Diedrich Westermann

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Diedrich Hermann Westermann (* 24. Juni 1875 in Baden bei Bremen; † 31. Mai 1956 ebenda) war ein deutscher Afrikanist und Ethnologe. Er gehört, zusammen mit Carl Meinhof, zu den Begründern der wissenschaftlichen Afrikanistik, deren ersten Lehrstuhl er 24 Jahre lang innehatte.

Leben

Westermann machte nach der Schule eine Lehre als Postgehilfe, bevor er sich bei der Norddeutschen Mission in Bremen bewarb. Von dort wurde er 1885 ins Missionsseminar nach Basel geschickt. Neben dem Unterricht brachte er sich ohne Erlaubnis autodidaktisch Arabisch bei. 1900 erhielt er den Entsendeauftrag in die deutsche Kolonie Togo. Er trat seinen Dienst im heutigen Ghana an und erlernte die Ewe-Sprache. Er entwickelte sich als erster Europäer zu einem kompetenten Sprecher. Eine Erkrankung zwang ihn aber 1903 zur Heimreise.

In Deutschland wertete er seine Aufzeichnungen aus und fertigte ein Übungshandbuch-Deutsch für Ewe-Sprecher an, ein Wörterbuch sowie eine Grammatik des Ewe. In Tübingen arbeitete er mit an der Bibelübersetzung ins Ewe. 1907 reiste er erneut nach Togo, doch wieder musste er krankheitsbedingt heimkehren.

1908 rief ihn Carl Meinhof als Sprachlehrer für Ewe an das Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin. 1909 wurde er dort mit Professorentitel Nachfolger Meinhofs. Das Seminar sollte Sprachkenntnisse für die deutschen Kolonien vermitteln. Als dies nach 1918 sinnlos wurde, war das Seminar in einer Krise, die durch neue Zielsetzungen in der Forschung überwunden wurde. 1921 wurde er Professor für afrikanische Sprachen mit dem Seminar für Orientalische Sprachen (SOS) an der damaligen Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, 1925 folgte als zweiter Professor Martin Heepe. Von 1926 bis 1939 war Westermann zudem mit dem Franzosen Henri Labouret Direktor des International Institute of African Languages and Cultures, wo er sich um die Entwicklung des Afrika-Alphabets verdient machte. Dem Kolonialrevisionismus der Weimarer Republik wurde zugearbeitet. Ein Schwerpunkt war die Auswertung der phonetischen Aufnahmen von kriegsgefangenen Afrikanern im I. Weltkrieg, die Wilhelm Doegen hinterlassen hatte.[1] Mit dem Machtantritt der NS-Bewegung erhielt das Institut neuen Auftrieb und folgte den neuen politischen Zielen.[2] Das Seminar wurde schließlich in die Auslandswissenschaftliche Fakultät der HU integriert, die ab 1940 der SS-Mann Franz Alfred Six leitete. Nach der deutschen Niederlage in Afrika 1943 jedoch wurde die Arbeit eingestellt.[3]

1938 wurde Westermann zum ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[4] Dort bestimmte er den Arbeitsauftrag der Weiß-Afrika-Kommission 1941 mit Bevölkerungsfragen in Afrika.[5] Von 1949 bis 1951 war er Sekretär für Sprachen, Literatur und Kunst der Akademie. In der DDR wurde er nicht angefeindet, da er kein Parteimitglied der NSDAP gewesen war und Afrika mit seinen Sprachen als wichtiges Zukunftsthema galt.

In der Zeit des Nationalsozialismus war Westermann 1938 bis 1941 Vorsitzender der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. 1955 erhielt er deren Rudolf-Virchow-Plakette.

Autor (Auswahl)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. https://homepages.uni-tuebingen.de/gerd.simon/WestermannPhonetik.pdf
  2. Afrika in Berlin - Ein Stadtspaziergang des DHM. Abgerufen am 27. Juli 2020.
  3. URSULA TRÜPER: Nur ein echter Nazi ist ein vollwertiger Kolonialist. In: Die Tageszeitung: taz. 28. Februar 2001, ISSN 0931-9085, S. 16 (taz.de [abgerufen am 27. Juli 2020]).
  4. Mitglieder der Vorgängerakademien. Diedrich Westermann. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 27. Juni 2015 (mit Kurzbiographie).
  5. Holger Stoecker: Afrikawissenschaften in Berlin von 1919 bis 1945. Steiner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-515-09161-9.