Hexachloroplatinsäure

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Strukturformel
2 Struktur des H+-Ions   Struktur des Hexachloroplatinat-Ions
Allgemeines
Name Hexachloroplatin(IV)-säure
Andere Namen
  • Dihydrogenhexachloroplatinat(IV)
  • Chloroplatinsäure
  • Hexachloroplatinsäure
  • CHLOROPLATINIC ACID (INCI)[1]
Summenformel
  • H2[PtCl6] (wasserfreie Säure)
  • H2[PtCl6] · 6 H2O (Hexahydrat)
Kurzbeschreibung

orangefarbener, geruchloser, kristalliner Feststoff[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 241-010-7
ECHA-InfoCard 100.037.267
PubChem 61859
Eigenschaften
Molare Masse 409,81 g·mol−1 (wasserfrei)

517,90 g·mol−1 (Hexahydrat)

Aggregatzustand

fest

Dichte
  • 2,4 g·cm−3 (wasserfrei)[2]
  • 4 g·cm−3 (Hexahydrat)[3]
Schmelzpunkt
  • 60 °C (wasserfrei)[2]
  • 150 °C (Hexahydrat)[3]
Löslichkeit

löslich in Wasser[3][2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 290​‐​300​‐​314​‐​317​‐​334​‐​372​‐​410
P: 280​‐​301+310​‐​302+352​‐​305+351+338​‐​333+313 [3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Hexachloroplatinsäure H2[PtCl6] ist eine chemische Verbindung. Reine Hexachloroplatinsäure ist eine gelbe bis schwach orange, stark hygroskopische, an der Luft zerfließliche Substanz. Bei oft minimal vorhandenen Iridium-Verunreinigungen variiert die Farbe von Rot bis Braun oder ist noch dunkler. Die Salze der Hexachloroplatinsäure bezeichnet man als Hexachloroplatinate. In Isopropanol gelöst wird Hexachloroplatinsäure auch als Speier-Präkatalysator bezeichnet.[5][6]

Darstellung

Hexachloroplatinsäure-Kristalle H2[PtCl6]·6 H2O

Hexachloroplatinsäure kann durch oxidative Auflösung von Platin in Königswasser dargestellt werden:

Platin löst sich in Königswasser unter Bildung von Hexachloroplatinsäure.[7]

Aus wässriger Lösung entsteht dabei das Hexachloroplatinsäure-Hexahydrat H2[PtCl6] · 6 H2O, welches sich bis zum Dihydrat entwässern lässt.[8] Darüber hinaus erfolgt ein Zerfall in Wasser, Salzsäure und Platintetrachlorid, da die Protonen der Oxonium-Ionen nach dem Entzug des Wassers keine geeignete Koordinationsstelle am [PtCl6]2−-Ion finden.

Salze

Bei der Umsetzung der Säure mit verschiedenen Kationen wie Kalium (K+), Rubidium (Rb+), Cäsium (Cs+), Ammonium (NH4+), Silber (Ag+) und Thallium (Tl+) entstehen dabei schwerlösliche gelbe Niederschläge der allgemeinen Formel M2[PtCl6], die Hexachloroplatinate.[8]

Verwendung

Hexachloroplatinsäure ist Ausgangsverbindung zur Synthese platinhaltiger Zytostatika, z. B. Cisplatin, Oxaliplatin oder Carboplatin. Hexachloroplatinsäure wird zur Herstellung von Katalysatoren durch Imprägnierung von Trägersubstanzen, zum Beispiel für den Drei-Wege-Katalysator oder für das katalytische Reforming verwendet. Durch Wahl der Imprägnierungsbedingungen kann dabei die Verteilung des Metalls auf dem Träger eingestellt werden.[9]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu CHLOROPLATINIC ACID in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 25. September 2021.
  2. a b c d e Eintrag zu Hexachloroplatinsäure in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. Januar 2022. (JavaScript erforderlich)
  3. a b c d Datenblatt Hexachloroplatin(IV)-säure Hexahydrat (PDF) bei Carl Roth, abgerufen am 27. Januar 2022.
  4. Eintrag zu Hexachloroplatinic acid im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  5. Christoph Elschenbroich: Organometallchemie. 6. Auflage. Teubner Studienbücher Chemie, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8351-0167-8, S. 617.
  6. Steinborn: Grundlagen der Metallorganischen Komplexkatalyse. 3. Auflage. Springer Spektrum, ISBN 978-3-662-56603-9, S. 397, doi:10.1007/978-3-662-56604-6.
  7. Harry H. Binder: Lexikon der chemischen Elemente, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-7776-0736-3.
  8. a b A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 91.–100., verbesserte und stark erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 1985, ISBN 3-11-007511-3.
  9. Th. Mang, B. .Breitscheidel, P. .Polanek, H. Knözinger: Adsorption of platinum complexes on silica and alumina: Preparation of non-uniform metal distributions within support pellets. In: Applied Catalysis A: General. 106, 1993, S. 239–258, doi:10.1016/0926-860X(93)80180-X.