Marinegruppenkommando

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Marinegruppenkommandos (MGK) waren operative Führungsstellen des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine für die Sicherungsstreitkräfte in einem abgesteckten größeren Seeraum. Am 1. Februar 1943 wurden in den Bereichen Nordsee, Ostsee und Norwegen die Befehlsstrukturen reformiert und Marineoberkommandos gebildet. Während im Westraum das MGK West bis zur Niederlage die bestimmende Kommandoeinheit blieb, wurde im Kommandobereich Mittelmeer auch nach der Kapitulation Italiens kein Oberkommando gebildet, erst nach der Niederlage Deutschlands im Westlichen Mittelmeer, im Schwarzen Meer und in der Ägäis kam es 1945 noch zur Aufstellung eines MOK Süd.

Marinegruppenkommando Ost

Das erste Marinegruppenkommando wurde im November 1938 in Kiel für den Ostseeraum aufgestellt. Während des Überfalls auf Polen lag die Führungsstelle in Swinemünde. Als das Marinegruppenkommando West (Führungsstab für Nordsee und Atlantik) mit Abschluss des Westfeldzuges nach Paris verlegte, zog das MGK Ost unter Umbenennung zum Marinegruppenkommando Nord am 10. August 1940 nach Sengwarden bei Wilhelmshaven. Der Oberbefehlshaber trug bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs noch den Titel Marinegruppenbefehlshaber

  • Generaladmiral Conrad Albrecht --- 1. November 1938 bis 30. Oktober 1939
  • Admiral Rolf Carls --- 31. Oktober 1939 bis 20. September 1940

Marinegruppenkommando West

Das zweite Marinegruppenkommando wurde im August 1939 als operativer Führungsstab für die Nordsee und den Atlantik in Sengwarden bei Wilhelmshaven aufgestellt. Im August 1940 verlegte das MGK West nach Paris. Gleichzeitig wurde die Befehlsführung in der Nordsee an das MGK Nord abgetreten. Der im September 1942 neu ernannte Oberbefehlshaber war in Personalunion zunächst auch Kommandierender Admiral Frankreich. Diese Stelle wurde am 16. November 1942 aber integriert. Neben die Aufgaben eines operativen Führungsstabes kam damit noch truppendienstliche Verantwortung hinzu. Der Gruppe unterstand der Befehlshaber der Sicherung West (BSW), gelegentlich auch im Westraum operierende Flottenstreitkräfte, z. B. die Bismarck oder die Schlachtschiffe während des Kanaldurchbruchs; aber nicht die U-Boote und die Atlantikkriegführung mit Überwasserstreitkräften. Das MGK West wurde mit Aufstellung des MOK West am 20. Oktober 1944 aufgelöst.

Schematische Kriegsgliederung des Marinegruppenkommandos West am 6. Juni 1944

Marinegruppenkommando Nord

Am 10. August 1940 durch Umbenennung aus dem Marinegruppenkommando Ost hervorgegangen. Über den bisherigen Ostseeraum hinaus war es operative Führungsstelle für die Deutsche Bucht, Dänemark, Norwegen und Nordsee. Ihn unterstellt wurden die Kommandierenden Admirale der Marinestationen der Ost- und Nordsee sowie die Befehlshaber der Sicherung in diesen Kommandoabschnitten. Als auf dem Höhepunkt des Krieges keine umfassenden Operationen im Nordseeraum mehr erwartet wurden, erfolgte im März 1943 die Verschmelzung mit dem Flottenkommando. Der bisherige Flottenchef wurde Oberbefehlshaber. Am 31. Juli 1944 wurde das MGK Nord auch formell aufgelöst.

  • Generaladmiral Rolf Carls --- 21. September 1940 bis 2. März 1943
  • Generaladmiral Otto Schniewind --- 2. März 1943 bis 30. Juli 1944

Deutsches Marinekommando Italien

Im November 1941 mit der Verlegung deutscher Seestreitkräfte in das Mittelmeer aufgestellt. Befehlshaber wurde der Deutsche Admiral beim Admiralstab der Königlich Italienischen Marine, der diese Stelle in Personalunion beibehielt. Mit Wirkung vom 1. Dezember 1941 wurden ihm Stellung und Befugnisse eines Kommandierenden Admirals übertragen. Das Deutsche Marinekommando war der italienischen Marine bis zum Ausscheiden des Landes aus dem Bündnis operativ unterstellt. Doch erfolgte auch danach keine Aufwertung zu einem vollwertigen Gruppenkommando. Im Januar 1945 wurde das Marinekommando Italien aufgelöst und das Mittelmeer dem Marineoberkommando Süd unterstellt.

Marinegruppenkommando Süd

Am 30. Juni 1941 entstand aus der Stelle des Admirals Südost das Marinegruppenkommando Süd. Das Stabsquartier befand sich von Juni 1941 bis August 1944 in Sofia (Bulgarien), danach noch drei Monate lang in Österreich. Die Gruppe war zuständig für den Balkan und die operative Führung im Schwarzen Meer, in der Adria und der Ägäis. Doch außer der Donauflottille und den Transportstaffeln des Seetransportchefs Südost unterstanden der Gruppe unmittelbar keine eigenen Seestreitkräfte. Diese unterstanden vielmehr den Kommandierenden Admiralen Schwarzes Meer, Adria und Ägäis, die räumlich gar nicht zusammenwirken konnten. Am 30. Dezember 1944 wurde die Dienststelle aufgelöst. Die danach noch bestehenden Aufgaben der Gruppe wurden vom Admiral z. b. V. Südost abgewickelt. Am 1. Januar 1945 Aufstellung des Marineoberkommandos Süd.

Quellen

  • Hans H. Hildebrand, Walter Lohmann: Die deutsche Kriegsmarine. 1939–1945. Gliederung, Einsatz, Stellenbesetzung. 3 Bände. Podzun, Bad Nauheim 1959–1964 (Loseblattausgabe).
  • Hans H. Hildebrand: Die organisatorische Entwicklung der Marine nebst Stellenbesetzung 1848 bis 1945 (= Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 2). 3 Bände. Biblio-Verlag, Osnabrück 2000, ISBN 3-7648-2541-3.