografischen Wandels durch therapeutische und präventive Maßnahmen aufzufangen, die Unterstützung und Umsetzung einer inklusiven Gesellschaft unter Berücksichtigung der Ziele der UN-BRK (Aktionsplan des DVE)

Der Verband unterstützt seine Mitglieder darin, Menschen individuell und bestmöglich nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu behandeln und deren Habilitation, Rehabilitation, Teilhabe und/oder Wiedereingliederung in Gesellschaft/Arbeitsleben zielführend zu begleiten und zu fördern.

Geschichte

Die Wurzeln des Verbandes ab 1950

1950 gründen die ersten Therapeutinnen, die mit der Unterstützung des britischen Roten Kreuzes einen zwölfmonatigen Lehrgang als Beschäftigungstherapeuten abgeschlossen haben, eine Arbeitsgemeinschaft. Bereits drei Jahre später veröffentlicht das niedersächsische Ministerium den Erlass zur Errichtung von staatlich anerkannten Schulen für Beschäftigungstherapie. Noch 1953 startete der erste Ausbildungskurs an der neuen Schule für Beschäftigungstherapie am Annastift in Hannover. Am 1. Oktober 1954 wurde aus der bestehenden Arbeitsgemeinschaft der Verband der staatlich anerkannten Beschäftigungstherapeuten gegründet. In den folgenden Jahren kristallisierten sich die wichtigsten Aufgabenbereiche für den jungen Verband heraus.

Berufsbild und die Anerkennung der Leistungen

1958 trat eine Neufassung der staatlichen Anerkennung und Prüfungsordnung für Beschäftigungstherapeuten in Niedersachsen in Kraft. 1965 wurde Antrag auf staatliche Anerkennung der Beschäftigungstherapeuten auf Bundesebene gestellt. In den folgenden Jahren entbrannte intern eine kontroverse Diskussion über das Berufsbild des Beschäftigungstherapeuten oder des Beschäftigungs- und Arbeitstherapeuten. Der Verband drohte sich an dieser Frage in zwei Teile zu spalten. 1971 wurden, nach einjährigen Tarifverhandlungen, Beschäftigungstherapeuten erstmals in den BAT (Bundes-Angestelltentarifvertrag) eingruppiert. 1977 trat das Gesetz über den Beruf des Beschäftigungs- und Arbeitstherapeuten in Kraft. 1979 wurden die Leistungen der Beschäftigungs- und Arbeitstherapeuten durch die Krankenkassen anerkannt. 1990, nach dem Wegfall der innerdeutschen Grenze, stand der Verband auch für die Kollegen der ehemaligen DDR offen. 1991 gelang ein Durchbruch bei den Verhandlungen mit den Krankenkassen. Zum ersten Mal wurde ein differenzierter Preis-Leistungskatalog mit dem Verband der Angestellten-Krankenkassen e. V. (VdAK) vereinbart. Tarifgespräche werden mit der Gewerkschaft ÖTV aufgenommen. 1992 änderte der Verband seinen Namen in Deutscher Verband der Ergotherapeuten (Beschäftigungs- und Arbeitstherapeuten) e. V. 1994 verabschiedete die Mitgliederversammlung des Berufsverbandes die Berufsethik der Ergotherapie und legte damit Standards für die berufliche Praxis und Leitlinien für professionelles Handeln, Arbeiten und Verhalten fest. 1999 trat die Änderung der Berufsbezeichnung in Ergotherapeut in Kraft. 2005 wurden die ersten Ergotherapie-Praxen nach IQH Excellence zur Qualitätssicherung zertifiziert.

Aus- und Weiterbildung

1953 startete die Schule für Beschäftigungstherapie am Annastift in Hannover. 1961 erschien die erste Ausgabe der Fachzeitschrift Beschäftigungstherapie und Rehabilitation. In Berlin wurde 1963 eine erste Schul- und Ausbildungsleiterkonferenz einberufen. 1983–1988 wurden in mehreren Schritten Standards für die Ausbildung zum Beschäftigungs- und Arbeitstherapeuten gesetzt. 1990 kamen 400 Teilnehmer aus den neuen Bundesländern zur Jahresfortbildungstagung nach Berlin. Ihre Ausbildung wurde der westdeutschen gleichgestellt. Die Ergotherapie entwickelte und spezialisierte sich in diverse Fachbereiche. 1995 startete der erste Weiterbildungslehrgang zum Fachergotherapeuten für Psychiatrie und Psychosomatik. 1996 wurde der Verband der deutschen Ergotherapie-Schulen (VDES) gegründet. 1997 fand der erste Weiterbildungsstudiengang an der Fachhochschule Osnabrück statt. Damit wurde die Basis für die wissenschaftliche Begründung der therapeutischen Arbeit geschaffen. 2003 wurde die erste Professur für Ergotherapie an der FH Osnabrück besetzt. Mit dem Inkrafttreten der Modellklausel 2009 bestand für die deutsche Ergotherapie erstmals die Möglichkeit, in Modellvorhaben eine grundständige akademische Ergotherapie-Ausbildung umzusetzen, die sowohl mit einem Hochschulgrad als auch der Berufszulassung abschließt. Ob es gelingen wird, die zeitlich befristete Modellklausel (die Klausel läuft am 31. Dezember 2017 aus) mit Leben zu füllen, hängt entscheidend von den Ländern ab.

Politische Aktivitäten

1974 arbeitete der Verband in den Ausschüssen des Bundesministeriums für Familie und Gesundheit mit. 1990 schlossen sich die Verbände von insgesamt sieben medizinnahen Berufen zur Arbeitsgemeinschaft medizinischer Fach- und Assistenzberufe (AG MFA) zusammen. Ziel dieser gemeinsamen Interessensvertretung in Politik und Praxis waren die Weiterentwicklung der Aus- und Weiterbildung, der Qualität der Leistungserbringung, der Arbeits- und Karrierebedingungen sowie die Leistungsvergütung. 1991 wurde außerdem die Arbeitsgemeinschaft Medizinalberufe in Therapie und Geburtshilfe (AG MTG) ins Leben gerufen, mit der Aufgabenstellung die Ausbildung zu akademisieren und den Beruf zu professionalisieren. 1993, in der Konzertierten Aktion im Gesundheitswesens (zur Kostendämpfung), waren die Heilmittelverbände vertreten. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Heilmittelverbände e. V. (BHV), heutiger Spitzenverband der Heilmittelerbringer (SHV), wurde 1997 als Dachverband zum Ansprechpartner für Politik, Ärztevertretungen und Krankenkassen gegründet. Das Gutachten des Sachverständigenrates zur Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit des Gesundheitswesens in Deutschland wurde 2001 veröffentlicht und gab der Gesundheitspolitik wie allen am deutschen Gesundheitswesen Beteiligten in den folgenden Jahren eine klare Richtung vor.

Gesetzliche Regularien wie zum Beispiel die Heilmittel-Richtlinie (2011), die Einführung einer Modellklausel in das Berufsgesetz der Ergotherapeuten (2009), die Fallpauschale (2002), Budgetierung und Richtgrößen (2006), die UN-BRK und der Paradigmenwechsel vom Krankheitsfolge-Modell zum bio-psycho-sozialen Modell, der mit der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF, 2001) Einzug in die Sozialgesetzgebung hielt, wirkten sich nachhaltig auf die Patientenversorgung aus. Der DVE positionierte sich mit dem DACHS-Projekt (2007) zum Thema Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit und brachte sich aktiv in die Gestaltung eines pauschalierten Entgeltsystems im Bereich der psychiatrischen Versorgung ein (2010). Der Aufbau der Datenbank für evidenzbasierte Praxis, kurz EBP-Datenbank auf der Verbands-Homepage war ein wichtiger Schritt für Forschung, Wissenschaft und Ausbildung, aber auch die Grundlage für Betrachtungen zu Wirksamkeit und Kosteneffektivität der Ergotherapie bzw. Ergotherapie-relevanter Interventionen. Im Zuge der UN-Behindertenrechtskonvention verabschiedete der DVE 2012 seinen Aktionsplan. Die 2014 aufgebaute Datenbank für Bachelor- und Masterarbeiten, in der einerseits alle Absolventen ihre Arbeiten einstellen und andererseits alle Ergotherapeuten diese einsehen können, sollte ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaftsorientierung und Vernetzung beitragen.

Internationalisierung

1958 wurde der Deutsche Bundesverband der staatlich anerkannten Beschäftigungstherapeuten als 12. Mitglied in den Weltverband (World Federation of Occupational Therapists, WFOT) aufgenommen. 1982 richtete das Organisationskomitee den Weltkongress in Hamburg aus. 1988 übernahm der Verband den stellvertretenden Vorsitz im 1986 gegründeten europäischen Council of Occupational Therapists for the European Countries (COTEC). 1995 initiierte COTEC die Gründung eines europäischen Netzwerks ergotherapeutischer Ausbildungsstätten, dem European Network of Occupational Therapy in Higher Education (ENOTHE). Die Aufgaben des Netzwerks sind es, die Weiterentwicklung der Ausbildungscurricula und deren Standards zu gewährleisten und eine gegenseitige akademische Anerkennung zu ermöglichen. 1999 zählten bereits 13 deutsche Mitgliedsschulen zu den insgesamt etwa 70 ENOTHE angeschlossenen Mitgliedsschulen. Die Anforderungen des Weltverbandes der Ergotherapeuten (WFOT) wurden maßgeblich in die erstmals 1984 erarbeiteten Standards für die Ergotherapie-Ausbildung des DVE eingearbeitet; diese traten zum 1. Januar 2005 in Kraft. Aufgrund einer Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Europäischen Rats zur Einrichtung des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR), der am 23. April 2008 in Kraft trat, verständigten sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Kultusministerkonferenz (KMK) 2006 darauf, gemeinsam einen Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) zu entwickeln. Dieser wurde im Mai 2013 eingeführt. Er soll u. a. Qualifikationen aus allen Bereichen der Bildung sowohl in Deutschland als auch in Europa vergleichbar und verständlicher machen. Geplant sind im Januar 2017 nochmals Beratungen und auch die voraussichtlich endgültige Entscheidung zu den einzelnen Einstufungen stattfinden zu lassen.

Organe

  • Die Mitgliederversammlung (MV)
  • Der Vorstand mit dem Vorsitzenden, dem Vorstandsmitglied für Standards und Qualität, dem Vorstandsmitglied für Versorgung und Kostenträger und dem Vorstandsmitglied Bildung und Wissenschaft
  • Die Delegiertenversammlung (DV) beschließt Geschäftsordnungen, benennt den Beirat und erarbeitet und beschließt Empfehlungen für das Handeln des Vorstands.
  • Die Landesgruppen (LG) beschäftigen sich mit berufspolitischen Fragen auf Landesebene, nehmen Aufgaben wahr, die einer Präsenz vor Ort oder bestimmter regionaler Kontakte und Kenntnisse bedürfen und sichern den Informationsfluss top down. Die Landesgruppen sind nach den Landesgrenzen der Bundesländer eingeteilt.
  • Die Fachausschüsse (FA) haben das Ziel, die Qualität der Ergotherapie inhaltlich und methodisch zu verbessern, sie aktuellen Entwicklungen auf fachlicher und gesellschaftlicher Ebene anzupassen. Derzeit gibt es folgende Fachausschüsse: Arbeit und Rehabilitation, Angestellte, Geriatrie, Lehrende, Neurologie, Orthopädie/Traumatologie/Rheumatologie, Pädiatrie, Prävention und Gesundheitsförderung, Psychiatrie, Selbstständige sowie Technische Medien und Mittel

Weitere Gremien

  • Der Ausbildungsausschuss (AA) ist Partner der Ausbildungsstätten für Ergotherapie und trägt zur Sicherung der Ausbildungsqualität bei.
  • Die BundesSchüler- und -StudierendenVertretung(BSSV) vertritt die Schüler- und Studierendenmitglieder sowie deren Interessen im Verband.
  • Die Bundesverhandlungskommission(BVK) führt alle Kassenverhandlungen auf Bundes- und Landesebene.
  • Die COTEC- und WFOT-Delegierten vertreten den DVE in den internationalen Ergotherapie-Verbänden. Ihre zentrale Aufgabe besteht in der Kontaktaufnahme und -pflege sowie der Vernetzung der in Europa (COTEC) und weltweit organisierten Ergotherapeuten (WFOT).
  • Außerdem gibt es im DVE Arbeitsgruppen (AG), die sich mit bestimmten Themen oder Fachbereichen beschäftigen, in denen die Ergotherapie bisher noch wenig vertreten ist. Auch sie stellen den Verbandsmitgliedern Informationen zur Verfügung, beraten und stehen in Kontakt mit verschiedenen Entscheidungsträgern aus der Gesundheitspolitik.

Die Arbeit in allen Gremien des DVE erfolgt ehrenamtlich.

Weblinks